Stadt will Galeria-Kaufhaus kaufen
Veröffentlicht: Freitag, 06.12.2024 06:30
Die Stadt Münster will das Galeria-Gebäude an der Ludgeristraße kaufen. Dafür bekommt sie Lob von Wirtschaft und Experten.

Das Galeria-Warenhaus an der Ludgeristraße und dazugehörige Grundstücksflächen stammen aus der Insolvenzmasse des Signa-Konzerns. Beides möchte die Stadt Münster kaufen. Die Verwaltung bringt heute (04.12.) eine entsprechende Beschlussvorlage in den Ausschuss für Wohnen, Liegenschaften, Finanzen und Wirtschaft zu Beratungen ein. Kommenden Mittwoch (11.12.) entscheidet der Rat der Stadt Münster darüber. Die Stadt weist darauf hin, dass die politischen Beratungen zu solchen Grundstücksangelegenheiten aus Datenschutzgründen nicht-öffentlich stattfinden. Das vorgesehene Investitionsvolumen liegt nach ANTENNE MÜNSTER-Informationen bei 14,7 Millionen Euro. Die Vertragsverhandlungen zwischen Stadt, Eigentümer und dem Mieter befinden sich bereits in der finalen Phase, teilt die Stadt weiter mit. Nach Abschluss des Kaufvertrags plant die Stadt, das Gebäude an Galeria zu vermieten.
OB Lewe: "Wir übernehmen Verantwortung für Zukunft unserer Innenstadt"
Das Warenhaus an der Ludgeristraße gilt als bedeutender Standort für das Oberzentrum Münster, so die Stadt. Oberbürgermeister Markus Lewe sagt zu den Plänen das Galeria-Kaufhaus zu kaufen:
Mit dem Kauf der Immobilie und der Grundstücksflächen übernehmen wir Verantwortung für die Zukunft unserer Innenstadt. Durch die Investition wollen wir den Fortbestand des Warenhauses und der verbundenen Arbeitsplätze in unserer Stadt ermöglichen. Gleichzeitig stellen wir sicher, dass dieses zentrale Grundstück nicht zum Spekulationsobjekt unkontrollierter Marktkräfte wird. Ohne die Bereitschaft der Stadt zu Vertragsverhandlungen wäre das Haus im Rahmen der Insolvenz vermutlich bereits im Frühjahr geschlossen worden.
Stadt gehört Großteil der Grundstücksfläche
Der Stadt Münster gehört schon der Großteil des fast 4.000 Quadratmeter großen Grundstücks. Im Jahr 1962 wurde das Warenhaus auf einem 2.300 Quadratmeter großen, städtischen Grundstück gebaut. 1967 wurde das Gebäude zum ersten Mal erweitert - auf einer Fläche von 466 Quadratmetern. Ein weiterer Ausbau folgte im Jahr 1984. Diesmal auf 1.109 Quadratmetern. Diese Grundstücksteile gehören momentan Firmen des insolventen Signa-Konzerns. Insgesamt hat das Gebäude über fünf Etagen mit insgesamt 14.000 Quadratmetern Verkaufs- und Restaurantflächen. Knapp 6.000 Quadratmeter werden für Lager-, Neben- und Sozialräume und Büros genutzt. Um bauliche und finanzielle Chancen und Risiken zu analysieren, hat die Verwaltung ein externes Gutachten in Auftrag gegeben. Nach Angaben der Stadt droht ein langfristiger Leerstand aufgrund der komplexen Eigentumsverhältnisse an diesem Standort, sofern die Stadt auf einen Ankauf des Gebäudes und der Grundstücke verzichtet.

Umfangreiche Modernisierung erforderlich
Das Gutachten kommt laut Stadt zu dem Ergebnis, dass eine Nutzung des in den 60er Jahren gebauten Gebäudes nur durch das vorhandene Warenhausmodell sinnvoll ist. Bei einem Mieter mit einem anderen Nutzungskonzept wären dagegen erhebliche Umbauten nötig, was aufgrund des baulichen Zustands absehbar einen Neubau erforderlich machen würde, heißt es weiter. Dennoch dürften in den kommenden Jahren, aufgrund des Alters und des energetischen Zustands des Gebäudes, umfangreiche Instandhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen anstehen. Die Kosten dafür sollen nach dem Kauf des Gebäudes durch die Stadt im Mietvertrag vollständig auf den Mieter Galeria übertragen werden.
Galeria stellte im Januar Insolvenzantrag
Im Januar dieses Jahres stellte die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof einen Insolvenzantrag, nachdem der Mutterkonzern Signa in Schieflage geraten war. Es war die dritte Insolvenz innerhalb von vier Jahren. Im Juli hob das Amtsgericht Essen das Verfahren auf. Inzwischen hat ein Konsortium, bestehend aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz, die Warenhauskette, die nun Galeria heißt, übernommen. Momentan betreibt Galeria 83 Filialen in Deutschland, zwei davon in Münster.
Zustimmung von Wirtschaft und Experten
Positive Reaktionen bekommt die Stadt Münster für ihren Plan, die Galeria-Liegenschaften an der Ludgeristraße zu kaufen. Wie die Westfälischen Nachrichten schreiben, ist man etwa bei der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen von diesem Schritt überzeugt. Wenn solche Immobilien nämlich erst mal leer stehen, ziehe das die gesamte Umgebung nach unten, sagt IHK-Handelsexperte Jens von Lengerke. Zustimmung gibt es auch von der Initiative Starke Innenstadt (ISI) und von der Wirtschaftsinitiative Münster (WIN).