Keine Gesamtschule in Roxel

Die Bezirksregierung Münster teilt die Sorgen aus der Gemeinde Havixbeck und entscheidet sich gegen eine neue Gesamtschule in Münster-Roxel. Das ist das Ergebnis einer Vorabprüfung der Bezirksregierung, die jetzt vorgestellt wurde.

Im Schulstreit zwischen Münster und Havixbeck ist damit wohl erstmal ein Machtwort gesprochen worden. Für die Gesamtschule in Havixbeck könnte eine weitere Gesamtschule im benachbarten MS-Roxel einen starken Verlust an Schüler:innen bedeuten. Zu diesem Ergebnis kommt auch die Bezirksregierung Münster. Gleichzeitig wäre dies dann ein Verstoß gegen das Rücksichtnahmegebot des Schulgesetzes.

Bis 80 Prozent weniger Schüler:innen

Der Fortbestand der Gesamtschule Havixbeck sei maßgeblich auch davon abhängig, dass die Schule von Kindern aus den Umlandkommunen (MS-West, Altenberge, Laer, Nottuln, Senden, Rosendahl, Coesfeld) besucht wird. Bei einer weiteren Gesamtschule in MS-Roxel würde die Zahl der Schüler:innen deutlich sinken.

Laut Gutachter wäre mit einem Rückgang von 75 bis 80 Prozent an einpendelnden Kindern aus diesen Kommunen zu rechnen. Damit wäre der Fortbestand der Gesamtschule Havixbeck ernsthaft bedroht, zumal ein geringeres Schüleraufkommen auch die Zusammensetzung der Schülerschaft beeinflussen könne. Verlöre die Schule an Leistungsheterogenität und somit an Attraktivität, könnte eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang gesetzt werden. .

Reaktionen von der Stadt und den Grünen

Sowohl die Stadt als auch die Politik aus Münster bedauern die Entscheidung der Bezirksregierung. Grünen-Fraktionssprecher Christoph Kattentidt bezeichnete sie als "eine dramatische Fehlentscheidung". Die SPD-Ratsfraktion sagt es ist "ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich für den Gesamtschulstandort Roxel und für die zügige Schaffung von weiteren Gesamtschulstandplätzen in Münster eingesetzt haben". Auch Oberbürgermeister Markus Lewe zeigte sich enttäuscht:

"Es ist sehr schade, dass die Bezirksregierung Münster heute keine Genehmigung in Aussicht gestellt hat, in Roxel eine weitere Gesamtschule einzurichten – zumal die dort vorhandenen Schulgebäude fast unmittelbar hätten genutzt werden können"

Vom Tisch ist das Thema aber wohl noch nicht. Die Stadt sei weiterhin davon überzeugt - und hat das auch in der anlassbezogenen Schulentwicklungsplanung plausibel dargelegt -, dass allein aufgrund der insgesamt steigenden Schüler- und Schlülerinnenzahlen in Münster eine Bestandsgefährdung der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck und Billerbeck nicht zu erwarten wäre.

Die Verwaltung wird sich die Mitte Juli von Havixbeck und Billerbeck vorgelegten Daten zur Bestandsgefährdung der Gesamtschule Havixbeck zunächst genauer anschauen, um eine Bewertung dazu abgeben zu können. Sie nimmt das Gesprächsangebot der Regierungspräsidentin zur Erläuterung der Entscheidung gerne an.

Politik und Stadtverwaltung hatten für MS-Roxel plädiert

Bereits im Juni hatten sich Politik und Stadtverwaltung aus Münster für eine weitere Gesamtschule in MS-Roxel stark gemacht. Dabei soll die Friedensreich-Hundertwasser-Sekundarschule in Münster-Roxel (zum Schuljahr 2020/2021 auslaufend gestellt) in eine dritte Gesamtschule im Stadtgebiet umgewandelt werden.

In einem gemeinsamen Brief an Regierungspräsidentin Dorothee Feller hatten Oberbürgermeister Markus Lewe, Stadtdirektor und Schuldezernent Thomas Paal, sowie die Vorsitzenden der Fraktionen und Gruppen im Rat der Stadt ihre Unterstützung für Roxel als Gesamtschulstandort ausgedrückt.

Dabei wurde auf den starken Wunsch der Eltern nach einer Gesamtschule in Münsters Westen verwiesen und darauf, dass schon jetzt in Münster die Gesamtschulplätze nicht ausreichen. In Roxel könne die bestehende Infrastruktur des Schulzentrums schnell für den Aufbau einer Gesamtschule genutzt werden. Daraufhin hatte es viel Kritik aus Havixbeck gegeben.

Möglichkeit auf dritte Gesamtschule lebt weiter

Der Bezirksregierung reichten die genannten Gründe aus Münster nicht für eine weitere Gesamtschule in MS-Roxel aus. Regierungspräsidentin Dorothee Feller, die die Ergebnisse heute (Montag, 26. Juli 2021) zusammen mit der schulfachlichen Dezernentin, Dr. Brigitte Schulte, vor Journalisten vorstellte, begrüßte aber den von der Stadt Münster eingeschlagenen Weg der Vorabprüfung:

"Die Einschätzung in der Vorabprüfung gibt allen Beteiligten weiterhin die Möglichkeit, nach einer tragbaren Lösung zu suchen, die sowohl dem berechtigten Bedarf der Stadt Münster nach weiteren Gesamtschulplätzen Rechnung trägt, wie auch den Interessen der kleineren Kommunen am Fortbestand ihrer einzigen weiterführenden Schule vor Ort und somit dem Erhalt eines wichtigen Qualitätsmerkmals für Ihre Gemeinden. Die Bezirksregierung wird die Kommunen weiter bei der konstruktiven Suche nach einer gemeinsamen Lösung unterstützen, die den betroffenen Schülerinnen und Schülern sowie ihren Familien gerecht wird und gute Bildung garantiert."

Regierungspräsidentin Dorothee Feller

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