Prozess um Send-Messerattacke

Am Freitag (29.09) ist am Landgericht der Prozess um die tödliche Messerattacke auf dem Frühjahressend in Münster fortgesetzt worden.

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Viele Zeugen hat das Landgericht heute im Mordprozess gegen den Messerstecher vom Frühjahrssend geladen. Das Gericht wollte so Klarheit in das Geschehen bringen. Im Landgericht war für uns ANTENNE MÜNSTER Chefreporter Matthias Menne:

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Angeklagter gesteht Tat

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Zu Beginn des Prozesses am Landgericht Münster wurde die Anklage verlesen, die Staatsanwaltschaft Münster wirft dem 21-jährigen Mord vor. Mord sei es deshalb, weil der Angeklagte heimtückisch gehandelt habe. Er habe die Arglosigkeit des Opfers bewusst ausgenutzt, um dieses in einem wehrlosen Zustand zu töten. Die Anwälte des Angeklagten sehen das allerdings völlig anders, Siegmund Benecken vertritt den 21-Jährigen vor Gericht und sagt im ANTENNE MÜNSTER-Interview:

Es ist unbestritten, dass unser Mandant das Opfer getötet hat. Es gibt auch eine Videoaufnahme, die den Tötungsdelikt zeigt. Die Frage ist für uns: Ist es doch nur Totschlag? Das strebt die Verteidigung an.

Der Angeklagte äußerte sich selbst nicht zu den Vorwürfen. Der Anwalt verlas allerdings eine Stellungnahme, in der er den Angriff gesteht, jedoch besonders betont, wie alkoholisiert er in der Situation gewesen sei und wie sehr er die Tat bereue. Daraufhin kam eine Gutachterin zu Wort, die den Werdegang des Angeklagten schilderte: Sie schilderte die extrem schwierigen Familien-Verhältnisse, unter denen der junge Mann aufgewachsen war. Als Dreijähriger kam er mit seiner Familie aus Kasachstan nach Deutschland. Immer wieder kam der Angeklagte als Kind in Pflegefamilien und Kinderheime und wurde zunehmend kriminell.

Auch erste Zeug:innen wurden angehört. Der Bruder des Angeklagten, der an jenem Abend ebenfalls anwesend war, verweigerte die Aussage.

Siegmund Benecken, der Anwalt des Angeklagten in diesem Prozess, im ANTENNE MÜNSTER-Interview.© ANTENNE MÜNSTER
Siegmund Benecken, der Anwalt des Angeklagten in diesem Prozess, im ANTENNE MÜNSTER-Interview.
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Was bisher klar ist...

Am 18. März dieses Jahres war es auf dem Send in Münster zu der schrecklichen Tat gekommen. Nach einem Streit mit dem 31-jährigen Opfer an einem Fahrgeschäft hatte der 21-jährige Angeklagte dem Opfer mit einem Messer in die Brust gestochen. Obwohl sehr schnell Ersthelfer:innen und Sanitäter:innen zur Stelle waren, verblutete der Mann noch auf der Kirmes. Wie genau sich die Tat abspielte und was zuvor zwischen den beiden Männern vorgefallen war, soll bis zum 30. Oktober in fünf weiteren Gerichtstagungen geklärt werden.

Im Landgericht war, aufgrund des Prozessauftaktes, das öffentliche Interesse groß: Rund 100 Besucher:innen und gut 20 Medien-Vertreter:innen sind gekommen. Das hat zu Verzögerungen geführt: Die Verhandlung hat erst eine Stunde später als geplant beginnen können.

Hörerin Luisa über jenen Abend auf dem Send

Der Angriff sorgte im März weit über Münsters Grenzen für Schlagzeilen und sorgte am Tat-Abend auf dem Schlossplatz für eine Situation, die es so vorher noch nicht gegeben hat. Hörerin Luisa war an jenem Abend mit Freundinnen auf dem Schlossplatz. Im Interview mit ANTENNE MÜNSTER-Reporter Chris Overmann erinnert sie sich:

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Was droht dem Angeklagten?

Sollte das Gericht ihn wegen Mordes verurteilen, hätte das in jedem Fall eine lebenslange Haftstrafe zur Folge. Am Tattag war der Angeklagte 21 Jahre alt. Eine Jugendstrafe ist also ausgeschlossen. Entscheidend dürfte aber sein, ob das Landgericht ebenfalls die Mord-Merkmale als erfüllt sieht. Spätestens Ende Oktober soll es ein Urteil geben.

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