Verfrühtes Urteil im Fall 'Malte C.'

Am Mittwoch (22.03.) gibt es am Landgericht Münster im Fall 'Malte C.' das Urteil gegen Nuradi A. - das haben die Richter am Donnerstag (16.03.) angekündigt. 

© ANTENNE MÜNSTER

Damit verkündet das zuständige Richter-Team das Urteil gut einen Monat früher als geplant. Der Angeklagte Nuradi A. hat längst gestanden, den trans-Mann Malte C. beim Christopher Street Day Ende August am Hafen niedergeschlagen zu haben. Einen Tag vor dem Urteil - am kommenden Dienstag (21. März) - soll eine Sachverständige empfehlen, ob das Gericht Nuradi A. nach Jugendstrafrecht verurteilen sollte oder nicht. Dann gibt es auch die Plädoyers der Rechtsanwälte und der Staatsanwaltschaft.

Geständnis einer der Gründe für verfrühtes Urteil

Das verfrühte Urteil hat mehrere Gründe: Zum einen hat der Angeklagte Nuradi A. schon am ersten Prozesstag die Tat zugegeben. So konnten am Donnerstag (16.03.) schon die letzten Zeugen aussagen. Das Gericht hatte einige Zeugen - wie die Verwandten des Angeklagten - auch schon wieder ausgeladen, weil ihre Angaben durch das Geständnis nicht mehr nötig waren. Zum anderen hat auch schon der zuständige Gerichtsmediziner vor Gericht sein Gutachten zur Todesursache vorgestellt. Der Angriff von Nuradi A. und das Schädel-Hirn-Trauma, das Malte dadurch erlitt, waren ursächlich für Folge-Erkrankungen im Krankenhaus, die zum Tod führten.

Gerichtsmediziner: "Zusammenhang zwischen Trauma und Tod"

Der Angriff war die Ursache des Schädel-Hirn-Traumas, das Malte nach dem Angriff durch den Aufprall mit dem Kopf auf dem Boden erlitt. Wegen des Traumas mussten Ärzte ihn im Krankenhaus künstlich beatmen - seine Lunge entzündete sich aber dadurch. Und die anschließende Sepsis führte dann - sechs Tage nach dem Angriff - zum Tod. Der Gerichtsmediziner des UKM sagte, er sehe "mittelbar einen Zusammenhang zwischen dem Schädel-Hirn-Trauma und dem Tod".

Faustschläge ohne Boxhandschuh waren Thema im Boxclub

Zudem sagte in diesem Fall am Donnerstag (16.03.) auch der Leiter eines Boxclubs aus. In dem Boxclub war Nuradi A. von 2015 bis Anfang 2018 Mitglied. Der Leiter sagte, dass Nuradi hart trainiert habe und schnell richtig gut wurde - innerhalb seiner Zeit im Boxclub habe er 14 seiner 17 Kämpfe gewonnen. Er wurde sogar Deutscher Junioren-Meister im Boxen.

Der Leiter des Boxclubs beschrieb ihn als schulisch und sportlich vorbildlich, er wusste von Nuradi aber auch, dass dieser große Angst hatte, nach Russland abgeschoben zu werden. Seine Motivation sei gewesen, durch gute Leistungen als Boxer in Deutschland bleiben zu können. Dann aber durfte er nach dem Deutschen Junioren-Meistertitel nicht für Deutschland um den Europameistertitel kämpfen, eben weil er keinen deutschen Pass hatte. Das demotivierte Nuradi, er hielt sich nicht mehr an die Clubregeln und kam ab 2018 nicht mehr zum Training.

Der Leiter des Boxclubs sagte auch, dass es beim Training immer wieder Thema gewesen sei, was ein Faustschlag ohne Boxhandschuh anrichten könne. Dem dürfte sich Nuradi beim Angriff auf Malte bewusst gewesen sein.

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