70 Galeria-Filialen bleiben

Jetzt ist es offiziell: Richard Baker und Bernd Beetz steigen als Investoren bei Galeria Karstadt Kaufhof ein. Die meisten Filialen sollen erhalten bleiben.

Die neuen Eigentümer werden voraussichtlich mehr als 70 der 92 Filialen fortführen. Das sagte Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Ob die beiden Filialen in Münster mit 200 Beschäftigten darunter sind, ist unklar. Damit sei es möglich, eine große Mehrheit der Arbeitsplätze zu erhalten. Die Zahl der Filialen, die erhalten bleiben sollen, ist Teil der Investorenvereinbarung, die am Dienstag notariell beurkundet wurde. Investor Bernd Beetz:

Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus. Wir wollen langfristig investieren, entwickeln und wachsen. Die nächsten Wochen seien entscheidend, um die Voraussetzungen für ein solides Geschäftsmodell zu schaffen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können wir Galeria auf einen erfolgreichen Kurs bringen.

US-Firma NRDC gehört Unternehmer Richard Baker

Die US-Firma NRDC gehört dem Unternehmer Richard Baker. Der 58-Jährige hat die Mehrheit an den Ketten Hudson Bay Company (HBC) und Saks Fifth Avenue, die in den USA und Kanada zahlreiche Warenhäuser betreiben. Baker war schon einmal Eigentümer von Galeria Kaufhof. HBC, das nach eigenen Angaben Nordamerikas ältestes Unternehmen ist, hatte die deutsche Warenhaustochter 2015 vom Handelskonzern Metro übernommen. Für Bakers Warenhauskette war es der erste Schritt auf den europäischen Markt.

Nach dem Kauf liefen die Geschäfte jedoch nicht rund. Im Frühjahr 2017 ging Konzernchef Oliver van den Bossche, der 2023 erneut die Führung von Galeria übernommen hat, von Bord. Im Sommer 2017 reduzierte der Kreditversicherer Euler Hermes überraschend die Kreditlimits für Lieferanten. Kaufhof hatte mit Umsatzrückgängen zu kämpfen und schrieb unter dem Strich rote Zahlen. Im Geschäftsjahr 2017/2018 lag der Jahresfehlbetrag laut Bundesanzeiger bei mehr als 97 Millionen Euro, im Jahr darauf sogar bei mehr als 400 Millionen Euro.

Gläubiger entscheiden im Mai

Der Insolvenzverwalter will bis Ende April einen Insolvenzplan vorlegen. Dieser muss vom Gericht geprüft werden. Die letzte Entscheidung über eine Übernahme durch einen neuen Eigentümer trifft die Gläubigerversammlung. Diese wird am 28. Mai in der Messe Essen zusammenkommen, um über den Insolvenzplan abzustimmen. Nimmt die Gläubigerversammlung ihn an, muss er vom Insolvenzgericht erneut bestätigt werden. Anschließend kann das Gericht das Insolvenzverfahren aufheben.

2019 kaufte Benko Kaufhof von HBC

Die Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko, die kurz zuvor Karstadt übernommen hatte, bemühte sich 2015 vergeblich um einen Kauf von Galeria Kaufhof. Anfang 2018 lehnte HBC ein weiteres Angebot zunächst ab. Im selben Jahr verkündeten Kaufhof und Karstadt dann jedoch ihren geplanten Zusammenschluss. Aufsichtsratschef von Kaufhof war damals Bernd Beetz, der ehemalige Chef des US-Kosmetikkonzerns Coty.

Im Dezember 2018 gab das Bundeskartellamt grünes Licht für die Fusion. HBC wurde daraufhin Minderheitseigentümer der neuen Holding, die Signa übernahm zunächst 50,01 Prozent des fusionierten Unternehmens und 2019 dann alle Anteile. Der neue Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof, der europaweit mehr als 240 Standorte mit rund 32.000 Mitarbeitern hatte, rutschte im folgenden Jahr jedoch in die erste Insolvenz.

Im Januar 2024 hat Galeria erneut einen Insolvenzantrag gestellt, es war die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Anfang April eröffnete das zuständige Amtsgericht Essen das Verfahren.

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