Made in Germany: 3 Games, die in die Welt hinausgingen

Screenshot vom Spiel «The Hunt: Showdown 1896»
© Crytek/dpa-tmn

Spielenswert

Berlin (dpa/tmn) - Horror, Action oder einfach mal etwas zum Chillen: Videospielentwickler aus Deutschland können mehr als nur Strategiespiele im Stil von «Anno» oder «Die Siedler». Wir stellen drei Games vor, die sich vor der internationalen Konkurrenz nicht verstecken müssen:

«The Hunt: Showdown 1896»

Das Frankfurter Entwicklungsstudio Crytek ist dank seines Egoshooters «Crysis» 2007 international berühmt geworden. Mittlerweile hat das Studio alle Höhen und Tiefen der Branche durchlebt: Expansion, Krise, Neuanfang. Nachdem sich die Firma von ihrer Hausmarke «Crysis» getrennt hat, setzen die Frankfurter alles auf «The Hunt: Showdown 1896».

Die kooperative Horror-Hatz entführt Spieler und Spielerinnen in ein fiktives Western-Szenario Ende des 19. Jahrhunderts. Da, wo sich sonst Sheriffs und Banditen Kämpfe liefern, streunen plötzlich Zombies und Monster durch die Sümpfe Louisianas. Die Spieler übernehmen die Rolle eines Jägers, der diese Umtriebe eindämmen will.

Im Stil eines Egoshooters suchen die Spieler alleine oder mit anderen menschlichen Jägern nach den Monstern, stellen ihnen Fallen und erlegen sie mit ihren Waffen. Am Ende wartet die Beute, mit der sich die Jäger für das nächste Abenteuer noch besser wappnen können. Aber Vorsicht: Wer sich die Beute geschnappt hat, wird zum Ziel der gierigen Konkurrenz. In einem weiteren Spielmodus treten die Jäger gegeneinander an und müssen Portale schließen und anschließend rechtzeitig vor den anderen Spielern fliehen.

Die Entwicklungsgeschichte von «The Hunt: Showdown 1896» ist ähnlich turbulent wie die Geschichte des Entwicklers Crytek. 2019 als Erstling des USA-Ablegers Crytek USA geplant, ging die Entwicklung nach einer Kündigungswelle zurück nach Deutschland. Dort folgte ein kompletter Neustart für die aktuelle Konsolengeneration. Ein Schritt, der sich gelohnt hat: «The Hunt: Showdown 1896» ist ein schweißtreibendes Horrorabenteuer, dass eher auf Taktik als pausenlose Action setzt und sich damit wohltuend von ähnlichen Spielen absetzt.

Spielenswert, weil: spannend, gruselig und motivierend. «The Hunt: Showdown 1896» ist ein Spiel für Taktiker mit stahlharten Nerven, die gerne im Team auf die Jagd gehen.

«The Hunt Showdown 1896» von Crytek ist für Windows, Playstation 5 und Xbox Series X/S erschienen. Es kostet rund 30 Euro und hat keine Altersfreigabe (USK ab 18).

«The Longing»

Deutsche Folklore, minimalistische Grafik und ein Gnom, der lässig durch eine Höhle schlurft – die Ausgangslage für «The Longing» könnte kaum ausgefallener sein. Basierend auf der Kyffhäuser-Saga erzählt das Spiel von einem kleinen Abenteurer, der 400 Tage lang im Dunkeln auf das Erwachen seines Meisters wartet. Da das Ganze in Echtzeit abläuft, erwartet Spieler und Spielerinnen eines der ungewöhnlichsten Spielabenteuer der letzten Jahre.

In «The Longing» ist Warten das Spielprinzip. Nachdem sein Herrscher eingeschlafen ist, hat ein kleiner Gnom 400 Tage Zeit, ein geheimnisvolles Höhlensystem zu erkunden. Er schlurft durch die dunklen Gänge, sammelt Pilze und baut sich eine kleine Unterkunft zusammen. Ohne ein gutes Gedächtnis verlieren die Spieler schnell die Übersicht in den verwinkelten Gängen der Höhle.

Die Zeit ist ein wichtiger Faktor. Das Spiel dauert 400 Tage in Echtzeit und es läuft auch weiter, wenn die Spieler das Gamepad mal für ein paar Tage aus der Hand legen. In dieser Zeit wächst dann Moos, das Stürze aus großer Höhe abfedert, oder Spinnen weben ihre Netze. Natürlich gibt es auch Möglichkeiten, mit ein paar Tricks die Spielzeit zu verkürzen. Oder die Spieler setzen sich in den Sessel und lesen ein gutes Buch. Die Spielbibliothek hat sogar eine komplette Ausgabe des Klassikers «Moby Dick» von Herman Melville im Bestand.

Das Stuttgarter Entwicklungsstudio Seufz hat in «The Longing» die Langsamkeit der Videospielwelt entdeckt. Statt auf die spielerische Herausforderung setzt Studio Seufz auf den Erkundungsdrang und die Neugier der Spielenden. Dazu gibt es viel Zeit zum Nachdenken. Denn hinter dem Schicksal des traurigen Gnoms verbirgt sich auch eine Geschichte über Depression und Einsamkeit. Ein Spielexperiment zum Erkunden und Grübeln.

Spielenswert, weil: «The Longing» ist Entschleunigung pur in einer immer hektischer werdenden Welt. Wo hat man schon einmal so viel Zeit? Wen das nicht nervös, sondern neugierig macht, der hat das passende Spiel gefunden.

«The Longing» von Studio Seufz ist für Windows, Linux, Mac und Nintendo Switch erschienen (rund 15 Euro). Die Altersfreigabe (USK) liegt bei 6 Jahren.

«Reignbreaker»

Goodbye, Studio Fizbin: «Reignbreaker» ist für das in Ludwigsburg und Berlin ansässige Entwicklungsstudio gleichzeitig Kehrtwende und Abgesang. Als Experten für witzige wie preisgekrönte Point-and-Click-Abenteuer wie «The Inner World» bekanntgeworden, haben sie mit «Reignbreaker» den radikalen Genrewechsel zum schweißtreibenden Actionabenteuer gewagt.

Am Ende haben aber alle Preise und guten Kritiken nicht gereicht: «Reignbreaker» war das letzte Spiel von Studio Fizbin, dessen Pforten die schwedische Videospiel-Holding Thunderful als Muttergesellschaft 2025 für immer schließt.

Aber zurück zum Spiel: In «Reignbreaker» ballert und prügelt sich die Titelheldin Clef in einer dystopischen Mittelalterwelt durch eine Festung, um die Macht einer despotischen Herrscherin zu brechen. In einer bunten, comicartigen Vogelperspektive muss Clef laufende Glocken vernichten oder tödlichen Kreiseln ausweichen.

Die Heldin kann sich einfach auf ihre Fäuste verlassen oder bahnt sich mit ihrem multifunktionalen Speer einen Weg durch die gegnerischen Reihen. Da «Reignbreaker» zum Genre der Roguelikes gehört, versetzt jeder Bildschirmtod die Spielenden wieder zurück an den Anfang.

Ausweichen, reaktionsschnell zuschlagen und das Arsenal geschickt einsetzen: «Reignbreaker» erfordert rasante taktische Entscheidungen. Mit jeder neuen Spielrunde ändern sich die Räume und sorgen für einen hohen Wiederspielwert. Wer sich einmal in das Spielprinzip reingefuchst hat, versucht ständig seine Ausrüstung zu verbessern, um ein paar Räume weiterzukommen.

Genrefans werden sofort die Ähnlichkeit zum Spiel des Jahres 2021 «Hades» erkennen. Doch wo das große Vorbild auf eine vielfältige Waffenauswahl setzt, konzentriert sich Studio Fizbin bei «Reignbreaker» auf das Wesentliche: Zwei Waffen, die sich ein wenig variieren lassen. Da passt der Spruch: leicht zu lernen, aber schwierig zu meistern. Ein Abschied mit Knalleffekt für Studio Fizbin.

Spielenswert, weil: Tempo pur. «Reignbreaker» von Studio Fizbin ist ein Fest für Freunde spannender und schräger Actionabenteuer.

«Reignbreaker» von Studio Fizbin und Thunderful Publishing ist für Windows erschienen (rund 10 Euro). Die Altersfreigabe (USK) liegt bei 12 Jahren.

© dpa-infocom, dpa:250925-930-86363/1
Screenshot vom Spiel «The Hunt: Showdown 1896»
Wer sich die Beute geschnappt hat, ist für den nächsten Kampf besser ausgerüstet – wird aber auch zum Ziel der gierigen Konkurrenz.© Crytek/dpa-tmn
Wer sich die Beute geschnappt hat, ist für den nächsten Kampf besser ausgerüstet – wird aber auch zum Ziel der gierigen Konkurrenz.
© Crytek/dpa-tmn
Screenshot vom Spiel «The Hunt: Showdown 1896»
Wie wäre es mit einer Falle in einer dunklen Ecke? Taktisches Vorgehen statt pausenloser Action machen «The Hunt: Showdown 1896» aus.© Crytek/dpa-tmn
Wie wäre es mit einer Falle in einer dunklen Ecke? Taktisches Vorgehen statt pausenloser Action machen «The Hunt: Showdown 1896» aus.
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Screenshot vom Spiel «The Longing»
Basierend auf der Kyffhäuser-Saga erzählt «The Longing» von einem Gnom, der auf das Erwachen seines Meisters wartet.© Studio Seufz/dpa-tmn
Basierend auf der Kyffhäuser-Saga erzählt «The Longing» von einem Gnom, der auf das Erwachen seines Meisters wartet.
© Studio Seufz/dpa-tmn
Screenshot vom Spiel «The Longing»
400 Tage muss der kleine Gnom ausharren: Genug Zeit, um sich eine mehr oder weniger gemütliche Unterkunft zusammen zu bauen.© Studio Seufz/dpa-tmn
400 Tage muss der kleine Gnom ausharren: Genug Zeit, um sich eine mehr oder weniger gemütliche Unterkunft zusammen zu bauen.
© Studio Seufz/dpa-tmn
Screenshot vom Spiel «The Longing»
«The Longing» läuft in Echtzeit ab und läuft auch weiter, wenn man nicht spielt.© Studio Seufz/dpa-tmn
«The Longing» läuft in Echtzeit ab und läuft auch weiter, wenn man nicht spielt.
© Studio Seufz/dpa-tmn
Screenshot vom Spiel «Reignbreaker»
Im schweißtreibenden Actionabenteuer «Reignbreaker» ballert und prügelt sich Heldin Clef durch eine dystopische Festung.© Studio Fizbin/Thunderful Publish/dpa-tmn
Im schweißtreibenden Actionabenteuer «Reignbreaker» ballert und prügelt sich Heldin Clef durch eine dystopische Festung.
© Studio Fizbin/Thunderful Publish/dpa-tmn
Screenshot vom Spiel «Reignbreaker»
Die Glocken sind los – nur schnelle Reaktionen bringen einen sicher durch die Schlacht.© Studio Fizbin/Thunderful Publish/dpa-tmn
Die Glocken sind los – nur schnelle Reaktionen bringen einen sicher durch die Schlacht.
© Studio Fizbin/Thunderful Publish/dpa-tmn
Screenshot vom Spiel «Reignbreaker»
Nach dem Bildschirmtod beginnt bei «Reignbreaker» das Abenteuer wieder von vorne. Allerdings ändern sich mit jeder neuen Runde die Räume.© Studio Fizbin/Thunderful Publish/dpa-tmn
Nach dem Bildschirmtod beginnt bei «Reignbreaker» das Abenteuer wieder von vorne. Allerdings ändern sich mit jeder neuen Runde die Räume.
© Studio Fizbin/Thunderful Publish/dpa-tmn

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