Verlängerung im Send-Prozess?
Veröffentlicht: Freitag, 27.10.2023 16:00
Im Prozess um die tödliche Messerattacke auf dem Send hat die Verteidigung am Freitag (27.10.) zwei überraschende Anträge gestellt.

Am fünften Prozesstag wurden Zeugen vernommen und Bildaufnahmen vom Tatort angeschaut, die Aufschluss über das Geschehen geben sollten. Außerdem wurde die forensische Gutachterin gehört.
Erwartet wurde eigentlich, dass im Anschluss daran Staatsanwältin Nicole Karweger ihr Plädoyer hält. Sie hatte dem 21 Jahre alten Angeklagten Yevgeni A. in der Anklage Mord vorgeworfen, weil er auf dem Frühjahrssend am 18. März den 31-jährigen Familienvater Mark D. erstochen haben soll.
Doch es kam anders. Die Verteidiger des Angeklagten stellten am heutigen vorletzten geplanten Prozesstag den Antrag auf ein Sachverständigengutachten. Ein Experte solle aufgrund der Videoaufzeichnungen bitte nachweisen, dass die Klinge des noch immer nicht gefundenen Tatwerkzeugs nicht länger als fünf Zentimeter ist. Das könnte wichtig sein, weil der Angeklagte zugegeben hatte, dass er sein Opfer zwar verletzen, aber nicht töten wollte. Seine Anwälte Siegmund und Burkhard Benecken erklärten, das Tatmesser sei ein Apfelmesser mit rotem Plastikgriff gewesen. Benecken hoffe deshalb auf eine Verurteilung wegen Körperverletzung mit Todesfolge:
Außerdem haben die Anwälte Zweifel am Gutachten der Psychiaterin angemeldet: Sie werfen ihr vor, den Alkoholkonsum von Yevgeni A. nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Deswegen verlangen sie jetzt Einsicht in die Unterlagen der Expertin über die Alkoholmengen, die der Angeklagte zur Tatzeit zu sich genommen hat.
Am Montag (30.10.) ist eigentlich der letzte Prozesstag. Dann will das Gericht bekanntgeben, ob es den Anträgen der Verteidigung folgt. Wenn ja, müsste u.a. ein Gutachten eingeholt werden, das sich auf Aufnahmen von der Tat aus einer Überwachungskamera und Ergebnisse der Obduktion stützt.