IHK-Konjunktur-Umfrage: Gewinner und Verlierer

Von großer Not bis zu guten Geschäften reicht das Spektrum der aktuellen Lage der Unternehmen in unserer Region. Die IHK Nordwestfalen hat heute ihre Konjunktur-Umfrage vorgestellt.


© IHK Nord Westfalen

Die meisten Unternehmen in Münster und im Münsterland haben sich vom ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 erholt und machen wieder vergleichsweise gute Geschäfte. Das berichtete heute Dr. Fritz Jaeckel (Foto), Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen in Münster. In der Umfrage hat etwa nur ein Prozent der Firmen angegeben, Angst vor der Pleite zu haben. Und nur zehn Prozent der Unternehmen fürchten Liquiditätsengpässe. Zwei Drittel gaben dagegen an, die Krise aus eigener Kraft stemmen zu können. Dazu würde allerdings das Eigenkapital angegriffen.

© NGG
© NGG

Arbeitsplätze in Gefahr

Angesichts der Coronakrise plant allerdings auch mehr als jedes fünfte Unternehmen (22%) in unserer Region, Arbeitsplätze abzubauen. Vor allem größere Firmen hätten das vor, so ein Ergebnis aus der IHK-Umfrage. Bislang habe nur die massive Inanspruchnahme von Kurz­arbeit eine höhere Arbeitslosigkeit verhindert. Die gute Nachricht: Immerhin 60 Prozent der befragten Unternehmen wollen ihr Personal halten, 18 Prozent es sogar aufstocken.

© ANTENNE MÜNSTER
© ANTENNE MÜNSTER

Ganze Branchen brechen ein

Auf der anderen Seite aber erleben Dienstleistungsunternehmen und Teile des Handels massive Einbrüche, sagte Jaeckel in einer Videokonferenz über die Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage. Soloselbstständige und Gastronomen sind in der IHK-Umfrage nicht erfasst. Die IHK hatte deren Vertreter aber zur Vorstellung der Konjunkturumfrage eingeladen.

Michael Radau, Präsident vom Handelsverband NRW, sagte in dem Pressegespräch, besonders die Lage beim Innenstadt-Handel (Kleidung, Schuhe, Lederwaren) sei dramatisch. Er forderte innerhalb von zwei bis spätestens vier Wochen eine Exit-Strategie aus dem Lockdown. Das bedeute: Entweder die Läden öffnen oder sie bekommen ganz schnell viel Geld aus den Coronahilfen.

Renate Dölling vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Westfalen (DEHOGA) unterstützte diese Forderung: „Hier bricht gerade eine Branche zusammen“, sagte die DEHOGA-Geschäftsführerin. Etwa ein Drittel aller Gastronomen in Münster und im Münsterland hätten noch nicht einmal die seit Monaten angekündigte Novemberhilfe erhalten.

©
©

Firmen wünschen sich schnellere Digitalisierung

Aus der IHK-Umfrage geht auch hervor, dass sich die Unternehmen für die Bewältigung der Coronakrise mehr Hilfe vom Staat wünschen. Dringendstes Anliegen ist, die Digitalisierung schneller voranzubringen. Genau das wünschen sich rund 57 Prozent der befragten Unternehmen. Immerhin jedem dritten Betrieb ist es zudem wichtig, dass der Staat für wettbewerbsfähige Energiepreise sorgt. Ein Dauerbrenner auf der Wunschliste ist die Hoffnung auf weniger Bürokratie: Kürzere Genehmi­gungsverfahren und weniger – oder zumindest praktikablerer - Datenschutz.

Weitere Meldungen