Emmanuel Macron in Münster

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat am Dienstag (28.05.) den Westfälischen Friedenspreis verliehen bekommen.

© ALLESMÜNSTER.de/ Thomas Hölscher

"Au revoir monsieur le president". Zum Abschluss des Staatsbesuchs in Münster sind Emmanuel Macron und Frank-Walter Steinmeier im Schloss Wilkinghege noch einmal kurz vor die Presse getreten und haben sich herzlich umarmt. Und dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen von Münster. Macron flog zu weiteren Gesprächen noch einmal nach Berlin, aber mit dem Preis des Westfälischen Friedens im Gepäck. Im Kopf die Bilder vom Prinzipalmarkt mit jubelnden Menschen darauf. Aber auch mit kritischen Plakaten, die einige Besucher:innen dabei hatten. Die Polizei meldet ruhige Protestveranstaltungen, ohne Probleme.

Eine herzliche Umarmung und ein Dankeschön: Macron und Steinmeier verabschieden sich in Münster.© ANTENNE MÜNSTER / Menne
Eine herzliche Umarmung und ein Dankeschön: Macron und Steinmeier verabschieden sich in Münster.
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Auch eine Preisverleihung macht hungrig. Mit einiger Verspätung sind Präsident Macron und Bundespräsident Steinmeier im Schloss Wilkinghege eingetroffen. Dort gab es ein gemeinsames Essen. Danach kommen Abschluss-Statements. Zuvor mussten aber noch eilig schwarze Trennbänder am Hotel aufgestellt werden. Diese sogenannten Tensatoren hat dann David Schnitker von der Firma debug flugs geliefert und platziert. Ohne die Bänder gebe es keine Statements.

Zum Glück konnten die Tensatoren rechtzeitig aufgestellt werden.© ANTENNE MÜNSTER / Menne
Zum Glück konnten die Tensatoren rechtzeitig aufgestellt werden.
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Die Reden sind gehalten, der Applaus ist verklungen und auf dem Sentenzbogen strahlten Staatsgast und Gastgeber mit der westfälischen Sonne über dem Rathaus um die Wette. Macrons Rede war ein Plädoyer für eine gemeinsame europäische Sicherheitspolitik, eine gemeinsame europäische Verteidigung und auch ein gemeinsames Handeln bei der inneren Sicherheit. Und: für mehr Optimismus und Tatendrang in Europa. "Ich glaube, wir müssen optimistischer sein", sagte Macron. Den in Münster geschlossenen Westfälischen Frieden bezeichnete er als Wurzel des gemeinsamen Europas. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich seien lange Zeit von gegenseitiger Faszination und Feindseligkeiten geprägt gewesen, übergeblieben sei am Ende nur die Faszination. "Diese gegenseitige Faszination ist eine Quelle der Hoffnung", sagte Macron: "Ich habe eine ehrliche Liebe zu Deutschland".

Macron während seiner Dankesrede im Rathaus© ANTENNE MÜNSTER / Kroll
Macron während seiner Dankesrede im Rathaus
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Bundespräsident Steinmeier hat Frankreichs Präsidenten Macron als Motor der europäischen Entwicklung und der deutsch-französischen Freundschaft gewürdigt. "Du bist nicht nur ein Macher, Du bist ein Mutmacher. Wo andere von Grenzen sprechen, da redest Du von Horizonten", sagte Steinmeier im historischen Rathaus. "Europa lieben, das ist einfach. Das tun viele. Aber für Dich heißt Europa lieben stets auch: für Europa handeln". NRW-Ministerpräsident Wüst hat Macrons Eintreten für ein selbstbewussteres Europa gewürdigt. Dafür müsse sich Europa im wirtschaftlichen Wettbewerb "robuster aufstellen" und brauche in der Verteidigungs- und Sicherheitsunion einen "echten Sprung nach vorne", sagte Wüst zum Abschluss des Festaktes. 

Erst lächeln und winken für ein Foto, dann ging es ins Rathaus zur Preisverleihung© ANTENNE MÜNSTER
Erst lächeln und winken für ein Foto, dann ging es ins Rathaus zur Preisverleihung
© ANTENNE MÜNSTER

Die Begrüßung vor dem Rathaus war herzlich. Kurz nach 11:00 Uhr rollte die französische Staatskarosse über den Prinzipalmarkt. Macron und seine Gattin stiegen aus, unter anderem empfangen von Bundespräsident Steinmeier, Münsters Oberbürgermeister Lewe, EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und NRW-Ministerpräsident Wüst. Nach dem Lächeln für die Fotos und dem Winken in die Menge ging es dann ins historische Rathaus. Dort haben die Reden und die Verleihung begonnen, etwas später als geplant.

Macrons Staatskarosse ist auf dem Prinzipalmarkt vorgefahren.© Antenne Münster / Strunck
Macrons Staatskarosse ist auf dem Prinzipalmarkt vorgefahren.
© Antenne Münster / Strunck

Eigentlich hätte Emmanuel Macron schon im vergangenen Jahr nach Münster kommen sollen. Doch wegen innerpolitischer Spannungen im eigenen Land hat der französische Präsident den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens erst heute überreicht bekommen. Die Jury hatte ihm im vergangenen Jahr den Preis zugesprochen, weil Macron "ein Kämpfer für Freiheit, Frieden und Europa" sei. In der Begründung der Jury hieß es weiter, Macron versuche ganz im Sinne des Westfälischen Friedens Unmögliches möglich zu machen und habe im vergangenen Jahr auch den Gesprächsidalog mit der russischen Führung nicht abreißen lassen.

Diesen Preis hat Emmanuel Macron in Münster überreicht bekommen.© Westfälische Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL)
Diesen Preis hat Emmanuel Macron in Münster überreicht bekommen.
© Westfälische Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL)

Den Preis nahm Macron heute im Rahmen seines Staatsbesuches in Deutschland persönlich in Münster entgegen. Es ist der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten seit 24 Jahren. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine Laudatio gehalten und auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Ministerpräsident Hendrik Wüst sowie die deutsche Familienministerin Lisa Paus und die polnische Bildungsministerin Barbara Nowacka, nahmen an dem Festakt teil. Paus und Nowacka überreichen den Jugendpreis des Friedenspreises.

Jugendpreis für Deutsch-Polnisches Jugendwerk

Den Jugendpreis erhielt das Deutsch-Polnische Jugendwerk. Die Organisation macht es sich zur Aufgabe, die Kontakte von Jugendlichen beider Länder zu fördern und so das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen zu unterstützen. Die Teilnahme von Jugendlichen aus weiteren Ländern ist dabei möglich. Das ist in den vergangenen Jahren verstärkt die Ukraine gewesen. So können sich die Jugendlichen auch in Kriegszeiten kennenlernen, Empathie füreinander entwickeln und Freundschaften schließen. Deutsche und polnische Partner können Menschen aus ihren ukrainischen Partnerorganisationen zu einem bis zu dreimona­tigen individuellen Aufenthalt einladen: Das DPJW fördert dies mit bis zu 30 Euro (bzw. in Polen 90 Zloty) je Tag und Person sowie einer weitgehenden Erstattung von Reisekosten.

Mit dem Jugendpreis wird das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) ausgezeichnet. Die von den Regierungen beider Länder getragene international anerkannte Organisation fördert seit 1991 den Austausch von Jugendlichen zwischen Deutschland und Polen und unterstützt so das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen.© Łukasz Giza
Mit dem Jugendpreis wird das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) ausgezeichnet. Die von den Regierungen beider Länder getragene international anerkannte Organisation fördert seit 1991 den Austausch von Jugendlichen zwischen Deutschland und Polen und unterstützt so das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen.
© Łukasz Giza

Schon seit10:00 Uhr fand die Jugendbegegnung "We are Europe!" auf dem Stubengassenplatz statt. Rund 300 Schüler:innen und 200 Vertreter:innen von Partnerschaftsvereinen waren dort anwesend. Auch die polnische Bildungsministerin und die deutsche Familienministerin sind heute Nachmittag zu Besuch gekommen.

Der Internationale Preis des Westfälischen Friedens

Der mit 100.000 Euro dotierte Internationale Preis des Westfälischen Friedens wird von 100 führenden Unternehmen Westfalens in der "Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe" (WWL) gestiftet. Er wurde aus Anlass der 350-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens im Jahr 1998 erstmals und seitdem alle zwei Jahre im Rathaus von Münster verliehen. Der tschechische Präsident Vaclav Havel war 1998 der erste Preisträger. Weitere Preisträger sind Helmut Kohl, Carla del Ponte, Kurt Masur, Valery Giscard d’Estaing, Kofi Annan, Daniel Barenboim, Helmut Schmidt, Internationale Space Station, König Abdullah II, die baltischen Staaten sowie Alexis Tsipras und Zoran Zaev. Seit Gründung ist der Westfälische Friedenspreis zweigeteilt, in einen Haupt- und einen Jugendpreis. Jugend-Preisträger waren u.a. die Sternsinger:innen, junge Malteser, Children for a better world, Pfadfinder:innen und Plant-for-the-Planet.

2016 waren tausende Menschen zum Rathaus gekommen, um die damaligen Preisträger zu sehen, König Abdullah II und die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.© Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe
2016 waren tausende Menschen zum Rathaus gekommen, um die damaligen Preisträger zu sehen, König Abdullah II und die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.
© Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe

Bilder von der Friedenspreis-Verleihung

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