BASF-Chef: "Vollkasko-Mentalität" muss ein Ende haben

BASF-Chef Martin Brudermüller hat beim Kramermahl die aktuelle Politik scharf kritisiert. Die Kaufmannschaft rief er auf, mit Mut und Lust auf Veränderung die Zukunft zu gestalten. 

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Der Vorstandschef des Chemiekonzerns adressierte gleich zu Beginn seiner Kramermahl-Rede klare Worte an die Politik:

Wir haben unsere Wohlstandsrendite über die Jahre viel zu wenig in die Zukunft und die Stärkung unserer Resilienz investiert, sondern lieber in den Sozialstaat und die Absicherung einer möglichst bequemen Gegenwart,

so der BASF-Chef. Das Ergebnis dieser "Vollkasko-Mentalität" sei ein – so wörtlich „undurchdringbarer und oft widersprüchlicher Dschungel aus individuellen Unterstützungsleistungen und Subventionen“ – während gleichzeitig Brücken, Straßen und Schulen bröckelten. Statt Wohlstandsschlaf sei nun Eigenverantwortung, Erfindergeist und Leistung gefragt.

BASF hat mit der Unternehmenssparte Coatings auch einen Hauptsitz in Münster-Hiltrup. Hier arbeiten rund 2.400 Beschäftigte.

Mit silbernem Schiffchen der Kaufleute und dem Goldenen Hahn der Stadt Münster (v.l.): Fabian Roberg, stv. Vorsitzender der Kaufmannschaft, Oberbürgermeister Markus Lewe, der Gastredner, BASF-Konzernchef Martin Brudermüller und Benedikt Hüffer, Vorsitzender der Kaufmannschaft© ANTENNE MÜNSTER
Mit silbernem Schiffchen der Kaufleute und dem Goldenen Hahn der Stadt Münster (v.l.): Fabian Roberg, stv. Vorsitzender der Kaufmannschaft, Oberbürgermeister Markus Lewe, der Gastredner, BASF-Konzernchef Martin Brudermüller und Benedikt Hüffer, Vorsitzender der Kaufmannschaft
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Hüffer fordert Erschließung von mehr Wohngebieten

Der Vorsitzende der Kaufmannschaft, Benedikt Hüffer, forderte in seiner Rede von Münsters Politik, dringend neue Wohngebiete zu schaffen. "Platz genug ist jedenfalls da“, sagte Hüffer und verwies darauf, dass Münster flächenmäßig so groß wie München ist. Familien mit Kindern oder Berufstätige aus der Mittelschicht seien auf bezahlbare Wohnungen in unserer Stadt angewiesen. Wenn sie die nicht finden, würden diese Menschen sich bald im Umland Wohnraum und Arbeit suchen und damit den Fachkräftemangel in Münster weiter verschärfen.

Dr. Benedikt Hüffer, Vorsitzender der Kaufmannschaft und Präsident der IHK Nord Westfalen zu Münster© IHK Nord Westfalen
Dr. Benedikt Hüffer, Vorsitzender der Kaufmannschaft und Präsident der IHK Nord Westfalen zu Münster
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Hüffer wandte sich in seiner Rede auch klar gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Die große Demonstration am 19. Januar mit mehr als 20.000 Menschen auf dem Domplatz sei ein klares Signal gewesen:

Menschen, die zu uns kommen, die sich an unsere Normen halten, Menschen, die in unserer Gesellschaft mitarbeiten und teilhaben wollen, sind hier willkommen. Sie dürfen weder ausgegrenzt noch bedroht werden. Das gilt in besonderer Weise für die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die hier bei uns in Münster leben.

Gleichzeitig müsse aber die Politik dafür sorgen, dass sich die Menschen nicht missverstanden fühlen und deshalb von der Demokratie abwenden. Denn, so Hüffer:

Eins ist doch klar: Die radikalen Parteien werden nur dann marginalisiert werden, wenn die „Parteien der Mitte“ auf die Sorgen der Menschen reagieren.

Rund 300 Gäste waren am Freitagabend (02.02.) zum traditionellen Kramermahl ins Rathaus gekommen. Benedikt Hüffer hielt seine letzte Rede als Vorsitzender der Kaufmannschaft. Nach sechs Jahren Amtszeit muss in diesem Jahr ein neuer Vorsitzender gewählt werden.

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