"Es tut mir sehr leid!"

Am zweiten Prozesstag im 'Fall Malte C.' hat sich der Angeklagte Nuradi A. direkt bei den Zeuginnen, die er belästigt hat, entschuldigt.

Am Landgericht Münster hat im 'Fall Malte C.' heute der zweite Prozesstag stattgefunden. Auf dem Programm standen für heute vor allem Zeugengespräche. Nachdem der Angeklagte Nuradi A. bereits am ersten Prozesstag vergangenen Montag (13. Februar) zugegeben hatte, den Angriff auf Malte C., wie von der Staatsanwaltschaft Münster vorgeworfen, durchgeführt zu haben, entschuldigte er sich heute Vormittag direkt bei den Zeuginnen, die vom zuständigen Richter-Team zum Prozess eingeladen worden waren.

Zu Beginn des Gerichtstages sagte erst die Gruppe Menschen als Zeugen aus, die der Angeklagte beim Christopher Street Day in Münster Ende August am Hafen beleidigt und bedroht haben soll. Als die zweite der vier Zeugen ihre Aussage beendet hatte, bat der Angeklagte Nuradi A., die Zeugin direkt ansprechen zu dürfen - Zeugin und Gericht stimmten zu. Er sagte:

"Ich möchte mich entschuldigen. Ich war betrunken und nicht Herr über mich selbst. Es tut mir sehr leid!"

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Nuradi A. vor, den trans-Mann Malte C. am Rande des Christopher Street Day in Münster Ende August am Hafen niedergeschlagen und tödlich verletzt zu haben. Der Vorwurf lautet "Schwere Körperverletzung mit Todesfolge".

Kleinerer Saal als am ersten Prozesstag

Das Interesse war weiterhin groß - viele Zuschauer:innen waren anwesend. Da aber der zweite Prozesstag in einem kleineren Saal stattfand, passten nicht alle Zuschauer:innen hinein, einige mussten draußen bleiben.

Die Aussage der ersten Zeugin fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Grund: die Zeugin ist erst 16 Jahre alt. Das Richter-Team schätzte den Schutz der Zeugin als wichtiger ein als das Interesse der Öffentlichkeit. Die 16-Jährige war Ende August vergangenen Jahres beim Christopher Street Day am Münsterschen Hafen Teil der Gruppe, die der Angeklagte vor der mutmaßlichen Tat beleidigt haben soll. Erst nach ihrer Aussage durften Reporter:innen und Zuschauer:innen wieder in den Gerichtssaal.

Das Richter-Team des Landgerichts Münster im 'Fall Malte C.' - der Prozess heute fand in einem kleineren Saal statt.© ANTENNE MÜNSTER
Das Richter-Team des Landgerichts Münster im 'Fall Malte C.' - der Prozess heute fand in einem kleineren Saal statt.
© ANTENNE MÜNSTER

Zeugenaussagen decken sich mit Details zum Tat-Geschehen

Neben den drei Beteiligten aus der Gruppe, die an einer Ersatzhaltestelle auf einen Bus warteten und bedroht wurden, sagte heute noch ein junges Paar, 23 und 24 Jahre alt/ zwei Jura-Studierende, aus. Sie wollten nicht zum CSD, sondern zu einer WG-Party, die in der Nähe war. Sie haben den Angriff mitbekommen. Alle fünf Aussagen zum Geschehen rund um den Angriff glichen sich: Die CSD-Teilnehmenden hätten auf den Bus an der Haltestelle gewartet, daraufhin habe sich Nuradi A. der Gruppe mit einem Kumpel genähert und sie mit trans- und lesbenfeindlichen Sprüchen angesprochen. Die Gruppe habe ihn lautstark aufgefordert, zu gehen. Und Malte C. - der in der Nähe, etwas um die Ecke am Albersloher Weg - auf einem Bordstein saß, hatte das Geschrei mitbekommen und wollte helfen. Daraufhin habe Nuradi A. ihm erst gegen die Brust gestoßen, mit der rechten, flachen Hand eine Backpfeife verpasst und dann mit der linken Faust zugeschlagen. Malte C. fiel daraufhin mit dem Kopf auf den Boden. Anschließend flüchteten Nuradi A. und sein Kumpel, während die Studierenden und die Gruppe an der Bushaltestelle Polizei und Rettungsdienst riefen.

Nächster Prozesstermin am kommenden Mittwoch

Da Nuradi A. die Tat ja schon am ersten Prozesstag so umfänglich gestanden hat, waren zwei geladene Zeugen heute nicht mehr nötig. Das Richter-Team hatte sie im Vorhinein ausgeladen. Kommenden Mittwoch (01.03.) steht der nächste Prozesstag an, dann mit insgesamt vier geplanten Zeugengesprächen, darunter hat das Gericht die Begleiter des Angeklagten und den Begleiter von Malte C. eingeladen. Spätestens Mitte April sollte es ein Urteil geben.

ANTENNE MÜNSTER-Reporter Chris Overmann berichtet vom Landgericht:

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