Bundeswehr hilft bei Ems-Renaturierung

Pioniere der Bundeswehr helfen der Bezirksregierung in Münster bei der Renaturierung der Ems. Auf dem Truppenübungsplatz Dorbaum bei Handorf entfernen sie im Rahmen einer Übung Teile der alten Uferbefestigung.

© Willi Blank

Der Boden zittert von den schweren Ketten des Pionierpanzers "Dachs". Mit seiner wuchtigen Schaufel reisst er die Uferböschung der Ems auf dem Truppenübungsplatz Dorbaum auf. Ein weiterer Pionierpanzer vom Typ "Biber" legt seine Schnellbrücke. Die Pioniere des Panzerpionierbataillons 130 aus Minden üben das Schaffen von Übergängen, um der fechtenden Truppe das weitere Vorgehen auch über Geländehindernisse zu ermöglichen. Zweifellos, das Bild ist martialisch - am Ende dient es aber neben der Ausbildung auch der Natur auf dem Übungsplatz. Wie kann das sein?

Dr. Hans Schimmer (links) und Hubertus Hermanns (rechts) weisen in das Gelände ein.© Willi Blank
Dr. Hans Schimmer (links) und Hubertus Hermanns (rechts) weisen in das Gelände ein.
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Ein Fluss braucht Freiraum

Dünen, moorige Senken, verschiedene Auwälder, Heide - Die Flussau der Ems war über Jahrhunderte geprägt von landschaftlicher Vielfalt und seltener Flora und Fauna. Regelmäßige Hochwasser bestimmten und schufen dabei das besondere Relief. Immer wieder änderte sich der Flussverlauf. Diese Hochwässer waren gleichzeitig aber ein Problem für die landwirtschaftliche Nutzung und Infrastruktur. In den 1930er Jahren begann man auch im Bereich des Übungsplatzes mit einer sogenannten "Regulierung" des Flusses. Die Ems wurde begradigt und sie erhielt eine Uferbefestigung aus Sandsteinen. Das Wasser konnte nun schneller abfließen - mit negativen Folgen für die Natur. Zwar waren die direkt anliegenden Felder nicht mehr hochwassergefährdet und die Ems verlegte nicht mehr "eigenmächtig" ihren Lauf, seltene Arten und Pflanzen verloren in der Folge aber ihre Lebensräume und verschwanden. Gleichzeitig grub sich die Ems auch immer tiefer in den sandigen Untergrund, sodass der Grundwasserspiegel sank, was entsprechende Auswirkungen auf die Landwirtschaft hatte.

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Dem Fluss einen Teil seines natürlichen Freiraumes zurückzugeben und damit auch Tieren und Pflanzen: Das ist heutzutage das Ziel des Naturschutzes und der Landschaftsgestaltung.

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Eine "künstliche Katastrophe" für den Fluss - im positiven Sinne

Zurück zu den Pionieren. Bei ihrer Übung wird auch ein Teil der Steinbefestigung der Ems auf dem Übungsplatz entfernt, um dem Brückenlegepanzer den Übergang zu ermöglichen. Die "Deregulierung" der Ems sei dabei ein positiver Nebeneffekt, so Hubertus Hermanns vom Geländebetreuungsdienst des Bundeswehrdienstleistungszentrums Münster. Der Fluss verliere seine künstliche Begrenzung und könne in manchen Bereichen wieder in seinen natürlichen Verlauf zurückkehren und dort Nischen für besondere Flora und Fauna schaffen. Insgesamt handele es sich bei Truppenübungsplätzen oft um "Hotspots des Artenschutzes", wie Hermanns sie nennt. Dabei werde, auch wenn es sich um eine rein militärische Übung handelt, eng mit weiteren Experten von Bundesforstbetrieb und der Bezirksregierung zusammengearbeitet. Dr. Hannes Schimmer, in der Bezirksregierung Münster verantwortlich für Entwicklung, Unterhaltung und Ausbau der Ems, fasst lächelnd zusammen: "Die Soldaten verursachen hier mit ihrer Übung eine 'natürliche Katastrophe', aber das meine ich äußerst positiv. Die Natur kann dadurch ihren sonst so beschränkten Raum zurückerobern und sich frei entfalten". Am Ende sind sich alle einig: Bundeswehr und Naturschutz sind eben doch kein Widerspruch, sondern gehen Hand in Hand im Münsterland.

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