Ärzte wollen rasche Booster-Impfungen
Veröffentlicht: Mittwoch, 17.11.2021 13:30
"Sonst steht das Gesundheitssystem im Januar vor dem Kollaps", warnt Hugo Van Aken (r.), ärztlicher Direktor der Uniklinik Münster.

Die Booster-Impfungen müssen schneller vorankommen. Das haben Hugo Van Aken (r.), ärztlicher Direktor der Uniklinik Münster, und Hans-Albert Gehle (l.), Präsident der Ärztekammer Westfalen Lippe, in einer gemeinsamen digitalen Pressekonferenz in Münster gefordert.
Neben den Praxen müssten auch Krankenhäuser Impfzentren andocken, um das dringend notwendige "Boostern" zu beschleunigen, sagte der westfälisch-lippische Ärztekammerpräsident Hans-Albert Gehle in Münster. Auch der Einsatz mobiler Teams müsse ausgeweitet werden. "Die Politik muss uns jetzt die Möglichkeit geben, die Strukturen entsprechend zu schaffen, wie auch finanziell zu unterstützen, dass wir mit Vollgas loslegen können", sagte Gehle. Für den "Impfturbo" seien auch unkonventionelle Wege denkbar, etwa die Einrichtung von Impfstellen am Eingang zum Fußballstadion oder in der Moschee.
Dr. Hans-Albert Gehle, Einschätzungen zur Covid-Lage
Die Zahl der Impfdurchbrüche nehme zu, es brauche daher schnellstmöglich altersunabhängige Boosterimpfungen auch schon nach vier oder fünf Monaten, so auch der Appell von Hugo Van Aken. Die Schließung der großen Impfzentren sei ein Fehler der Politik gewesen, sagte er. Allerdings seien für die Booster-Impfungen auch kleinere Einrichtungen ausreichend, weil die zeitkostende Aufklärung beim dritten Pieks in den meisten Fällen wegfalle.
Prof. Hugo Van Aken, Einschätzungen zur Covid-Lage
Sorge machen den Medizinern die auch in Nordrhein-Westfalen mit großer Dynamik steigenden Corona-Infektionszahlen. Am Mittwoch (17.11.) war die Zahl der Neuinfektionen mit 7.013 auf einen Rekordwert gesprungen. In NRW seien Intensivstationen zwar aufgrund der vergleichsweise hohen Impfquote noch nicht durch Corona überlastet, sondern hätten viele andere Patienten zu versorgen. Vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden Personalmangels in den Kliniken warnte Van Aken jedoch:
"Die Lage ist dramatisch." Passiere weiter nichts, müsse sich NRW auf einen "Kollaps des Gesundheitssystems" Anfang des kommenden Jahres einstellen. Wegen fehlenden Personals könne ein knappes Drittel der Intensivbetten schon jetzt gar nicht mehr bedient werden.
ANTENNE MÜNSTER-Chefreporter Matthias Menne berichtet über die Befürchtungen der Mediziner im Gespräch mit Nachmittagsmoderator Jonas Menke: