Verlängerung im Sendangriff-Prozess?

Das Landgericht Münster prüft, welche Mordmerkmale beim Send-Messerangriff erfüllt sind. Eventuell geht der Prozess in die Verlängerung.

© ANTENNE MÜNSTER

Das Landgericht hat Grund zu der Annahme, dass das Mordmerkmal "Niedrige Beweggründe" beim Messerangriff auf dem Send im Frühjahr erfüllt ist. In den kommenden Tagen wollen die zuständigen Richterinnen darüber beraten.

Es gibt einige Gründe, die mittlerweile für das Mordmerkmal "Niedrige Beweggründe" sprechen: Der Angeklagte hatte ja in seinem Geständnis formuliert, dass er sich durch das Opfer provoziert gefühlt habe. Es gibt Hinweise, dass das Opfer in einer Streiterei mit dem Angeklagten kurz zuvor "Das ist nicht mein Niveau" gesagt haben und ihn von sich weg geschubst haben soll, sagte die vorsitzende Richterin. Zudem droht dem Angeklagten ja die Abschiebung. Und dann verbrachte seine Partnerin das Wochenende, an dem die Tat passierte, nicht mit Angeklagten - so wie er sich das wünschte - sondern mit Freunden in Amsterdam. All der Frust könnte sich in dem Angriff entladen haben. 

Die Anklage der Staatsanwaltschaft Münster lautet: Mord. Den 31-jährigen Familienvater auf dem Send angegriffen zu haben, hat der 21-jährige Angeklagte bereits am ersten Prozesstag zugegeben.

Die Kernfrage lautet also: Handelt es sich bei der gestandenen Tat tatsächlich um Mord aus Heimtücke - wie bisher angeklagt - oder womöglich doch um Mord aus "niedrigen Beweggründen"?

Geht der Prozess in die Verlängerung?

Bisher planen die zuständigen Richterinnen des Landgerichts Münster, das Urteil spätestens Ende Oktober zu fällen. Mittlerweile steht aber im Raum, aus Termingründen den Prozess zu verlängern: Möglicherweise gibt es doch erst im November das Urteil - zum nächsten Prozesstermin soll es hierzu Klarheit geben.

Erneut Tränen im Gerichtssaal

Der dritte Prozesstag heute (04.10.2023) dauerte über acht Stunden - eine echte Mammut-Sitzung für alle Beteiligten. Acht Zeugen haben ausgesagt, alle aus dem Umfeld des Angeklagten.

Insgesamt war es wieder emotional: Ein Kindheitskumpel und die frühere Pflegemutter des Angeklagten brachen während ihrer Zeugen-Aussagen in Tränen aus und brachten auch den 21-jährigen Angeklagten auf der Anklagebank zum Weinen. Thema war am Prozesstag heute unter anderem, was der Angeklagte und seine Partnerin - die heute ebenfalls Zeugin war - per WhatsApp in den Tagen nach der Tat geschrieben haben. Da schrieb er ihr beispielsweise:

"Ich habe einfach gehandelt, ohne nachzudenken."

Zankereien aufgrund der Zeugen-Aussagen

Die Rechtsanwälte, die Staatsanwältin, die Nebenkläger-Vertreter und die Richterinnen zankten sich heute zudem immer wieder darüber, wie glaubhaft die Zeugen sind - da es immer wieder scheinbar widersprüchliche Aussagen gab. Beispielsweise beobachtete ein Zeuge den Angeklagten kurz vor der Tat auf dem Weg zum Send-Gelände wegen des Alkohols wackelig auf den Beinen. Andere Zeugen hatten den Angeklagten nicht derart alkoholisiert wahrgenommen.

Prozess geht in zwei Wochen weiter

Der Prozess rund um den Messerangriff auf dem Send im Frühjahr geht am Donnerstag in zwei Wochen weiter (19.10.2023). Dann soll auch klar sein, wann mit einem Urteil zu rechnen ist.

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