Deniz Yücel in Münster

Ein Jahr in Haft, 290 Tage davon in Isolationshaft. Der Journalist Deniz Yücel hat am Dienstagabend seine Geschichte aus dem türkischen Gefängnis erzählt.


© Lena Zils

Es hätten auch 2.000 Tickets verkauft werden können - 300 glückliche haben am Ende eins ergattert. Deniz Yücel war am Dienstagabend zu Besuch in der Pension Schmidt und hat aus seinem Buch "Agentterrorist" gelesen. Aufgrund der großen Nachfrage gab er gleich zwei Lesungen hintereinander.

Agentterrorist

Ein Jahr lang wurde der Journalist Deniz Yücel im Hochsicherheitsgefängnis Silivri Nr. 9 bei Istanbul gefangen gehalten. Ohne Anklage. Seine Inhaftierung sorgte für die größte Belastung der deutsch-türkischen Beziehungen seit dem Zweiten Weltkrieg. Im Februar 2018 wurde er unter abenteuerlichen Umständen freigelassen. In "Agentterrorist" erzählt Yücel, wie er dieses Jahr in Einzelhaft durchlebte und was ihm die »#FreeDeniz«-Kampagne und die Unterstützung seiner Frau bedeuteten. Zugleich zeichnet Yücel die politische Entwicklung der Türkei der vergangenen Jahre nach, vom hoffnungsvollen Aufbruch der Gezi-Revolte bis zum vorläufigen Ende: Erdogans Festigung der Macht mit den Wahlen vom Frühjahr 2016.


Lob für Münster

Unter dem Hashtag #FreeDeniz hatte es zur zeit seiner Haft zahlreiche Solidaritätsaktionen gegeben, vornehmlich Autokorsos. In Münster hingegeben gab es den einzigen Fahrradkorso. Gleich zu Beginn lobte Yücel die Aktion, er habe sich sehr über den Fahrradkorso gefreut, vor allem, weil er auch besser für die Umwelt sei. Yücel sieht seine Lesungen zur Zeit nicht nur als Buchvostellung, sondern auch als "Danke-Tour". Neben den Solidaritärsaktionen in ganz Deutschland erreichten Yücel im türkischen Gefängnis auch zahlreiche Briefe, auch aus Münster.

ANTENNE MÜNSTER-Reporterin Lena Zils war bei der Lesung dabei und spricht mit Morgenmoderatoren Miriam Gerding und Gerrit Nissen, wie sie den Abend erlebt hat.

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