Angriffe auf Einsatzkräfte
Veröffentlicht: Donnerstag, 02.01.2025 12:00
In der Silvesternacht sind Böller auf Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr geworfen worden. Die Politik reagiert entsetzt.
Zwar reden Polizei, Feuerwehr und Kommunaler Ordnungsdienst insgesamt von einer überwiegend friedlichen Silvesternacht in Münster, doch es gab einige erschreckende Vorfälle - insbesondere da, wo sich große Menschenmengen versammelt haben.
Politische Reaktionen
Nach den Angriffen in der Silvesternacht auf Einsatzkräfte hier in Münster reagieren verschiedene politische Parteien mit Entsetzen. Münsters Grüne erwägen nun, künftig die Feuerwerks-Verbotszonen auszuweiten. In einer Stellungnahme der FDP heißt es. es sei eine Schande für unsere Gesellschaft, dass gerade diejenigen angegriffen werden, die uns schützen wollen. Münsters CDU meint, "Politik und Verwaltung werden gemeinsam dafür sorgen müssen, wie wir unsere Einsatzkräfte noch besser schützen können".
Die Berichte im einzelnen
Polizei
In der Silvesternacht war die Polizei Münster auch in diesem Jahr verstärkt im Einsatz. In den meisten Fällen wurden die Einsatzkräfte zu silvestertypischen Einsätzen wie Ruhestörungen oder Körperverletzungen gerufen.
Gegen Mitternacht befanden sich hunderte Menschen am Hafenplatz und dem dortigen Hafenbecken. In der Menge feuerte ein 46-Jähriger mehrere Schüsse aus einer Schreckschusswaffe ab. Polizeikräfte stellen die Waffe vor Ort sicher. Den 46-Jährigen mit irakischer Staatsangehörigkeit erwartet nun ein Strafverfahren.
Während dieses Einsatzes werden die eingesetzten Polizeibeamten aus einer Gruppe von circa 50 Personen mit Silvesterfeuerwerk beschossen. Die Polizisten blieben unverletzt.
Um 04:15 Uhr sprühte ein 19-Jähriger nach einem zunächst verbalen Streit in einer Bar an der Bahnhofstraße mit Pfefferspray um sich. Insgesamt zehn Personen erlitten hierbei leichte Verletzungen. Anschließend flüchtete der Täter. Polizeikräfte stoppten den 19-Jährigen mit guineischer Staatsangehörigkeit im Bahnhofsbereich. Ihn erwartet ein Strafverfahren.
Feuerwehr und Rettungsdienst
Die Feuerwehr und der Rettungsdienst der Stadt Münster wurden in der Silvesternacht zu insgesamt 28 Brandeinsätzen, zwei technischen Hilfeleistungen und 53 Rettungsdiensteinsätzen gerufen.
Bereits am frühen Abend wurden die Einsatzkräfte zu einem Kellerbrand zum Freiburger Weg alarmiert. Glücklicherweise konnte durch das frühzeitige Eingreifen der Schaden im Wesentlichen auf einen Kellerraum begrenzt werden. Personen kamen hierbei nicht zu Schaden.
Der weitere Abend verlief bis zum Jahreswechsel dann vergleichsweise ruhig. Kurz nach dem Jahreswechsel hingegen erreichten die Leitstelle parallel zahlreiche Hilferufe. Verschiedene Brandereignisse sowie eine erhöhte Anzahl medizinischer Notfälle verlangten den Einsatzkräften zunächst einiges ab. Zwischenzeitlich waren alle Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr sowie ein Großteil der Freiwilligen Feuerwehr und des Rettungsdienstes im gesamten Stadtgebiet gebunden. Die verwaisten Wachen der Berufsfeuerwehr wurden zusätzlich durch Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr nachbesetzt.
Einsatzschwerpunkte in der Nacht waren in verschiedenen Stadtteilen die Brände von Müllcontainern, Balkonbrände, einem brennenden Jalousiekasten sowie Unrat bzw. schon ausgedienten Weihnachtsbäume, die bereits am Straßenrand zur Entsorgung abgelegt waren. Durch das schnelle Eingreifen konnte in allen Fällen der Schaden minimiert und das Übergreifen auf nahestehende Gebäude wirkungsvoll verhindert werden. Personen sind hierbei glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen.
Gegen 00:09 Uhr erreichten die Leitstelle der Feuerwehr Münster mehrere Notrufe, die einen Wohnungsbrand an der Heinrich-Ebel-Straße in Gievenbeck meldeten.
Beim Eintreffen der ersten Kräfte stand eine Wohnung im zweiten Obergeschoss in Vollbrand. Die Flammen schlugen bereits aus den Fenstern. Zum Glück befanden sich keine Menschen mehr in der betroffenen Wohnung. Auf der Rückseite des Gebäudes standen im Dachgeschoss Personen auf dem Balkon, die sich bemerkbar machten. Eine Menschenrettung wurde über die Drehleiter eingeleitet, musste aber nicht durchgeführt werden. Die Personen befanden sich in ihrer sicheren Wohnung, die selbst nicht vom Brand direkt betroffen war.
Der Brand wurde von mehreren Feuerwehrkräften unter Atemschutz und mit Strahlrohren, sowie von außen über eine weitere Drehleiter bekämpft. Insgesamt waren acht Feuerwehrtrupps nötig, um das Feuer zu löschen. Aufgrund der massiven Rauch- und Brandausbreitung ist der Treppenraum des Hauses so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass das Haus nicht mehr bewohnbar ist. Insgesamt wurden 19 Personen von den Hilfsorganisationen in eine Ersatzunterkunft gebracht. Eine Person, die versucht hatte das Feuer zu löschen und hierdurch leicht verletzt war, wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gefahren und medizinisch versorgt.
Über eine Einsatzdauer von ca. drei Stunden waren neben den Feuerwachen 1 und 2 der Berufsfeuerwehr die Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Gievenbeck, Gremmendorf und Roxel mit insgesamt ca. 45 Einsatzkräften im Einsatz.
Bemerkenswert war sowohl bei diesem als auch bei verschiedenen anderen Einsätzen, dass offensichtlich Feuerwerkskörper absichtlich sowohl auf Einsatzkräfte als auch den Einsatzfahrzeugen gerichtet wurden. Hierdurch wurde die Einsatzabarbeitung verzögert. Glücklicherweise haben alle Einsatzkräfte die Silvesternacht ohne Verletzungen überstanden.
Der Rettungsdienst wurde durch Kräfte der Johanniter-Unfall-Hilfe mit einem Rettungswagen planmäßig verstärkt.
Zur Bewältigung eines möglichen erhöhten Einsatzaufkommens wurden für die Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Münster im Vorfeld Rufbereitschaften vereinbart.
Kommunaler Ordnungsdienst
Ein Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) wurde bei einem Zwischenfall in der Altstadt durch eine Silvesterrakete leicht verletzt. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Pyrotechnik zu beschießen, ist gefährlich, dumm und gegen die Rechtsordnung gerichtet", verurteilt Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer die Vorfälle. "Wir sind erleichtert, dass unser Mitarbeiter nicht schwerer verletzt worden ist. Mein Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen, die in dieser Nacht im Einsatz waren."
Die Stadt hatte wie im vergangenen Jahr Feuerwerksverbotszonen eingerichtet und das Mitführen und Zünden von Feuerwerkskörpern in der Silvesternacht auf dem Domplatz und auf dem Prinzipalmarkt verboten. In diesen Bereichen hielten sich gegen Mitternacht kaum Personen auf, es gab es lediglich zwei Platzverweise wegen des unerlaubten Mitführens von Feuerwerkskörpern. Stattdessen verlagerte sich das Geschehen an den Rand der Verbotszonen.
Im Bereich Rothenburg versammelten sich gegen Mitternacht rund 250 bis 300 Personen und brannten Pyrotechnik und zum Teil illegale Feuerwerkskörper ab. Nach bisherigen Erkenntnissen feuerte eine noch unbekannte Person dabei gezielt eine Silvesterrakete auf die Einsatzkräfte des KOD und verletzte einen Mitarbeiter leicht. Weitere Personen sollen sich zudem gegenseitig mit Silvesterraketen beschossen haben. Gegen 0:30 Uhr löste sich die Menschenmenge wieder auf.