Bedingungsloses Grundeinkommen
Veröffentlicht: Donnerstag, 27.04.2023 06:30
Samira Korves bekommt jeden Monat 1.200 Euro - einfach so. Im ANTENNE MÜNSTER-Interview berichtet sie von diesem Modellprojekt.

Es hat etwas von einem Lottogewinn: Vor gut zwei Jahren bewirbt sich Samira Korves aus Münster (r., neben ANTENNE MÜNSTER-Reporterin Anne Köster) für das wissenschaftliche Pilotprojekt Grundeinkommen und hat tatsächlich Glück. Samira wird unter zwei Millionen Bewerber:innen ausgewählt und bekommt insgesamt drei Jahre lang das "bedingungslose Grundeinkommen".
Das ist die Idee
"Bedingungsloses Grundeinkommen" bedeutet einen fixen monatlichen Betrag vom Staat - ohne etwas dafür zu tun. Im Rahmen des Pilotprojekts sind das 1.200 Euro monatlich, insgesamt drei Jahre lang. Das wissenschaftliche Team möchte herausfinden, wie ein Grundeinkommen unsere Gesellschaft verändern könnte. Befürworter:innen der Idee gehen davon aus, dass ein solches Grundeinkommen die Menschen beruhigen und so motivieren könnte, beruflich mehr Risiken einzugehen. Kritiker:innen befürchten, die Menschen könnten sich auf dem Grundeinkommen ausruhen und im Zweifel gar nicht mehr arbeiten gehen.
Samira nutzt das Geld für ihre Selbstständigkeit
Der Startpunkt des Projekts im Juni 2021 hätte für Samira nicht passender sein können. Als selbstständige Sport- und Schwimmlehrerin durfte sie wegen der Corona-Pandemie zwischenzeitlich gar keine Kurse anbieten. Das "bedingungslose Grundeinkommen" sichert ihr somit eine Zeit lang Fixkosten wie Miete und Lebensmittel. Seit sich die Lage aber immer weiter entspannt, sorgen die 1.200 Euro für mehr Ruhe in Samiras Leben. Weniger arbeiten tut sie aber nicht. Im Gegenteil, wie sie im ANTENNE MÜNSTER-Interview verrät:
Wenn man an das Finanzielle denkt, dann bin ich auf jeden Fall entspannter, aber Stress habe ich nicht weniger. Ich arbeite sogar mehr, seitdem ich das Geld bekomme, weil ich das so gut in meine Selbstständigkeit gesteckt habe. (...) Die Ideen kamen alle wie ein Riesenschwall über mich und die habe ich dann alle umgesetzt und demnach arbeite ich jetzt immer noch mehr.
Ihre eigene Schwimm- und Sportschule hat Samira inzwischen weiter ausgebaut.
Samiras Zwischenfazit ist zwiegespalten
Inzwischen ist in etwa Halbzeit bei dem Pilotprojekt. Samira freut sich, dass sie das Geld jetzt noch mehr als ein Jahr weiter bekommt, aber sie braucht es nicht mehr dringend, sagt sie. Auf die Frage, wie sie das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens insgesamt bewertet, findet sie keine eindeutige Antwort:
Also, wenn mich jemand fragt, ob ich für oder gegen das bedingungslose Grundeinkommen bin, dann sage ich jedes Mal, dass ich darauf warte, was entschieden wird. Weil (...) ich mich natürlich freue, wenn Menschen wie ich das Geld bekommen und es auch gut nutzen können - vielleicht in ihrem Beruf oder sich damit auch in die Selbstständigkeit trauen. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass das Geld nicht so gut genutzt wird und die Menschen eher fauler werden.
Das ganze Interview mit Samira Korves und ANTENNE MÜNSTER-Reporterin Anne Köster könnt ihr hier nachhören: