"Weltsynode hat nichts gebracht"
Veröffentlicht: Montag, 28.10.2024 06:30
Kirchenrechtler Thomas Schüller von der Uni Münster ist skeptisch, was den Effekt der Weltsynode in Rom angeht. Reformideen blieben ungenutzt.

An diesem Wochenende endet die Weltsynode in Rom - ein Vorzeigeprojekt des Papstes. Doch nach Auffassung des Kirchenrechtlers Thomas Schüller von der Uni Münster hat sie nur gezeigt, dass die katholische Kirche eine absolutistische Monarchie ist. Im Interview zeigt sich Münsters Kirchenexperte tief enttäuscht: Das Kirchentreffen habe "im Grunde nichts" gebracht, sagte der Münsteraner Theologe.
"In vielen strittigen Themen wie der Weihe von Frauen zu Diakoninnen oder einer grundlegenden Änderung der Sexualmoral hat Franziskus autoritär ein päpstliches Basta gesprochen."
Papst Franziskus handele nach der Maxime: "Ich, der Papst, bin die Kirche, basta." Zwar beteuere er immer wieder, dass er eine hinhörende synodale, alle Gläubigen einbeziehende Kirche wolle. Aber im Zweifelsfall nutze er die unbeschränkte Machtfülle seines Amtes aus, um seine eigenen Überzeugungen durchzusetzen - etwa die Fortsetzung der Diskriminierung von Frauen, die in der katholischen Kirche vom Priesteramt ausgeschlossen sind. Das sei "Paternalismus pur", sagte Thomas Schüller. Im Ergebnis verliere die katholische Kirche damit dauerhaft die Frauen, und zwar nicht nur im Westen, sondern in allen Teilen der Weltkirche.
Auch bei der Etablierung verbindlicher gemeinschaftlicher Beschlussorgane, worin gerade die deutschen Bischöfe große Hoffnungen gesetzt hätten, bleibe es im Grunde bei der klassischen Aufteilung:
"Gläubige sollen zwar zu allen wichtigen Themen zukünftig verbindlich verstärkt in synodalen Organen gehört werden, am Ende entscheidet aber der Bischof völlig frei."
So hätten bei der Weltsynode zwar auch ein paar Frauen und Laien - Nicht-Kleriker - als schöne Deko dabei sein dürfen, doch unterm Strich habe die Veranstaltung einmal mehr gezeigt. Dazu Thomas Schüller:
"Am Ende entscheidet aber der Papst als Monarch. Er genießt sein Amt als absolutistischer Monarch."
Zwei Münsteraner unter den 360 Menschen der "Weltsynode"
An der Weltsynode nahmen mehr als 360 Katholiken aus aller Welt teil - darunter vor allem Geistliche. Aus Münster gab es in der Weltsynode gleich zwei Vertreter: Münsters Bischof Felix Genn und Pfarrer Michael Berentzen.