Fahrgäste immer aggressiver
Veröffentlicht: Donnerstag, 07.09.2023 10:00
Klartext der Eurobahn: "Das gestiegene Aggressionspotential der Passagiere trägt zu unserem hohen Krankenstand bei" und lässt letztlich Züge ausfallen.

Wer morgens mit der Bahn auf dem Weg zur Arbeit ist und einen wichtigen Termin hat oder nach einem vollen Arbeitstag nach Hause fährt, weiß, wie anstrengend Zugausfälle und Verspätungen sind. Die Fahrgäste der Eurobahn haben diese Erfahrungen in den letzten Monaten häufiger gemacht. Immer wieder kam es zu Ausfällen und Verspätungen auf den Strecken unter anderem nach Warendorf, Hamm, Osnabrück oder Rheine.
Ein Grund für diese Vorfälle sei vor allem der hohe Ausfall von Mitarbeiter:innen aufgrund von Krankheit und Überlastung, sagt die Eurobahn-Sprecherin Nicole Pizzuti. Vor allem die außergewöhnlich hohen Arbeitsbelastungen durch die Corona-Pandemie, das Neun Euro Ticket und das Deutschlandticket würden jetzt zu zahlreichen Ausfällen führen.
Nicole Pizzuti nennt noch einen weiteren Grund für das Problem: "Es ist eine Art Teufelskreis. Es kommt zu Verspätungen und Ausfällen, die Fahrgäste sind deshalb sauer und werden teilweise aggressiv, weswegen die Lok- und Zugführer schneller gestresst sind und krank werden, was wiederum noch mehr Ausfälle und Verspätungen bedeutet." Der raue und unfreundliche Ton vieler Fahrgäste mit dem Zugpersonal verschlimmere die Situation zusätzlich. Pizzuti spricht in diesem Kontext sogar von einer "Verrohung der Menschheit".
Nicht nur die Eurobahn kämpft mit dem Personalmangel: Branchenübergreifend fehlt es an Fachpersonal. Gemeinsam mit dem Zweckverband Westfalen Lippe (NWL), mit dem die Eurobahn gerade erst ihren Vertrag für die Warendorf-Strecke bis 2028 verlängerte, und weiteren Bahnunternehmen laufen daher zur Zeit mehrere Kampagnen, um neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen. Nur so könnten langfristig die Situation verbessert werden.
Um nun kurzfristig die Zahl der Zugausfälle möglichst gering zu halten, hat die Eurobahn in den letzten Wochen weitreichende Maßnahmen ergriffen. So seien nicht nur temporäre Versetzungen vorgenommen worden, sondern auch qualifizierte Mitarbeiter:innen der Verwaltung im regulären Zugverkehr eingesetzt worden. Pituzzi versichert: "Wir geben unser Bestes. Wir sind - und das ist kein Marketinggag - Eisenbahner mit Herz".