Paul-Gerhardt-Haus ist geräumt

Die Polizei hat am Mittwoch (10.01.) die Besetzung des Paul-Gerhardt-Hauses beendet. 16 Aktivist:innen hatten darin tagelang ausgeharrt.

© ANTENNE MÜNSTER

Eine Hundertschaft hat am Mittwochmorgen (10.01.) um 7 Uhr damit begonnen, das Gebäude Raum für Raum zu durchsuchen und 16 Aktivist:innen herausgeholt. Sie haben einen Platzverweis bekommen und mussten ihre Personalien angeben. Seit Sonntag (08.01.) hatten die jungen Menschen das Jugendzentrum besetzt, das in Kürze abgerissen werden soll. Das Gebäude soll nun privat gesichert werden, damit es nicht zu einer weiteren Besetzung kommt.

Die Aktivist:innen haben sich widerstandslos von der Polizei aus dem Gebäude herausholen lassen.© ANTENNE MÜNSTER
Die Aktivist:innen haben sich widerstandslos von der Polizei aus dem Gebäude herausholen lassen.
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Solidaritätsdemo

Nach der Räumung des ehemaligen Jugendzentrums haben Sympathisierende am frühen Mittwochabend zu der Aktion aufgerufen. Rund 120 Teilnehmende gab es laut Polizei. Sie zogen von der Stubengasse zum Bahnhof, von dort weiter zum Paul-Gerhardt-Haus und zum Landeshaus an der Warendorfer Straße. Die Veranstaltung ist laut Polizei Münster friedlich verlaufen.

Die Besetzung des Paul-Gerhardt-Hauses

Das Jahr ist noch jung - die Geschehnisse in und rund um das Paul-Gerhardt-Haus könnten schon einen ganzen Roman füllen: Verkauf, geplanter Abriss und Neubau, Besetzung, Gespräche, Strafanzeigen und jetzt die Räumung.

Sankt-Franziskus-Stiftung plant Neubau - mit Räumen für Jugendhilfe

Über Jahrzehnte war das Paul-Gerhardt-Haus das größte und angebotsreichste Jugendzentrum in Münster. Doch die Erlöser-Kirchengemeinde konnte es nicht mehr finanzieren, hinzu waren weitreichende Gebäude-Sanierungen nötig. Zum Jahresbeginn kaufte die Sankt-Franziskus-Stiftung das Gebäude. Ihr Plan: Ein Abriss und Neubau an gleicher Stelle. Dort soll auch Platz für ein Jugendangebot sein - allerdings würde dieser sich von über 700 auf 130 Quadratmeter verringern. Das rief die Besetzer:innen auf den Plan.

Besetzer:innen: Geld steht über Gemeinwohl

Seit diesem Wochenende war das Paul-Gerhardt-Haus besetzt. Die Besetzer:innen ließen die Türen aber offen: Das Paul-Gerhardt-Haus sollte weiter für engagierte oder hilfesuchende Menschen offen bleiben. Im ANTENNE MÜNSTER-Interview erklärte Noah, einer der Besetzer:innen, dass man besonders von der Kommunikationsweise der Franziskus-Stiftung enttäuscht sei. Diese hat während eines Gesprächs bei der Polizei Strafanzeige gestellt.

Die Besetzer:innen haben noch am Tag vor der Räumung die Räumlichkeiten etwa für Workshops oder künstlerische Tätigkeiten genutzt.© ANTENNE MÜNSTER
Die Besetzer:innen haben noch am Tag vor der Räumung die Räumlichkeiten etwa für Workshops oder künstlerische Tätigkeiten genutzt.
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Übergangslösung gefunden, aber wenig Konkretes

Noch immer ist eine Frage nicht geklärt: Wo sollen die Angebote stattfinden, bis das neue Gebäude bezugsbereit ist? Seit Monaten wird an einer Zwischenlösung gearbeitet - konkrete Ergebnisse gibt es noch keine, auch wenn immer wieder beteuert wird, dass bald alles geklärt sei. Jetzt gibt es immerhin eine Übergangslösung vor der Zwischenlösung: Ein Teil der Angebote des Jugendzentrums finden nun im Jib an der Hafenstraße, im Abi-Südpark und im Kreativhaus statt. Wie lange diese Lösung gilt und wie viele Angebote weiterlaufen, steht noch nicht fest. Leidtragende der gesamten Geschichte sind vor allem Kinder und Jugendliche: Für sie fällt so kurz nach zwei Corona-Jahren ein weiteres Angebot auf unbestimmte Zeit weg. Und selbst bei schneller Umsetzung der Pläne würde sich der Raum für die Jugendhilfe massiv verkleinern.

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