Fleißiges Bienchen

In Coronazeiten atmet die Natur vielerorts auf. Verdrängte Tierarten vermehren sich wieder, holen sich zurück, was ihnen einmal gehört hat. Darunter gibt es eine Tierklasse, die schon seit Jahrzehnten von uns verdrängt wird: Die Insekten.

Maja Lunde macht es uns so deutlich, wie kaum ein anderer Autor. Mit ihrem Bestseller „Die Geschichte der Bienen“ macht sie auf das Bienensterben und die damit verbundenen Auswirkungen aufmerksam. Ohne die Bienen wäre ein Leben, so wie wir es führen, nicht möglich. Ja, die kleinen pelzigen Tiere, die so fleißig von Blüte zu Blüte summen. Und auch andere Insekten, die wir häufig genervt von unserem Kuchenteller verjagen, müssen unbedingt mehr Platz für Heimat bekommen. Unser Job? Ja! Eine Möglichkeit, unsere Gastfreundschaft zu zeigen stellen wir euch vor: Das Bienenhotel.

Was du braucht

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Holz, 18 mm Dicke (ich verwende Bauholz der Tischlerei Charakterstück, du kannst aber auch z.B. Kiefer-Leimholzbretter im Baumarkt kaufen)

-        2 Seiten 40 x 20 cm

-        Rückwand 38,2 x 20 cm

-        Boden 20 x 20 cm

-        Deckel 20 x 18,2 cm

-        Querstrebe 23,6 x 11,8 cm

-        Schrauben 3,5x50

Nach Lust und Laune:

-        Hartholzbalken (z.B. Esche, Eiche, Buche)

-        Niströhren aus Hartpapier, Verschiedene Längen, Durchmesser 3 - 9 mm

-        Schilfhalme/Bambusröhren

-        Ggf. Alte Konservendosen

Werkzeug

-        Akkuschrauber

-        2 Zwingen (30 cm Spannweite)

-        4er Bohrer

-        Mehrere Balkenbohrer zwischen 3mm und 9mm (sie müssen mindestens 20 mal so lang sein, wie der Durchmesser groß ist – bei einem 6er Bohrer also z.B. 12 cm)

-        Senker (Aufreiber)

-        Eine Handsäge

-        Schleifpapier 120er, 180er (+ Schleifklotz)

-        Bindfaden

-        Kleiner Winkel


Dauer: 4 Stunden

Kosten: etwas mehr oder weniger als 20 Euro

Wenn du alles bereit hast, können wir loslegen.

Schritt 1

Hast du dir Leimholzplatten im Baumarkt gekauft, kannst du sie mit einer Kreissäge auf die Maße bringen.

Alle Flächen und Kanten solltest du dann schleifen, das ist jetzt noch viel einfacher, als wenn der Kasten erstmal zusammen ist. Am besten geht das z.B. mit einem Exzenterschleifer, aber auch mit etwas Schleifpapier und einem Schleifklotz kannst du die Flächen schön geschmeidig machen und die Kanten leicht brechen.

An den den Seiten werden sowohl die Böden als auch die Rückwand verschraubt. Also zeichnest du die Löcher wie folgt an. Das ist nur eine Skizze nach Augenmaß, das Verhältnis der Maße kann in der Realität abweichen.

Das ist nur eine Skizze nach Augenmaß, das Verhältnis der Maße kann in der Realität abweichen.©
Das ist nur eine Skizze nach Augenmaß, das Verhältnis der Maße kann in der Realität abweichen.
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Schritt 2

Die Löcher bohrst du dann vor. Sie sollten immer 0,5 mm größer sein, als der Schraubendurchmesser, hier wähle ich also den 4 mm Bohrer.

Um Zeit zu sparen, lege ich die Seiten aufeinander.©
Um Zeit zu sparen, lege ich die Seiten aufeinander.
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Schritt 3

An der Hinterkante des unteren Bodens bohst du ebenfalls drei Löcher mit einem Abstand von 9 mm zur Kante.

Mit einem Aufreiber senke ich alle Löcher, sodass der Schraubenkopf dort bündig mit der Fläche abschließen kann.

So passt der Schraubenkopf genau hinein.©
So passt der Schraubenkopf genau hinein.
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Schritt 4

Nun legst du den Kasten im Grunde auf dem Rücken auf den Tisch. Die Seiten und der Boden stehen also senkrecht an der Rückwand, der Deckel liegen dazwischen auf, 10 cm von der Oberkante entfernt. Mit zwei Zwingen kannst du alles erstmal leicht fixieren.

Der Kasten wird auf den Rücken gelegt und mit Schraubzwingen fixiert. Mit einem Winkel überprüfe ich die Winkligkeit.©
Der Kasten wird auf den Rücken gelegt und mit Schraubzwingen fixiert. Mit einem Winkel überprüfe ich die Winkligkeit.
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Schritt 5

Dann kontrollierst du, ob Boden und Rückwand bündig mit den Seiten abschließen. Wenn keine Lücken zu sehen sind, sollte der Kasten winklig sein (sofern alles rechtwinklig zugeschnitten ist), das kannst du mit einem Winkel aber auch überprüfen. Leg außerdem einmal die Querstrebe oben an, dann siehst du, ob die Position des Deckels passt. Wenn alles richtig sitzt, ziehst du die Zwingen fester an, dass nichts mehr verrutschen kann.

Dann schraubst du die Schrauben ein und löst die Zwingen.

Tipp: Wenn eine Kante leicht verrutscht ist, kannst du häufig mit einem kräftigen Hammerschlag noch ein oder zwei Millimeter rausholen.

Die Schrauben schließen bündig mit der Fläche ab.©
Die Schrauben schließen bündig mit der Fläche ab.
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Schritt 6

Zuletzt muss nur die Brüstung der Dachterrasse angeschraubt werden. Dafür kannst du wieder die Position der Löcher markieren (jeweils 9 mm vom Rand entfernt) und vorbohren, dann festzwingen und anschrauben.

Das Hotel ist nun fertig gebaut, es muss nur noch eingerichtet werden.©
Das Hotel ist nun fertig gebaut, es muss nur noch eingerichtet werden.
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Schritt 7

Nun richte ich das Bienenhotel mit Bambusrohren und Nistlöchern in einem Eichenbalken ein.

Die Bambusrohre sägst du dann mit der Feinsäge in Abschnitte.

Wenn du an den Knotenstellen den richtigen Punkt triffst, ist die Röhre automatisch hinten geschlossen.©
Wenn du an den Knotenstellen den richtigen Punkt triffst, ist die Röhre automatisch hinten geschlossen.
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Alle Bambushalme werden dann erst mit einem Hilfswerkzeug (ich habe einen dünnen Bohrer genommen) von der Markröhre, schließlich mit einem Schleifpapier von Holzspänen befreit. Ausgefranste Eingänge sind tödlich für die Bienen, da sie rückwärts in das Loch kriechen und sich dabei nicht umsehen können. Die sensiblen Flügel können an den Spänen kaputt gehen.

Sind die Bambusrohe beidseitig offen, müssen sie auf einer Seite z.B. mit Ton geschlossen werden.

Dann kannst du dir Holzbalken suchen, ich habe alte Eichenbalken gefunden. Wichtig ist, dass du die Löcher in das Längsholz des Balkens bohrst (dort, wo der Faserverlauf länglich verläuft) und nicht in das Hirnholz (dort, wo die Jahrringe zu sehen sind). Denn das Hirnholz neigt zu Kernrissen und zieht viel Feuchtigkeit - die Brut würde verfaulen.

Dafür markiere ich mir mit einem Klebeband die Tiefe des Loches am Bohrer. Sie sollte mindestens 20 Mal so groß sein, wie der Durchmesser des Bohrers.

Markierung der Tiefe mit Klebeband©
Markierung der Tiefe mit Klebeband
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Schritt 8

Bei dem 8er Bohrer ist das also 16 cm. Die Balken haben eine Tiefe von 18cm, also bleibt das Loch hinten geschlossen – das ist gut! Dann bohre ich mit den verschiedenen Bohrern die Löcher in die Balken. Da die Bohrer so lang sind und wir viel Kraft aufwenden müssen, stelle ich den Balken auf den Boden und fixiere ihn mit einem Fuß.

verschiedene Bohrergrößen für verschiedene Bienengrößen :-)©
verschiedene Bohrergrößen für verschiedene Bienengrößen :-)
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Schritt 8

Der Bohrer muss die Holzspäne den ganzen langen Weg nach oben transportieren. Da er das nicht alleine schafft, müssen wir ihm alle paar Zentimeter helfen, indem wir den Bohrer mehrfach aus dem Holz ziehen und wieder eintauchen - bis zum Klebestreifen. Bleiben an den Eingängen Holzspäne zurück, müssen die auch hier unbedingt abgeschliffen werden!

Die Balken kannst du in das Bienenhotel stellen und von hinten je mit einer Schraube fixiert. Pass gut auf, dass du dabei kein Nistloch triffst.

Wenn du auf der Dachterrasse des Hotels direkt Bienenblumen anpflanzen möchtest, befestige vorher z.B. eine Teichfolie in dem Kasten oder stelle einen geschlossenen Blumentopf hinein. So dringt das Wasser beim Gießen nicht in das Holz ein.

Die Teichfolie habe ich eingetackert©
Die Teichfolie habe ich eingetackert
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Schritt 9

Ich habe mich für ein Löwenmäulchen und das Großblumige Mädchenauge entschieden. Lavendel kommt auch super an bei den Bienen und ganz viele andere Blumen – frag einfach mal im Gartencenter nach.

Am besten, du stellst das Bienenhotel dann mindestens 50 cm über dem Boden auf, sonnig, überdacht und mit ganz vielen Bienenblumen in der Nähe. Dann musst du nur noch warten, bis die Bienen einziehen. Sei geduldig - die Bienen müssen das Hotel ja auch erstmal finden.

Jetzt können die Bienen einziehen!©
Jetzt können die Bienen einziehen!
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Aufräumen in der Gerüchteküche

Weil so viele Gerüchte kursieren und ganz viele Bienenhotels verkauft werden, die zwar hübsch aussehen, den Bienen aber häufig den Tod bringen, hab‘ ich für euch ein paar Infos zusammengetragen und mit einem Experten gesprochen, der mir erklärt hat, was richtig und was falsch ist.

Viele kommerzielle Hersteller verwenden Stroh, Tannenzapfen oder Rindenmulch, um die Bienenhotels zu füllen. Das ist günstiges Material, das viel Platz einnimmt und aufregend aussieht. Die Bienen können damit aber nicht viel anfangen und im schlimmsten Fall ziehen sogar Schädlinge ein, die sich dort prima vermehren können und dann die Larven der Bienen fressen. Besser: weniger abwechslungsreiche, aber mehr sinnvolle Bienenhotels gestalten.

Ebenso tödlich kann es sein, in das Hirnholz von Baumscheiben (also da, wo die Jahrringe zu sehen sind) Nistlöcher zu bohren. Besser: Holzbalken aufrecht stellen und die Löcher in das Längsholz bohren (also dort, wo der Faserverlauf zu sehen ist).

Lochziegel. Ein großer Mythos! Die Löcher des Lochziegels sind leider einfach viel zu groß. Die Bienen können es sich nicht leisten, ein so großes Zimmer einzurichten und werden weitersuchen. Besser: Bohrt selbst in einen Mauerziegel aus gebranntem Ton Löcher zwischen 3 und 8 mm Durchmesser. Am besten auf der Schmalseite des Ziegels, damit das Loch tiefer sein kann. Es sollte auf jeden Fall hinten geschlossen bleiben.


Ausgefranste Eingänge von Nistlöchern, z.B. an Holzbalken oder Bambusröhren zerstören den Bienen die empfindlichen Flügel - also alle Splitter unbedingt mit einem Schleifpapier beseitigen.

Und wenn wir schon bei Bambusröhren sind: die meisten Bienen graben sich ihre Nistlöcher nicht selbst. Halme oder Bambusröhren, die in der Mitte noch eine Markröhre haben, helfen hier also leider nicht. Besser: das Mark aus den Bambusröhren auskratzen. Du kannst auch Pappröllchen kaufen, die gibt es extra für Bienenfreunde. Wenn du den Bienen markhaltige Stiele anbieten magst, dann sollten sie aufrecht, z.B. an der Seite des Hotels, angebracht werden.

In der ANTENNE MÜNSTER-Morningshow hat Judith noch einmal erklärt, wie sie auf die Idee mit dem Bienenhotel gekommen ist und was sie dabei alles beachtet hat:

© ANTENNE MÜNSTER

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