Wahl-O-Mat und Alternativen

Wer dreieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl noch unentschlossen ist, welche Partei(en) er oder sie wählen soll, kann Entscheidungshilfen im Internet zu Rate ziehen: Klassischerweise den Wahl-O-Maten. Es gibt aber auch Alternativen – auch aus Münster.

Heute Mittag (02. September, 12 Uhr) hat die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) wieder den traditionsreichen Wahl-O-Maten freigeschaltet. Mit dem Online-Tool können die Bürger:innen ihre politischen Haltungen anhand von 38 Thesen mit den Positionen der einzelnen Parteien vergleichen.

Zum «Wahl-O-Mat» gelangt ihr hier.

Wahlkompass der WWU mit fünf statt drei Antworten

Der Politikwissenschaftler Norbert Kersting von der Universität Münster kritisiert den Wahl-O-Maten aber auch. Er bemängelt zum Beispiel, dass dieser nur drei Antwortmöglichkeiten bietet und deshalb von den Parteien leicht auszutricksen sei. Der an seiner Hochschule entwickelte «Wahl-Kompass» setzt stattdessen auf fünf Antwortmöglichkeiten. «Bei uns müssen die Parteien eher Farbe bekennen», versichert Kersting.

Zum «Wahl-Kompass» gelangt ihr hier.

DeinWal checkt tatsächliche Handlungen der großen Parteien

Andere Kritiker monieren, dass die Thesen im Wahl-O-Mat auf den Wahlprogrammen der Parteien basieren - also auf Ankündigungen statt auf tatsächlichem Handeln. Deshalb setzt das privat finanzierte Projekt «DeinWal» auf die Auswertung von Bundestagsabstimmungen der vergangenen vier Jahre. Aber auch diese Methode hat einen Nachteil: Kleine Parteien, die bislang nicht im Bundestag vertreten waren, fallen durchs Raster.

Zu «DeinWal» gelangt ihr hier.

Auch der «Wahltest» der Berliner Digitalagentur Wegewerk greift grundsätzliche Kritikpunkte am Wahl-O-Mat auf - etwa, dass dieser mit seinen reinen Ja/Nein-Fragen zu undifferenziert sei. Beim «Wahltest» müssen sich die Nutzer deshalb präzise festlegen, in welchem Jahr das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet werden soll oder mit welchen Maßnahmen die Wohnungsmieten am ehesten zu regulieren sind.

Zum «Wahltest» gelangt ihr hier.

Wahl-Swiper an Flirt-App "Tinder" angelehnt

Viele andere Konkurrenzprodukte setzen jedoch auf ein ähnliches Prinzip wie der Wahl-O-Mat. Der «Wahl-Swiper», den das Kreativstudio Movact mit der Universität Freiburg entwickelt hat, erinnert dabei stark an die Flirt-App «Tinder», denn Zustimmung oder Ablehnung zu einzelnen politischen Thesen signalisiert der User durch ein Wischen nach links oder rechts. «Wählen gehen ist so einfach wie Online-Dating», heißt es dort auch dementsprechend.

Zum «Wahl-Swiper» gelangt ihr hier.

Mehrsprachige Wahlhilfe beim «Walman»

Einen ganz anderen Aspekt greift der «Walman» auf: Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund zur Wahl in Deutschland zu motivieren. Diese Wahlhilfe funktioniert wie der «Wahl-Swiper». Jedoch kann vorher die Sprache festgelegt werden: Englisch, Türkisch, Kurdisch, Arabisch, Farsi oder Russisch.

Zum «Walman» gelangt ihr hier.

ANTENNE MÜNSTER stellt Kandidat:innen vor

Auch wir möchten dazu beitragen, euch die Entscheidung bei der Bundestagswahl zu erleichtern.

Bei uns im Radio gibt es deshalb Interviews mit den Spitzenkandidat:innen der aussichtsreichsten Parteien zu hören: Am 01. September Christian Lindner von der FDP, am 04. September Olaf Scholz von der SPD, am 07. September Janine Wissler von die Linke, am 15. September Armin Laschet von der CDU/CSU und am 16. September Robert Habeck von Bündnis 90/Die Grünen. Alle Interviews könnt ihr anschließend auch nachhören. Die AfD hat das Gespräch bisher verweigert.

Zudem stellen wir euch die aussichtsreichsten Direktkandidat:innen aus Münster vor. Am 01. September hatten wir bereits Stefan Nacke von der CDU zu Gast im Studio. Es folgen die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen Maria Klein-Schmeink am 10. September und Bundesumweltministerin Svenja Schulze von der SPD am 17. September. Ihr könnt uns vorab wieder eure Fragen als WhatsApp-Sprachnachricht an die 0251/289540 schicken. Diese werden wir den Kandidatinnen dann stellen.

"Alternativere" Wahlhilfen

Andere Angebote konzentrieren sich auf Spezialinteressen: Beim «Sozial-O-Mat» der Diakonie müssen Fragen zu Themen wie Grundeinkommen, Pflegekosten und Kinderbetreuung bearbeitet werden. Das Landwirteportal Agrarheute hat den «Agrar-o-Mat» entworfen, wo es um Betriebsprämien, Tierschutz und Ökolandbau geht.

Beim «Klimawahlcheck» werden 28 Thesen zu Energie oder Mobilität mit den Positionen der Parteien verglichen. Die Klima-Allianz verzichtete allerdings darauf, die AfD in das Projekt einzubeziehen. Zur Begründung heißt es, die Partei leugne den menschengemachten Klimawandel und wolle aus dem Pariser Klima-Abkommen aussteigen.

Bei «Wahltraut» stehen feministische und gleichstellungspolitische Themen im Fokus. Dabei geht es beispielsweise um Schwangerschaftsabbrüche, LGBT-Rechte sowie die paritätischen Besetzung von Chefetagen. Auch hier kommt die AfD nicht vor - was nach Angaben der Initiatoren allerdings daran liegt, dass der an die Partei verschickte Fragenkatalog unbeantwortet geblieben sei.

Noch monothematischer ist der «Steuer-O-Mat» des Portals Smartsteuer und des Kölner Wirtschaftsforschungsinstituts IW. Anhand von Einkommen und Familienstand wird hier individuell errechnet, welche Partei den größten Steuerzuwachs verspricht.

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