Die Anti-Corona-Musterschülerin: Was macht Münster besser als andere?

Die Stadt Münster ist die Musterschülerin, wenn es um die Corona-Inzidenzen im Land geht. Seit mehr als einer Woche ist die 50er-Marke geknackt. Aber was machen wir besser als andere?

© Charlotte Scheurle

Die Gründe für die vergleichsweise niedrigen Corona-Zahlen in unserer Stadt sind vielfältig. Alle zusammengenommen geben aber ein schlüssiges Bild. Das hat ANTENNE MÜNSTER-Chefredakteur Stefan Nottmeier in der Morningshow mit Moderator Christoph Hausdorf erklärt:

© ANTENNE MÜNSTER

Münsteraner lieben ihre Stadt

Ob man es nun „Münster-Konsens“ nennt oder andere vielgelesene Leitsätze wie "Münster hält zusammen" bemüht: Die Menschen in Münster lieben ihre Stadt und pflegen - so drückte es unlängst unser Oberbürgermeister Markus Lewe im Frühstücksfernsehen von ARD und ZDF aus - eine Art "Achtung anderen gegenüber und für uns selbst". Das sei eine Art Grundhaltung der Münsteranerinnen und Münsteraner. Deshalb sind viele vernünftig und diszipliniert. Manchen geht diese Disziplin schon zu weit.

Münster geht immer einen Schritt voraus

"Wir überlegen in jeder Situation bereits, was wir als nächstes tun", sagt Corona-Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer. Bereits im Januar 2020, als noch niemand in unserer Stadt über Corona gesprochen hat, haben Stadt, Gesundheitsamt, Feuerwehr, Krankenhäuser und Kassenärztliche Vereinigung (KVWL) sich zusammengesetzt und Strategien für den Fall der Fälle entwickelt. Schneller als anderswo wurde dann der Krisenstab ins Leben gerufen. Münster hat als erste Stadt in NRW die Maskenpflicht eingeführt, bevor es vom Land vorgeschrieben war. Und Münster hat auch eine generelle Maskenpflicht für Lehrer/-innen angeordnet, die allerdings später gerichtlich gekippt wurde.

Münster ist eine Single-Hochburg

Ob Singles weniger Kontakte pflegen als andere wäre noch wissenschaftlich zu beweisen. André Karch, Epidemiologe an der Uni Münster, jedenfalls glaubt, dass die Ansteckungsrisiken hier niedriger sind als in Mehr-Personen-Haushalten. Zumindest theoretisch könnten sich Singles in der Tat besser vor Corona schützen. Weil sie eben nicht täglich mit zwei, drei oder vier Familienmitgliedern zusammentreffen, von denen ja auch jeder Einzelne den ganzen Tag über einem Risiko ausgesetzt war.

Münster ist eine Studierenden-Stadt

60.000 Studierende gibt es in Münster. Und von denen sind offenbar sehr viele aktuell gar nicht in der Stadt. Dank Digital-Studium sind tausende von ihnen in der Heimat geblieben und sitzen in Zoom-Vorlesungen. Durch ihr Fehlen ist Münster auch ein Stück leerer geworden.

Münster ist eine Fahrradstadt

Fast 40 Prozent aller Fahrten mit Verkehrsmitteln in Münster werden mit dem Fahrrad zurückgelegt, nochmal etwa genau soviel mit dem Auto. Beides relativ sichere Fortbewegungsmittel, wenn es um die Ansteckungsgefahren geht. Nur rund zehn Prozent der Münsteraner/-innen nutzen Bus und Bahn. In anderen Städten gerade in NRW ist der Anteil der Menschen, die den Öffentlichen Nahverkehr nutzen, deutlich höher als bei uns.

Münster ist eine Verwaltungs- und Dienstleistungsstadt

Große Versicherungen (Provinzial, LVM, Rentenversicherung), große Banken (Sparkasse Münsterland-Ost, Volksbank Münsterland Nord), Behörden (Bezirksregierung, Stadtverwaltung, Landschaftsverband) und viele Gerichte (Verfassungs-, Verwaltungs-, Finanz- oder Landgericht) können einen Großteil ihrer Beschäftigten ins Homeoffice schicken und haben das überwiegend auch getan. Ein großer Vorteil gegenüber anderen Städten oder Landkreisen mit viel Industrie oder verarbeitendem Gewerbe. Aber selbst ein Industrie-Unternehmen wie Brillux hat einen großen Teil seiner Mitarbeiter/-innen ins Homeoffice geschickt.

Münster ist ein Wissenschaftsstandort

Universität und Uniklinik, Max-Plank-Institut oder Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Institut und Batterieforschungszentrum (MEET) und schließlich der Technologiepark mit den Zentren für Nano-Technologie und Nano-Bioanalytik. Auch in diesem Bereich gibt es viel Homeoffice. Außerdem arbeiten hier tausende Menschen, die den Hinweisen der Wissenschaftler/-innen in Sachen Corona meist sehr vertrauen.

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