20 Jahre Villa ten Hompel
Veröffentlicht: Montag, 26.08.2019 18:30
Mit einem vielfältigen und hochkarätigen Jubiläumsprogramm feiert Münsters Geschichtsort sein 20-jähriges Bestehen. Im Dezember 1999 wurde die Gedenkstätte auf Beschluss des Rates der Stadt Münster eröffnet.
Die Forschung und Vermittlung zu Holocaust, Diktaturerfahrungen und die gegenwärtigen Herausforderungen durch Rechtsextremismus und Antisemitismus bilden seither den Kern des menschenrechtsorientierten Engagements. Die Vielfältigkeit des Hauses am Kaiser-Wilhelm-Ring spiegelt sich im Jubiläumsprogramm wider.
Ein absoluter Hochkaräter mit Münster-Bezug steht gleich zu Beginn auf dem Programm. Manfred Lütz, einer der meistgelesenen Sachbuchautoren Deutschlands, stellt seinen neuen Spiegel-Bestseller "Als der Wagen nicht kam" über seinen in Münster geborenen Großonkel Paulus van Husen vor. Van Husen war Mitglied des Kreisauer Kreises, einer Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus. Manfred Lütz wird auch schildern, welche Rollen Paulus van Husen in diesem Netzwerk einnahm, das am 20. Juli 1944 mit Schenk Graf von Stauffenberg an der Spitze das Attentat auf Adolf Hitler wagte. Dieses erste Mittwochsgespräch findet am 4. September um 19 Uhr im Schloss der WWU Münster, Hörsaal S 10, statt. Der Eintritt ist, wie bei den anderen Vorträgen auch, traditionell frei. Bei der Reihe "Mittwochsgespräche" steht aus Anlass des 75. Jahrestages des Hitler-Attentats das Thema "Haltungen und Handlungsräume im Nationalsozialismus" im Fokus.
Ende Oktober werden dann Wissenschaftler aus aller Welt kommen, um sich bei einer internationalen Tagung zum Thema "Ein Vierteljahrhundert nach Christopher Brownings 'Ordinary Men' - Perspektiven der neuen Polizei-Täterforschung und der Holocaust-Vermittlung" auszutauschen. Im Rahmen einer öffentlichen Festveranstaltung am Mittwoch, 30. Oktober (Beginn 19 Uhr) im Historischen Rathausfestsaal am Prinzipalmarkt wird die Wissenschaftsleistung Brownings als einem der weltweit führenden Historiker zur Holocaustforschung geehrt werden. Christopher R. Browning selbst wird eine Bestandsaufnahme vornehmen und wissenschaftlich-didaktische Perspektiven gut 25 Jahre nach seiner wegweisenden Publikation "Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die 'Endlösung' in Polen" eröffnen. Seine Impulse zur Täterforschung beeinflussten nicht unerheblich die Initiativen in Münster, die 1999 zur Gründung der Villa ten Hompel als Geschichtsort der Stadt Münster führten. Die Laudatio wird der international bekannte Zeitgeschichtsprofessor Norbert Frei halten. Tagung und Festabend werden auch von den beiden großen internationalen Kooperationspartnern der Villa ten Hompel begleitet: der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Jerusalem und dem United States Holocaust Memorial Museum Washington D.C.
Münsters Rolle im Nationalsozialismus wird durch neueste Forschungen gleich zwei Mal aus unterschiedlicher Perspektive beleuchtet werden. Philipp Erdmann und Annika Hartmann werden am Mittwoch, 6. November (Beginn 19 Uhr) in der Stadtbücherei zur Rolle der Stadtverwaltung Münster im Nationalsozialismus auch Akteure der Verwaltung in der NS-Diktatur bei der doppelten Buchvorstellung analysieren. Darüber hinaus werden erstmals öffentlich am Donnerstag, 5. Dezember (Beginn 19 Uhr) die Herausgeber und Autoren der Villa ten Hompel und des Westfälischen Wirtschaftsarchivs ihre Studie zur Sparkasse in Münster und im östlichen Münsterland im "Dritten Reich" unter dem Titel "Wer spart, hilft Adolf Hitler" am Kaiser-Wilhelm-Ring 28 vorstellen und zur Diskussion stellen.
Neben weiteren spannenden Veranstaltungen bildet am Sonntag, 15. Dezember, ab 12 Uhr eine feierliche Matinee zum 20-jährigen Geburtstag den Abschluss des Jubiläumsprogramms. Zahlreiche Weggefährten werden im Dialog spannende Erinnerungssplitter an besondere Momente, Veranstaltungen und Entwicklungsetappen präsentieren. 20 Jahre "Villa" als Geschichtsort der Stadt Münster werden so lebendig.
Das gesamte Jubiläums-Programm steht unter www.villatenhompel.de zum Download bereit.
