Abschlag-Ärger geklärt: Fehler bei den Stadtwerken

Hunderte Fernwärme-Kunden der Stadtwerke hatten sich in der vergangenen Woche über extreme Preissteigerungen beschwert. Der Fehler ist nun gefunden.

© Stadtwerke Münster

Gute Nachrichten für Fernwärmekunden der Stadtwerke: Die teilweise extremen Preissteigerungen bei den neuen Abschlagsplänen sind durch einen Fehler bei den Stadtwerken entstanden. Passiert ist er beim Übertragen der Daten der Westfälischen Fernwärme in das System der Stadtwerke. Deswegen lagen den neuen Berechnungen teilweise zu hohe Verbrauchsdaten zugrunde. Rund 1.900 Münsteraner bekommen in den kommenden Tagen eine Entschuldigung von den Stadtwerken. Etwa die Hälfte aller betroffenen Haushalte erhält einen korrigierten Abschlagsplan. Die andere Hälfte erhält keinen neuen Abschlagsplan, weil dort keine nennenswerten Abweichungen vorliegen.

Stadtwerke entschuldigen sich

Die Stadtwerke Münster versenden in den kommenden Tagen eine Entschuldigung an die rund 1.900 ehemaligen Kunden der Westfälischen Fernwärmeversorgung. Die Haushalte in Angelmodde, Coerde, Gremmendorf und Teilen von Rumphorst hatten in der vergangenen Woche neue Abschlagspläne erhalten, die teils extreme Steigerungen aufwiesen. Rund die Hälfte der betroffenen Haushalte erhält einen korrigierten Abschlagsplan. Denn die kurzfristige interne Analyse der Stadtwerke hat ergeben: Diesen Berechnungen lagen vielfach zu hohe Verbrauchsdaten zugrunde. Bei der Systemintegration von der Westfälischen Fernwärme in die Stadtwerke Münster ist der Fehler passiert. Es wurden anstelle des Verbrauchs der beiden Vorjahre abweichende historische Verbrauchsdaten übermittelt.

Menschlicher Fehler - Mitarbeiter:innen am "Rand der Belastungsgrenze"

Der Geschäftsführer der Stadtwerke Münster, Sebastian Jurczyk, erklärt den Vorfall wie folgt:


„Es tut uns sehr leid, dass wir die Kunden enttäuscht und geschockt haben. Bei der Erstellung der Abschlagspläne ist ein menschlicher Fehler passiert, der uns selbst ärgert und für den wir vielmals um Entschuldigung bitten. Wir setzen alles daran, uns das verlorene Vertrauen wieder zu verdienen. Wir arbeiten den Vorfall intern intensiv auf und nehmen ihn zum Anlass, um weitere Plausibilitätsprüfungen in den Systemen zu installieren.“


Erschwerend komme hinzu, dass die Integration der Westfälischen Fernwärme in die IT-Systeme mit der Abwicklung der Preisbremsen zusammenfällt. „Dies bringt die IT-Systeme und die Mitarbeitenden an den Rand der Belastungsgrenze und führt auch dazu, dass menschliche Fehler passieren“, so Jurczyk. Die betroffenen Haushalte laden die Stadtwerke zu einer Infoveranstaltung Anfang November ein, um offene Fragen zu beantworten und konkrete Hilfestellung zu geben.

Haushalte unterschiedlich betroffen

Der Fehler bei den Verbrauchsdaten betrifft nicht alle der 1.900 Kunden gleichmäßig. Während bei rund der Hälfte aller Abschlagspläne doppelt bis dreifach erhöhte Verbräuche zugrunde lagen, wies die andere Hälfte aller Abschlagspläne keine signifikanten Abweichungen auf. Einen korrigierten Abschlagsplan erhalten diejenigen Haushalte, bei denen der Abschlagsplan auf abweichenden Verbrauchsdaten beruhte. Den neu berechneten Abschlagsplänen liegen nun die realen Verbrauchswerte der Haushalte aus den letzten beiden Jahren zugrunde.

Auch korrigierte Abschlagspläne mit Preissteigerungen

Auch in der Neuberechnung beinhaltet der Abschlagsplan bei einigen Kunden aufgrund der Systemintegration nur vier bis sieben Monatsabschläge statt der gewohnten zwölf. Der verkürzte Abschlagsplan umfasst die nun anstehenden verbrauchsintensiven Wintermonate. In der Heizperiode fallen in Haushalten rund 80 Prozent des erwarteten Jahresverbrauchs für Wärme an. Die Sommermonate mit durchschnittlich geringerem Verbrauch hingegen werden erst im nächsten Abschlagsplan berücksichtigt. Dieser wird regulär für die betroffenen Kunden anhand der neu terminierten Zählerablesung mit der nächsten Jahresrechnung erstellt. Auch die korrigierten Abschlagspläne für die ehemaligen Kunden der Westfälischen Fernwärme enthalten deutlich höhere Abschläge als noch im Vorjahr. Grund dafür sind die im Krisenjahr 2022 extrem gestiegenen Energiepreise, die erst im Folgejahr im Fernwärmepreis bemerkbar werden. Die Wärmepreisbremse deckelt den Fernwärmepreis für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf 9,5 Cent je Kilowattstunde, der ungebremste Preis liegt jedoch bei 22,8 Cent/Kilowattstunde.

Mehr Klarheit für die Zukunft ab Dezember

Bis Mitte Dezember die neuen Fernwärmepreise für 2024 vorliegen, ist dieser ungebremste Preis Grundlage für die Abschlagsberechnungen ab Januar. Bis dahin, so hoffen die Stadtwerke Münster, ist auch ein weiterer großer Unsicherheitsfaktor für die Entwicklung der Energiepreise politisch geklärt: die Verlängerung der Wärmepreisbremse bis Ende März 2024.

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