"Kirche ist auf absolutem Tiefpunkt"

Kirchenrechtler Thomas Schüller aus Münster sagt: "Benedikt beschädigt dauerhaft das Papstamt und damit die katholische Kirche"

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Der Kirchenrechtler Thomas Schüller hat dem emeritierten Papst Benedikt XVI. vorgeworfen, weiterhin die Unwahrheit zu sagen. Zwar habe Benedikt in seiner am Montag (24.01.) veröffentlichten Stellungnahme zugegeben, an einer entscheidenden Sitzung in München im Jahr 1980 teilgenommen zu haben. Er bestreite aber weiterhin wahrheitswidrig, etwas über die Vorgeschichte des pädophilen Priesters Peter H. gewusst zu haben.

"Dies ist erneut eine Unwahrheit, wie das in der vergangenen Woche vorgestellte Gutachten von Westpfahl Spilker Wastl beweisen konnte", so Schüller, "Joseph Ratzinger verstrickt sich immer mehr in seine Lügengebilde und wird auch durch die angekündigte ausführliche Stellungnahme den irreparablen persönlichen Schaden für sich und sein Lebenswerk nicht mehr beseitigen können. Er beschädigt damit dauerhaft das Papstamt und damit die katholische Kirche."

Thomas Schüller ist Professor für Kirchenrecht an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.© Lars Berg (KNA)
Thomas Schüller ist Professor für Kirchenrecht an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.
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Outing von queeren Kirchenmitarbeiter:innen

Ebenfalls am Montag (24.01.) haben sich in einer bisher beispiellosen Aktion 125 Priester und andere Beschäftigte der katholischen Kirche als queer geoutet und ein Reform des Arbeitsrechts gefordert.

Die Aktion mit dem Namen "#OutInChurch Für eine Kirche ohne Angst" fand viel Zustimmung.

Thomas Schüller sagt dazu, das kirchliche Arbeitsrecht könnten die deutschen Bischöfe eigenverantwortlich ändern, ohne dass dafür der Vatikan seine Zustimmung geben müsse. Tatsächlich werde das katholische Arbeitsrecht auch aktuell überarbeitet. "Mehrheitlich wünschen die Bischöfe und vor allem die übergroße Zahl der Generalvikare, die täglich mit der Untauglichkeit dieses Rechts zu kämpfen haben, dass sämtliche Loyalitätsobliegenheiten, die die persönliche Lebensführung betreffen, ersatzlos gestrichen werden", so Schüller.

Aber: Für queere Mitarbeitende gibt es in der katholischen Kirche und ihren Einrichtungen zur Zeit keine Rechtssicherheit. Schüller: "In der Regel, solange es eben nicht öffentlich wird, toleriert man vieles. Man weiß darum, das sagt man auch den Leuten und sagt aber, in unserer Huld und Gnade dürft ihr bei uns weiterarbeiten. So lässt man die Leute aber immer in einer angstvollen Schwebe. Es besteht immer die Möglichkeit, wenn das bekannt wird, wenn man zum Beispiel dann standesamtlich heiratet, dann könnten wir ja, wenn wir wollten, zuschlagen."

ANTENNE MÜNSTER-Reporter Michael Wessels berichtet im Gespräch mit Nachmittagsmoderator Jonas Menke über die (negativen) Schlagzeilen, die die Katholische Kirche an diesem Montag geliefert hat:

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