"Irgendwann geht es nicht mehr!"
Veröffentlicht: Mittwoch, 14.06.2023 08:15
Heute (14.06.) bleiben fast alle Apotheken zu. Im ANTENNE MÜNSTER-Interview erklärt die oberste Apothekerin Deutschlands, Gabriele Overwiening, warum dieser Schritt notwendig ist.

Gabriele Overwiening ist Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und zugleich auch Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe in Münster. Aktuell befindet sie sich in Berlin, um dort an der zentralen Kundgebung zum Protesttag der Apotheken teilzunehmen. Im Gespräch mit ANTENNE MÜNSTER-Moderatorin Anja Brukner erklärt sie, warum ein so deutliches Zeichen jetzt unausweichlich ist:

Gründe für den Protesttag
Mit dem bundesweiten Protesttag wollen die Apotheker:innen ihren Forderungen gegenüber der Politik Nachdruck verleihen. Gabriele Overwiening verdeutlicht im ANTENNE MÜNSTER-Interview:
Die Apotheken haben in der Tat noch nie geschlossen. Daran erkennen Sie, wie groß der Druck ist. Wir müssen zu solchen Maßnahmen greifen, damit die Politik wahrnimmt, was Arzneimittelversorgung in Deutschland bedeutet. Wie wichtig sie für die Menschen vor Ort ist. Keine anonyme Versorgung, keine mögliche Versorgung, sondern eine verlässliche Versorgung.
Die Apothekerverbände verlangen eine Anhebung der Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel; von 8,35 Euro auf 12 Euro pro Packung. Trotz steigender Kosten etwa bei Energie und Personal habe es bereits seit vielen Jahren keine Honoraranpassung mehr gegeben.
Außerdem fordern sie wirksame Maßnahmen gegen die massiven Lieferengpässe und dringen auf einen Abbau bürokratischer Anforderungen sowie eine Erhöhung ihrer Vergütung. Andernfalls sieht die oberste Apothekerin des Landes schwarz für eine angemessene Versorgung der Patient:innen:
"Irgendwann geht es nicht mehr. Dann bluten die Apotheken aus. Gerade eben auch in der Fläche aber auch in den Städten. Und das können wir nicht passieren lassen. Die Apotheken wollen die Menschen versorgen vor Ort. Das ist unser Auftrag, Patientinnen und Patienten zu versorgen. Und dafür kämpfen wir, dass wir das auch in Zukunft machen können!"
Notversorgung eingerichtet
Etwa 90 %der Apotheken in Nordrhein-Westfalen bleiben nach Verbandsangaben wegen Protestaktionen am heutigen Mittwoch (14.06.) geschlossen. In akuten Fällen werde die Versorgung der Patient:innen in Notdienstapotheken sichergestellt. In Münster gibt es zwei Apotheken-Notdienste: Die Apotheke auf der Geist und die Hubertus Apotheke Handorf haben heute geöffnet.
Protestzug in Münster
Es blieb aber nicht nur beim stillen Protest durch geschlossene Apotheken: Um 11 Uhr haben die Apotheker:innen aus Münster einen Protestzug vom Geistviertel zum Prinzipalmarkt gestartet. Vor dem Rathaus gab es dann eine Kundgebung und ein Gespräch mit Oberbürgermeister Markus Lewe.