Friedenspreis für Margot Friedländer

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (103) ist im Rahmen der Westfälischen Friedenskonferenz in Münster geehrt worden.

Margot Friedländer und andere auf dem Sentenzbogen.
© WWL

"Die Westfälische Friedenskonferenz soll ein starkes Signal für Frieden, Freiheit und Sicherheit sein." - Das sagte der Vorsitzende der ausrichtenden Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe e.V., Dr. Reinhard Zinkann zu Beginn. Denn bei der Konferenz in Münsters Historischem Rathaus am Freitag (04.04.) ging es den ganzen Tag um Frieden und die Sicherheitslage in Europa. Die Konferenz sei als Symbol für den Dialog zu verstehen, ein starkes Signal für Freiheit, Frieden und die Sicherheit. Schließlich würden sich die Konfliktherde ausweiten, der Rechtspopulismus sei vielerorts in Europa und auch bei uns in Deutschland auf dem Vormarsch. Dr. Reinhard Zinnkann rief alle dazu auf, am Friede zu arbeiten: "Nie wieder Hass und Vorurteile. Das ist ein ewiger Traum der Menschheit."

400 nationale und internationale Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft waren für die Westfälische Friedenkonferenz in Münster zusammengekommen. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war zu Gast. Er verlieh gleich zu Beginn der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer für ihren langjährigen Einsatz für das menschliche Miteinander den Sonderpreis des Westfälischen Friedens.

Eindringlicher Appell für Einsatz für Demokratie

"Wir sind alle gleich. Seid Menschen." - Mit diesen Worten appellierte die 103-jährige Margot Friedländer in ihrer Rede an alle, sich für den Frieden und Demokratie stark zu machen. Die Gäste der Westfälischen Friedenskonferenz zeigten sich sichtlich gerührt von ihren Worten. Sie mahnte: "Auch heute leben wir wieder in einer Zeit, in der der Frieden bedroht ist. Es ist Aufgabe eines jeden von uns, sich für ein friedliches Zusammenleben und Demokratie einzusetzen."

Immer wieder besucht Margot Friedländer Schulen oder spricht bei Konferenzen und warnt dabei vor wachsendem Rechtspopulismus und Faschismus. Für diesen Einsatz als Zeitzeugin wurde Friedländer, die als deutsche Jüdin den Holocaust überlebte, in Münster mit dem Sonderpreis geehrt.

© ANTENNE MÜNSTER

"Ihre Botschaft ist aber nicht Abrechnung mit diesem Land, Abrechnung mit Deutschland - eine Abrechnung, zu der Sie alles Recht hätten", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier direkt an Margot Friedländer gerichtet. Das Staatsoberhaupt forderte, denen zu widersprechen, die einen Schlussstrich beim Erinnern an den Holocaust fordern. "Verantwortung kennt keinen Schlussstrich. Das sehen wir gerade heute, wo die Demokratie so sehr angefochten ist, wie seit achtzig Jahren vielleicht nicht."

Margot Friedländer zeigt den Sonderpreis.
Holocaust-Überlebende Margot Friedländer bekam den Sonderpreis des Westfälischen Friedens.© WWL
Holocaust-Überlebende Margot Friedländer bekam den Sonderpreis des Westfälischen Friedens.
© WWL

Margot Friedländer wurde 1921 in Berlin geboren. Ihr Vater starb 1942 in einem Vernichtungslager, ihre Mutter und ihr Bruder wurden im KZ Auschwitz ermordet. Margot Friedländer selbst wurde 1944 nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte den Holocaust als einzige in ihrer direkten Familie. Nach mehr als 60 Jahren im Exil in New York kehrte sie im Alter von 88 Jahren nach Berlin zurück und nahm wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an.

Steinmeier und Friedländer lehnen sich aneinander.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Margot Friedländer haben sich ins Goldene Buch der Stadt Münster eingetragen.© WWL
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Margot Friedländer haben sich ins Goldene Buch der Stadt Münster eingetragen.
© WWL

Weitere prominente Gäste bei Friedenskonferenz

Ähnlich wie Steinmeier forderte auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst im weiteren Verlauf der Friedenskonferenz: "Wir müssen Deutschland und Europa stärker aufstellen. Dafür muss Europa selbstständiger werden, wenn es um die Verteidigung seiner Freiheit und seiner Werte geht." 

In Münster rückten Frieden und Sicherheit ins Zentrum, sie bringe "große internationale Stimmen zusammen, um die Herausforderungen unserer Zeit zu diskutieren". Mit dem Karlspreis in Aachen und dem Friedenspreis in Münster habe NRW zwei wichtige Institutionen, die "einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung" leisteten, sagte der CDU-Politiker.

Mehrere hundert Teilnehmende waren gekommen - zu Themen wie dem Auseinanderdriften der USA und Europas oder den Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Nach der Preisverleihung an Margot Friedländer hatte der ehemalige NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück die politische Moderation der Friedenskonferenz übernommen. In verschiedenen Panels diskutieren prominente Gäste wie der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer, Airbus-Topmanager René Obermann und NRW-Europaminister Nathanael Liminski unterschiedliche Aspekte dieser Frage. Eine osteuropäische Perspektive auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen Folgen zeigen Estlands Außenminister Margus Tsahkna und die - im Exil lebende - belarussische Oppositionsführerin Sviatlana Tsikhanouskaya auf.

Da derzeit in Berlin eine schwarz-rote Koalition geschmiedet wird, hatte mehrere prominente Politiker wie CDU-Chef Friedrich Merz oder der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil kurzfristig abgesagt. Absagen kamen auch aus den Büros von Ex-Außenminister Sigmar Gabriel und Noch-Verteidigungsminister Boris Pistorius.

Einen weiteren Bericht zur Westfälischen Friedenskonferenz findet ihr hier.

Die Westfälische Friedenskonferenz

Die Westfälische Friedenskonferenz ist eine Veranstaltung der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL). Die WWL verleiht im Historischen Rathaus seit 1998 den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens an Persönlichkeiten, die sich besonders für den Frieden in der Welt einsetzen. Zuletzt erhielt der französische Präsident Emmanuel Macron im Mai 2024 den Preis. Mit der Westfälischen Friedenskonferenz richtet die WWL seit 2023 eine weitere Veranstaltung aus, die an den Westfälischen Frieden von 1648 anknüpft, seine Lehren in die Gegenwart überträgt und Münster als Stadt des Friedens in den Fokus rückt.

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