Kardinal Marx will nicht mehr - Respekt aus Münster

Der Erzbischof von München und Freising und gebürtige Westfale, Kardinal Reinhard Marx, hat Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Aus Münster bekommt er dafür Respekt und Anerkennung.

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Einer der bekanntesten Vertreter der katholischen Kirche, Kardinal Reinhard Marx, hat dem Papst heute seinen Rücktritt als Erzbischof von München und Freising angeboten. Marx stammt aus Westfalen und hat auch eine Münster-Geschichte.

Marx will mit seinem Amtsverzicht ein persönliches Zeichen setzen. In einem Brief schreibt er, er wolle so Mitverantwortung für die - so wörtlich - "Katastrophe des sexuellen Missbrauchs" übernehmen. In den jüngsten Debatten sei deutlich geworden, dass manche in der Kirche Mitverantwortung und Mitschuld nicht wahrhaben wollten.

Marx hatte in den 80er-Jahren in Münster Theologie studiert und war in unserer Stadt 2014 zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt worden. Im vergangenen Jahr hatte er sich auch von diesem Amt zurückgezogen.

Thomas Schüller ist Professor für Kirchenrecht an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.© Lars Berg (KNA)
Thomas Schüller ist Professor für Kirchenrecht an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.
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Kirchenexperte aus Münster: Großer Respekt für den Kardinal

Prof. Dr. Thomas Schüller, Direktor des Instituts für Kanonisches Recht an der Katholisch-Theologischen Fakultät, hat Kardinal Marx für seine Entscheidung großen Respekt ausgesprochen. Marx übernehme mit diesem aufsehenerregenden Schritt einerseits persönlich Verantwortung für seine Versäumnisse als Bischof von Trier und als Erzbischof von München-Freising, was die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch angeht. Andererseits attestiere er der deutschen Kirche und seinen bischöflichen Mitbrüdern, dass sie an einem toten Punkt angekommen sind.

Er wünscht sich Übernahme von Verantwortung, Umkehr und den Mut zu wirklichen Reformen. Er greift Kardinal Rainer Maria Woelki frontal an, wenn er von denen spricht, die sich hinter juristischen Gutachten verstecken und nicht bereit sind, die systemischen Ursachen der sexualisierten Gewalt in der Kirche mit mutigen Reformen anzugehen. Diese Botschaft geht auch direkt an Papst Franziskus: Wenn Du Franziskus Reformen willst, dann bleibt im Blick auf die sexualisierte Gewalt in der Kirche kein Stein auf dem anderen. Sei so mutig wie ich und stosse endlich Reformen an.

Alle deutsche Bischöfe müssten sich laut Prof. Schüller nun an dieser souveränen und Größe zeigenden Bereitschaft zum Amtsverzicht und damit zur Übernahme von Verantwortung messen lassen.

© ZdK.de
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Thomas Sternberg: "Da geht der Falsche"

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat sich "tief erschüttert" über den angebotenen Amtsverzicht geäußert:

"Da geht der Falsche", sagte Sternberg der "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe). Sternberg erinnerte daran, dass Marx eine hohe Summe aus seinem Privatvermögen für eine Stiftung für Betroffene sexuellen Missbrauchs in der Kirche aufwenden wollte. Nach seiner Einschätzung habe Marx die massive Kritik an der geplanten Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ihn tief getroffen, sagte Sternberg. "Das zeigt auch, dass in der gegenwärtigen Skandalisierung der katholischen Kirche alle in einen Gesamtverruf kommen, egal, wie ernsthaft sie diese Themen angehen oder nicht." Sollte der Rücktritt angenommen werden, so Sternberg, "dann fehlt uns eine ganz wichtige Persönlichkeit im deutschen Katholizismus". Marx hatte nach Kritik von Missbrauchsbetroffenen Ende April auf die Annahme des Bundesverdienstkreuzes verzichtet.

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