Paul-Gerhardt-Haus nach wie vor besetzt
Veröffentlicht: Sonntag, 07.01.2024 17:16
Eine Protest-Gruppe hat an diesem Wochenende das Paul-Gerhardt-Haus an der Friedrichstraße besetzt. Der Leiter des pg distanziert sich von der Aktion.

Im Laufe dieses Jahres 2024 soll das Paul-Gerhardt-Haus zwischen der Eisenbahnstraße und der Friedrichstraße weg – der Abriss steht an. Schon vor Wochen wurde deswegen Münsters größtes und angebotsreichstes Jugendzentrum darin geschlossen. All die Versuche, das Paul-Gerhardt-Haus zu erhalten, waren gescheitert.
Seit diesem Wochenende versucht eine Protest-Gruppe, den Abriss doch noch zu verhindern oder zumindest endlich Übergangslösungen zu erreichen: Sie sind in das Gebäude gelangt und besetzen es. Auf Instagram nennt die Gruppe es einen "Protest gegen den Abriss". In einem Schreiben an die ANTENNE MÜNSTER-Redaktion begründet die Gruppe ihren Schritt wie folgt:
„Grund für diese Besetzung ist, dass das Jugendzentrum im Paul-Gerhardt-Haus OHNE Alternativlösung von Trägergemeinde und Stadt geschlossen wurde und somit wichtige Räume für junge Menschen in Münster ersatzlos fehlen. Mit dem PG fallen außerdem Räume für freie, zivilgesellschaftliche Organisierung vieler Gruppen, Initiativen und politischer Bündnisse weg. […] Es reicht, das nehmen wir nicht weiter hin! Wir fordern eine adäquate, sichere und direkte Lösung um die offene Jugendarbeit und die offenen Angebote des PG fortzuführen."
Eine derartige Lösung gebe es bisher nicht. Die Gruppe hofft, dass sich möglichst viele Menschen nun mit ihnen solidarisieren und bittet um Sachspenden und Nahrungsmittel im besetzten Paul-Gerhardt-Haus. Wie lange sie planen, das Haus gegenüber des Hotels „Mauritzhof“ und der Geschäftsstelle des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) zu besetzen, teilte die Protest-Gruppe nicht mit.
Die Pläne nach dem Abriss
Die Erlöser-Kirchengemeinde konnte das in die Jahre gekommene Paul-Gerhardt-Haus nicht mehr alleine halten. Deshalb hatten der Rat der Stadt Münster, die St. Franziskus-Stiftung und die Kirchengemeinde entschieden, dass auf dem Gelände ein Bildungs- und Begegnungscampus entstehen soll. Darin soll auch ein neues Jugendzentrum Platz finden. Für den Übergang während der Bauzeit wurde aber kein Ersatz organisiert, kritisiert die Protest-Gruppe.

Update: Zwischenlösung gefunden
Die St. Franziskus-Stiftung distanziert sich von den Besetzern. Deren Aktion sei kontraproduktiv für die Verhandlungen um eine Zukunft der offenen Jugendarbeit, die bisher in dem Gebäude stattfand. Wo die Angebote bis zur Fertigstellung des Neubaus an der Eisenbahnstraße durchgeführt werden, wird noch verhandelt. Vor dieser Zwischenlösung ist jetzt eine Zwischen-Zwischenlösung gefunden: Einige der Angebote des Paul-Gerhardt-Hauses finden in den Räumlichkeiten des Jib an der Hafenstraße, im Abi-Südpark und im Kreativhaus statt.
Die Erlöser-Kirchengemeinde kritisiert außerdem, dass durch die Besetzung vor allem die St.Franziskus-Stiftung unter Druck gesetzt wird. Diese sei aber gar nicht für die Findung einer Zwischenlösung zuständig, sondern konzentriere sich auf langfristige Lösungen nach Abschluss des Neubaus.