Agentur für Arbeit zieht Jahresbilanz

Fachkräftemangel bleibt bestimmender Faktor der Entwicklung. Für die Zukunft fordert die Arbeitsagentur eine gemeinsame Anstrengung.

"Im vergangenen Jahr waren in Münster so viele Menschen wie noch nie in einer Beschäftigung. Der Arbeitsmarkt hat sich damit erstaunlich stabil gezeigt", zieht Joachim Fahnemann, Leiter der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster Bilanz. Insgesamt 187.222 Frauen und Männer gingen Ende Juni 2023 (jüngster Datenstand) in Münster einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach (1,4 Prozent mehr als im Vorjahr, 11 Prozent mehr als vor fünf Jahren). Ein großes Plus ging dabei auf das Konto ausländischer Beschäftigter. Ihre Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr um knapp 7 Prozent auf insgesamt 19.868 Beschäftigte. "Damit haben Arbeitnehmer:innen mit einem ausländischen Pass einen großen Anteil an der wirtschaftlichen Leistung der Unternehmen in der Stadt", betont Fahnemann und fügt hinzu: "Ohne sie hätten viele Arbeitgeber ihren Personalbedarf nicht decken können".

Personalbedarf weiterhin sehr groß

Insgesamt 3.173 offene Stellen waren im Jahresdurchschnitt für die Stadt Münster bei der Agentur für Arbeit gemeldet. Mit Ausnahme des Vorjahres lag die Personalnachfrage damit in den vergangenen zehn Jahren auf einem Rekordhoch. Dabei wurden fast ausschließlich Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufs- oder Hochschulausbildung gesucht. "Qualifizierte Kräfte hatten auch im vergangenen Jahr grundsätzlich sehr gute Chancen am Arbeitsmarkt", so der Agenturleiter. "Das bedeutet aber auch, dass es Menschen ohne Ausbildung schwer hatten und auch weiterhin schwer haben", ergänzt er. Insgesamt 8.715 Frauen und Männer waren im Jahresdurchschnitt arbeitslos gemeldet (knapp 12 Prozent mehr als im Vorjahr). Die Arbeitslosenquote lag im Jahresmittel bei 4,69 Prozent (0,5 Prozentpunkte über dem Wert aus 2022). "Zum Teil ist die gestiegene Arbeitslosigkeit auch auf Geflüchtete aus der Ukraine zurückzuführen, die jetzt hier eine Arbeit suchen", heißt es von der Agentur. Ende Dezember waren in Münster 641 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit arbeitslos gemeldet.

Viele offene Stellen, aber viel zu wenig qualifiziertes Personal

Während Unternehmen ausgebildete Fachkräfte benötigen, verfügt deutlich mehr als die Hälfte der Arbeitslosen (57 Prozent) über keine Berufsausbildung. "Ohne Abschluss droht ein großes Risiko, immer wieder erneut oder für einen längeren Zeitraum arbeitslos zu werden", erklärt Agenturleiter Fahnemann:"Damit dies nicht eintritt, beraten und fördern wir Betroffene zu möglichen Aus- und Weiterbildungen". Insgesamt 2.000 Menschen hat die Arbeitsagentur im vergangenen Jahr bei einer Weiterbildung unterstützt. Fahnemann weist darauf hin, dass das Thema der Qualifizierung nicht nur Arbeitslose und Arbeitsuchende angehe: "Wenn Unternehmen und Beschäftigte nicht den Anschluss verlieren wollen, ist kontinuierliches Lernen unerlässlich. Auch hier unterstützen wir, indem wir beide Seiten beraten und konkret bei der Umsetzung bis zu Finanzierung begleiten". Die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung seien aber nicht nur eine Herausforderung, sondern böten durchaus Lösungsansätze, um dem Fachkräftebedarf zu begegnen, erklärt Fahnemann: "Wenn Beschäftigte durch technische Lösungen entlastet werden, ergibt dies Freiräume für andere Tätigkeiten".

Gemeinsam Lösungen für den Arbeitsmarkt finden

Die aktuellen Krisen (u.a. hohe Energiekosten, Inflation und weniger Konsum) seien Faktoren, die ihre Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. "Wir sehen das an einer Zurückhaltung der Arbeitgeber bei Neueinstellungen, was zu einer gestiegenen Arbeitslosigkeit geführt hat. Aber gleichzeitig halten die Unternehmen ihr erfahrenes, qualifiziertes Personal und vermeiden in der Regel Entlassungen", sagt Agenturleiter Fahnemann. Er geht davon aus, dass sich dies auch in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Mit Blick auf das Jahr 2024 dürfte die Fachkräftesicherung eine der größten Herausforderungen am Arbeitsmarkt bleiben. "Wir brauchen dabei nur auf die demografische Entwicklung zu schauen. Allein in Münster werden in den kommenden zehn Jahren mehr als ein Fünftel der Beschäftigten in den Ruhestand wechseln, während nicht genügend junge Menschen in den Arbeitsmarkt nachrücken. "Hier sind kreative Ideen gefragt, sei es bei der Gestaltung von Arbeitszeitmodellen, dem Einsatz neuer Technologien oder der Integration von Arbeitskräften aus anderen Ländern. Das gelingt nur, wenn alle Partner am Arbeitsmarkt gemeinsam neue Lösungen finden und umsetzen", so Fahnemann.

Die Daten zur Jahresbilanz am Arbeitsmarkt gibt es hier.

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