St. Stephanus Gemeinde demonstriert für den Verbleib von Pfarrer Laufmöller

Gut 350 Gemeindemitglieder versammelten sich am 3. Adventssontag vor dem Domplatz, um für den Verbleib ihres Pfarrers Thomas Laufmöller in der St. Stephanus Gemeinde zu demonstrieren.

Seit acht Tagen ist es endgültig: Pfarrer Thomas Laufmöller soll die Gemeinde St. Stephanus zum 01.06.2021 verlassen. Zum Unmut der Gemeinde: Man fühle sich übergangen und frustriert darüber, dass bis heute keine Gründe für die Abberufung des geschätzten Seelsorgers seitens des Bistums genannt wurden. "Nicht mit uns" lautete deshalb das Motto der Demonstration, die heute von der St. Stephanus-Gemeinde am Aasee zu einer Kundgebung am Domplatz zog. Rund 350 Gemeindemitglieder hatten sich dafür am 3. Adventssonntag versammelt. Man wünsche sich "einen Dialog auf Augenhöhe". Die Kundgebung verlief friedlich und erfolgte mit dem nötigen Corona-Abstand von 1,50 Meter. Gesungen wurde aufgrund der verschärften Pandemielage nicht.

Martin Schulte, Gemeindemitglied und Redner am Sonntag:

Wir sind kein pöbelnder Mob, als den der Pfarreirat und das Bistum uns zuletzt wiederholt darzustellen versuchten. Wir möchten mit unseren Kindern gern in dieser Kirche leben und unsere Talente für sie einsetzen, aber wir werden vom Bischof mit unseren Sorgen und Nöten alleingelassen.

ANTENNE MÜNSTER-Reporterin Luisa Meng berichtet im Gespräch mit Morgenmoderatorin Anja Brukner über die Demo:

© ANTENNE MÜNSTER

Die Chronologie der Ereignisse

Sonntag, 13. Dezember: Demonstration mit rund 350 TeilnehmerInnen

Trotz der Corona-Pandemie haben sich zahlreiche Gemeindemitglieder am Sonntag auf dem Domplatz versammelt. Ihr Anliegen sei "zu wichtig" und müsse "gehört werden", hieß es von den Mitgliedern der Gemeinde gegenüber ANTENNE MÜNSTER. Man wünsche sich einen "offenen Dialog auf Augenhöhe", endlich "Transparenz" und "Gesprächsbereitschaft" seitens des Bistums. Einige Gemeindemitglieder äußerten sogar Zweifel an einer weiteren Mitgliedschaft in der katholischen Kirche. Die gut zweieinhalbstündige Demonstration verlief friedlich, fast andächtig; die Wut, Hilflosigkeit und die Enttäuschung waren aber dennoch deutlich zu spüren. Die nötigen Corona-Abstände wurden durch Markierungen auf dem Boden eingehalten. Gesungen wurde aufgrund der verschärften Pandemielage nicht.

Freitag, 11. Dezember: Generalvikar rät vom geplanten Protestzug ab

Am späten Abend (22:30) teilt der Generalvikar des Bistums Münster, Dr. Klaus Winterkamp, in einem Brief an den Initiator der Aktion mit, dass, aufgrund der Corona-Pandemie, am Sonntag keine Vertreter des Bistums auf dem Domplatz anzutreffen sein werden. Er sei aber gerne dazu bereit zu einem späteren Zeitpunkt über die vielen – und ohne Zweifel diskussionswürdigen Fragen – mit den Gemeindemitgliedern zu reden, heißt es weiter in dem Brief von Winterkamp. Er bittet außerdem auch darum, die Demonstration abzusagen, da sie im Hinblick auf die aktuellen Coronazahlen zu risikoreich sei. 

Donnerstag, 10. Dezember: Laufmöller wendet sich mit Brief an die Gemeinde

in der Auseinandersetzung zwischen dem Bistum und der Gemeinde St. Stephanus Münster hat sich nun der Pastor Laufmöller in einem Brief an die Gemeinde gewandt. Er plädiert dafür, die verbleibende Zeit im Advent als Zeit der Ruhe und der Vorbereitung auf Weihnachten zu verwenden und stattdessen im neuen Jahr sachliche Gespräche mit dem Bistum zu führen.

Außerdem hatte sich Bischof Felix Genn noch einmal mit Vertretern und Seelsorgern der zuständigen Pfarrei St. Liudger getroffen, zu der die Gemeinde St. Stephanus gehört. In dem Gespräch erklärten Vertreter, dass sie derzeit noch nicht wüssten, wie die Pfarrei aus dieser verfahrenen Situation herauskommen solle. Es könne nur gelingen, wenn alle bereit seien, kleine Schritte aufeinander zuzumachen. 

Montag, 7. Dezember: "Nicht mit uns" - Erneute Demonstration gegen Abberufung St. Stephanus-Pfarrer Laufmöller geplant

Viele Gemeindemitglieder wollen die Abberufung des beliebten Pfarrers so nicht hinnehmen. Am dritten Adventssonntag (13.12.) wollen sie deshalb erneut für den Erhalt von Pfarrer Laufmöller demonstrieren. Ursprünglich war die Demo für gestern vorgesehen. Die Teilnehmer planen, sich zunächst an der Gemeinde zu treffen. Unter dem Motto: "Nicht mit uns" soll es dann zum Domplatz gehen, um dort einen Dialog mit dem Bischof zu fordern. In einem offenen Brief hatten Gemeindemitglieder bereits kritisiert, dass in der Debatte Fakten verdreht und falsch dargestellt worden, die Kritik richtet sich dabei auch an den Pfarreirat von St. Liudger. In dem Brief hatten die Gemeindemitglieder die Vertrauensfrage gestellt und forderten umgehend außerplanmäßige Neuwahlen für das Gremium. Den Forderungen wurde bislang nicht nachgegangen.

Sonntag, 6. Dezember: Geplanter Protestzug wird abgesagt

Der für den 06. Dezember Protestzug wird im Voraus abgesagt.

Samstag, 5. Dezember: Pfarrer Laufmöller endgültig versetzt

Nach rund einer Stunde ist das Gespräch zwischen Münsters Bischof Felix Genn und Pfarrer Laufmöller zu dessen Abberufung beendet. Nun steht fest: Pfarrer Laufmöller wird mit 30 Prozent seiner Stelle in die Pfarrei St. Nikolaus versetzt. Die restlichen 70 Prozent seiner Stelle werde er weiterhin als Schulseelsorger an der Friedensschule verbringen. Laufmöllers Versetzung hatte bereits vor der endgültigen Entscheidung heute große Kritik, vor allem in der St. Stephanus Kirche, ausgelöst und zu Protesten vieler Gemeinde-Mitglieder geführt. Noch am Abend unterrichtet der Pfarrer die Gemeinde.

Donnerstag, 26. November: Brief vom Bischof an die Pfarrgemeinde St. Liudger

In einem Brief wendet sich Bischof Dr. Felix Genn direkt an die Pfarrgemeinde St. Liudger, zu der auch die Gemeinde St. Stephanus gehört. Seit 2016 wurden vier Gemeinden im Sinne einer Kirchenfusion zur Pfarrgemeinde St. Liudger fusioniert. Erste Gerüchte in der Gemeinde kommen auf. Es werden knapp 1.500 Unterschriften gesammelt, die um einen Verbleib von Pfarrer Thomas Laufmöller bitten.

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