Urteil im Metzelder-Prozess

In Düsseldorf hat das Amtsgericht im Prozess gegen den ehemaligen Fußball-Nationalspieler Christoph Metzelder bereits am ersten Verhandlungstag ein Urteil gefällt. Für den Besitz und die Weitergabe von kinder- und jugendpornografischen Dateien wurde der Ex-Fußballprofi zu einer zehnmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Der 40-Jährige hatte die Vorwürfe am Donnerstagmittag in Teilen eingeräumt.

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Die Anklage

Der Prozess gegen den Ex-Fußballer hatte heute früh wie geplant um 9.30 Uhr im Amtsgericht Düsseldorf mit der Verlesung der Anklage begonnen. Metzelder musste sich wegen „des Unternehmens, einer anderen Person Besitz an kinderpornographischen Schriften zu verschaffen in 29 Fällen und Besitzes kinderpornographischer und jugendpornographischer Schriften in einem weiteren Fall“ vor dem Gericht verantworten.

Metzelder legt Teilgeständnis ab

Metzelder räumte im Laufe der Verhandlung die Weiterleitung von 18 kinder- und jugendpornografischen Dateien ein. Es habe sich bei dem Material um Vorschaubilder gehandelt, die er auf frei zugänglichen Internetseiten abfotografiert und als Screenshots verschickt habe. Den Besitz der rund 300 Aufnahmen wie angeklagt, gestand er hingegen nicht.

"Ich akzeptiere die Strafe und bitte die Opfer sexueller Gewalt um Vergebung. Ich werde den Rest meines Lebens mit dieser Schuld als Teil der Gesellschaft leben müssen", sagte Metzelder vor Gericht. "Ich weiß, welch unsägliches Leid hinter jedem dieser Fotos steckt. Ich bitte hier stellvertretend alle Opfer sexueller Gewalt um Vergebung. Ich weiß, dass ich eine Wunde hinterlasse, die möglicherweise nie mehr verheilen wird."

Außerdem erklärte der ehemalige Nationalspieler: "Ich habe auf frei zugänglichen Internetseiten inkriminierte Bilder besorgt, Screenshots gemacht. Ich habe im Chat Extrem-Fantasien ausgetauscht, dabei ging es auch um das Unaussprechliche."

Für die Sichtung der Beweise schloss die Vorsitzende Richterin Astrid Stammerjohann anschließend die Öffentlichkeit aus.

Das Urteil

Am Ende hat das Amtsgericht Düsseldorf den ehemaligen Fußball-Nationalspieler zu einer zehnmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Das Amtsgericht sah es laut Urteilsverkündung als erwiesen an, dass Metzelder in 26 Fällen kinder- und jugendpornografische Dateien weitergegeben hatte. In einem Fall wurde er für den Besitz bestraft.

Nach dem Teilgeständnis Metzelders wurde der Prozess bereits am ersten Tag beendet. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Details der Anklage

Die Staatsanwaltschaft nannte zum Auftakt des Prozesses bei der Verlesung der Anklage Details. Der Ex-Profi von Borussia Dortmund, Real Madrid und Schalke 04 soll zwischen dem 1. und 13. August 2019 kinderpornografische Bilder und Videos per Messengerdienst an drei Frauen versendet haben.

Nach dpa-Informationen sollen die verschickten Fotos zum Teil den schwersten sexuellen Missbrauch an Mädchen unter zehn Jahren zeigen. Knapp 300 kinder- und jugendpornografische Dateien soll die Polizei auf dem Handy des 40-Jährigen gefunden haben.

Anwalt räumt Doppelleben von Metzelder ein

Metzelders Anwalt/Verteidiger räumte vor dem Gericht bereits am Mittag ein, dass sein Mandant ein Doppelleben geführt, erotische Chats mit Frauen gehabt, mit sexuellen Tabus gespielt und dabei Fehler gemacht habe.

Metzelder kündigte an, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens, alle öffentlichen Auszeichnungen wie den Landesverdienstorden NRW und das Bundesverdienstkreuz - aus Respekt vor den jetzigen und künftigen Preisträgern - zurückgeben zu wollen.

Zur Person Metzelder

Der in Haltern am See geborene Metzelder spielte als Profi für Preußen Münster, Borussia Dortmund, Real Madrid und Schalke 04. 2002 wurde er Vizeweltmeister und gewann in Deutschland und Spanien die Meisterschaft. Mit Schalke wurde er Pokalsieger. Auch nach seiner Karriere engagierte sich der Einser-Abiturient für wohltätige Zwecke, unter anderem mit einer eigenen Stiftung für Kinder. Anfang September 2019 wurden die Vorwürfe gegen Metzelder öffentlich bekannt.

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