Wenn Museumsmenschen Masken basteln

Arbeitseinsatz statt Ausstellung: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LWL-Museen nähen Mundschutzmasken für die LWL-Psychiatrien

© LWL/Steinweg

Ende März war der Druck hoch: In den psychiatrischen Kliniken und Wohnzentren des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) stieg der Bedarf an Mund-Nasen-Schutzmasken wegen der Corona-Pandemie. Für die Arbeit mit Patienten wurden Schutzmasken im sechsstelligen Bereich benötigt, und der Markt war leergefegt.

Mitarbeiter der LWL-Einkaufsabteilung in Münster und der Apotheken in den LWL-Kliniken Dortmund und Warstein hatten eine Idee: Sie organisierten Bausätze für zertifizierte Schutzmasken. Diese Bausätze stellten westfälische Automobilzulieferer her.

Für den Zusammenbau fragten die Krisenmanager bei den Museen des LWL nach. Prompte Antwort: "Innerhalb von drei Tagen konnten wir viele Museen, die zu der Zeit geschlossen waren, zu Masken-Produktionsstätten umfunktionieren", sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. "Keiner hatte Bedenken, alle haben sofort mitangepackt."

Die Mundschutze mussten aus drei Bausätzen gefertigt werden: Vlies, Gummiband und Nasenklammer.© LWL/Hudemann
Die Mundschutze mussten aus drei Bausätzen gefertigt werden: Vlies, Gummiband und Nasenklammer.
© LWL/Hudemann

Dr. Anne Kugler-Mühlhofer leitet den das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund. "Wir haben sofort zugesagt", sagt sie. "Das ist doch selbstverständlich, dass wir die Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützen."

Innerhalb eines Tages wurden die Produktionsstätten im Museum aufgebaut. In der Dauerausstellung, im Magazin und in Seminarräumen entstanden 25 Arbeitsplätze. Vom Volontär über den Haustechniker bis zur Museumspädagogin haben sich Kolleginnen beteiligt. "Hier herrscht ein sehr guter Teamgeist, und das macht sich in solchen Zeiten besonders bemerkbar", so Kugler-Mühlhofer.

Anstatt Gäste herumzuführen, Ausstellungen vorzubereiten oder Tickets zu verkaufen, fertigten die Mitarbeiterinnen aus drei Teilen - Gummiband, Vlies und Nasenbügel - Mund-Nasenschutz-Masken.

Nicht nur in Dortmund wurden Masken produziert: Insgesamt waren rund 150 Beschäftigte aus nahezu allen LWL-Museen in den LWL-Freilichtmuseen in Detmold und Hagen, im LWL-Museum für Naturkunde in Münster, im LWL-Archäologiemuseum Herne und in den Industriemuseen Waltrop und Hattingen beteiligt.

Fertig verpackt für den Weg zu den LWL-Kliniken.© LWL/Hudemann
Fertig verpackt für den Weg zu den LWL-Kliniken.
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"Natürlich lief am Anfang nicht alles reibungslos", sagt Kugler-Mühlhofer. Es fehlte zum Beispiel zu Beginn Verpackungsmaterial und Desinfektionsmittel. "Dann sind einige von uns ausgeschwärmt, um Tüten und Sterilium zu organisieren. Und in der Produktion haben wir erst nach einigen Versuchen herausgefunden, dass man das Gummiband am besten mit der Spitze der Plastikhülsen von Kugelschreibern durch die vorgestanzten Ösen fädeln kann", sagt die Museumsleiterin.

"Trotz der ungewohnt eintönigen Arbeit war die Stimmung immer gut. Alle waren überzeugt von der Sache", bestätigt auch Dr. Doreen Mölders aus dem LWL-Museum für Archäologie in Herne: "Über die Arbeitstische hinweg gab es gute Gespräche, und LWL-Beschäftigte aus unterschiedlichen Standorten haben sich kennengelernt", sagt die Museumsleiterin.

Das Ergebnis der Aktion "Masken basteln im Museum": insgesamt rund 300.000 Masken. Doch jetzt ist Anne Kugler-Mühlhofer froh, dass das Gelände in Dortmund wieder seiner eigentlichen Bestimmung dient: Die LWL-Museen haben seit dem 5. Mai wieder für Besucherinnen geöffnet.

"Es ist beeindruckend, mit wieviel Elan und Engagement alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter diesem Zeitdruck an einem Strang gezogen haben", sagt LWL-Direktor Matthias Löb. "Hier wird deutlich, dass wir, trotz unterschiedlicher Fachbereiche, ein LWL sind."

Das merken vielleicht auch einige Beschäftigte in den Einrichtungen des LWL-Psychiatrieverbundes, wenn sie die Kisten mit den Masken öffnen: "Wir haben ab und zu kleine Kärtchen mit guten Wünschen und aufmunternden Worten beigelegt", sagt Anne Kugler-Mühlhofer.

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