SPD-Fraktionschef tritt zurück

Mitten in den laufenden Verhandlungen über eine neue Rathauskoalition hat SPD-Ratsfraktionschef Mathias Kersting sein Amt niedergelegt.

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Es gab wohl Ärger beim Thema "Autofreie Innenstadt". In einer Erklärung schreibt Kersting: "Persönlich kann ich die erzielten Kompromisse nicht mit voller Überzeugung vertreten".

"Ich war sehr überrascht von Kerstings Entscheidung", sagt Münsters SPD-Chef Robert von Olberg im ANTENNE MÜNSTER Interview:

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Heute (21.01.) Abend will die SPD-Fraktion in einer digitalen Sitzung über die Situation beraten. Dabei soll es vor allem darum gehen, wie es mit den Koalitionsverhandlungen weitergeht. Wer die Fraktion künftig führt, soll erst später geklärt werden.  

Robert von Olberg© ANTENNE MÜNSTER
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Grüne bedauern Kersting-Rücktritt

Die Grünen-Ratsfraktion bedauert den Rücktritt von SPD-Fraktionschef Mathias Kersting. Dieser Schritt "kommt für uns völlig überraschend", teilt die Grünen-Fraktion mit. Und weiter: "Wir haben gestern Abend in einer guten Arbeitsatmosphäre gemeinsam mit SPD und Volt gute, faire Kompromisse gefunden und bedauern den heutigen Rücktritt von Herrn Kersting sehr. Wir haben ihn als fairen und kooperativen Verhandlungspartner kennen gelernt." Die Grünen stehen weiterhin zu den gemeinsam erarbeiteten Vereinbarungen für das Bündnis mit SPD und Volt. Sie werden am kommenden Montag (25.01.) wie geplant den ausgehandelten Kompromiss in ihrer Fraktion und am Donnerstag (28.01.) auf einer Mitgliederversammlung zur Abstimmung stellen.

CDU verlangt neue Koalitionsgespräche

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Weber fordert nach dem Rücktritt des SPD-Fraktionsvorsitzenden Mathias Kersting neue Gespräche der Fraktionen darüber, wie es im Rathaus künftig weitergehen soll. "Vier Monate nach der Kommunalwahl hat das angekündigte Linksbündnis nichts zustande gebracht außer persönlichen Verletzungen und einem politischen Scherbenhaufen. Wir brauchen gerade in diesen Krisenzeiten eine breite Mehrheit für eine bürgernahe Politik." Nach dem Rücktritt Kerstings sei fraglich, ob das Linksbündnis überhaupt noch über die angestrebte Mehrheit von einer Stimme verfüge. Mit dem über Parteigrenzen hinweg geschätzten Mathias Kersting verliere die SPD innerhalb von wenigen Wochen bereits den zweiten Fraktionsvorsitzenden. Sein Abgang sei ein Verlust für die ganze Stadt.

"Ich bedauere den Rücktritt von Mathias Kersting als Vorsitzender der SPD-Fraktion sehr. Wir als CDU haben ihn immer als fairen Gesprächspartner und Mann des Ausgleichs erlebt." Die möglichen Konsequenzen für die künftige Ausrichtung des sich anbahnenden Linksbündnisses im Rat sieht Hendrik Grau als Vorsitzender der CDU Münster mit Sorge. "Den Rücktritt Kerstings nehmen wir mit großem Respekt zur Kenntnis. So verliert eine Stimme der Vernunft in der hiesigen SPD an Einfluss." Mathias Kersting habe sich als Politiker erwiesen, der augenscheinlich nicht bereit ist, seine festen Überzeugungen dem Machtzuwachs unterzuordnen. Für die so wichtige politische Stabilität in Zeiten der Corona-Krise sei der Rücktritt kein gutes Zeichen. Grau erneuerte in dem Zusammenhang das Gesprächsangebot der CDU an die gemäßigten Kräfte bei SPD und Grünen.

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