Rückbau am Neubrückentor

Zwei Monate hatte der Radverkehr auf der Promenade am Neubrückentor Vorfahrt. Doch es hat zu viele Verkehrsverstöße gegeben. Am Montag (18.10.) hat nun der Rückbau des Verkehrsversuchs begonnen. Seitdem gilt wieder die alte Vorfahrtsregelung.

© ANTENNE MÜNSTER

Entscheidung für Abbruch

Seit dem 2. August hatte der Radverkehr an der Kreuzung Promenade / Neubrückentor – Kanalstraße Vorfahrt. Radfahrenden war es seitdem möglich, am Neubrückentor ohne Halt auf der Promenade zu fahren. Der Kfz-, Rad- und Fußverkehr entlang der Straße Neubrückentor musste die Vorfahrt auf der Promenade beachten.

Straßenverkehrsbehörde, Polizei, Stadtwerke und das Amt für Mobilität und Tiefbau hatten die aktuelle Situation aufgrund jüngster Meldungen zu Verkehrsverstößen und nach der Rückkehr der Busse auf die Kanalstraße erneut bewertet mit dem Ergebnis, dass der Verkehrsversuch beendet werden soll.

Das höhere Verkehrsaufkommen im Herbst sorgt aktuell für Rückstaus auf der Kanalstraße. In den vergangenen Tagen war erkennbar, dass Radfahrende und E-Scooter-Nutzende aufgrund dieses Rückstaus verstärkt den Gehweg oder die Gegenfahrbahn nutzen. Beschwerden über diese Verkehrsverstöße haben Polizei und Stadtverwaltung in den vergangenen Tagen vermehrt erreicht. Insbesondere Fußgänger:innen gaben an, sich gefährdet zu fühlen. Mehrere Überwachungsaktionen der Polizei haben diese Verstöße bestätigt. Beobachtet werden konnte dabei zudem, dass zahlreiche Radfahrende ohne vorgeschriebene Beleuchtung die Straße querten.

In der laufenden zweiten Woche der Herbstferien erfolgt nun der Rückbau zum Altzustand. Die alte Vorfahrtsregelung wurde bereits wieder eingeführt (s. Foto). Radfahrer:innen auf der Promenade müssen jetzt wieder Vorfahrt achten, während die Verkehrsteilnehmer:innen auf der Straße Neubrückentor Vorfahrt haben.

Nachrüstung half nicht

Die städtische Verwaltung hatte bereits während des Verkehrsversuches Optimierungen an der Beleuchtung an Promenadenquerung vorgenommen und die Erkennbarkeit der neuen Verkehrsregelung erhöht. So wurden zum Beispiel zusätzlich große "Vorfahrt achten"-Piktogramme auf der Fahrbahn der Straße Neubrückentor aufgebracht.

Trotz dieser Maßnahmen war zu beobachten, dass sich die Verkehrsteilnehmenden auch nach nunmehr fast neunwöchiger Laufzeit noch nicht vollständig an die veränderte Vorfahrtsregelung gewöhnt hatten. Bei den meisten Verkehrsteilnehmenden ist weiterhin deren Vorsicht bei der Annäherung an die neue Kreuzungssituation wahrnehmbar, sowohl auf der Straße wie auf der Promenade. Ebenso war zu beobachten, dass individuelles Fehlverhalten der Verkehrsteilnehmenden - sowohl Autofahrende als auch Radfahrende - vermehrt auftrat.

Die seit Beginn des Versuches umgeleiteten Buslinien 6, 8 und N82 sind nach Abschluss des Verkehrsversuches in der Hörsterstraße am 25. September auf die Kanalstraße zurückgekehrt. Schon nach wenigen Tagen ist nun erkennbar, dass Fahrzeitverlängerungen insbesondere in der Hauptverkehrszeit von 7 bis 8 Uhr am Morgen eintreten. Busse müssen aufgrund des querendenden Radverkehrs länger als sonst üblich warten.

Für eine praktische Fortführung und den verkehrlichen Anforderungen entsprechende Fortführung des Verkehrsversuches wären weitreichende und im Rahmen eines Versuches nicht umsetzbare bauliche Maßnahmen wie eine großflächige Aufpflasterung und Maßnahmen zur Verbesserung der gegenseitigen Sichtbarkeit der Verkehrsteilnehmenden notwendig. Hierzu wird die begleitende Evaluation weitere Erkenntnisse bringen. Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen. Der Verkehrsversuch kostete die Stadt Münster insgesamt rund 90.000 Euro.

Über den Abbruch des Verkehrsversuches spricht ANTENNE MÜNSTER-Nachmittagsmoderatorin Miriam Gerding mit dem zuständigen Tiefbauamtsleiter Michael Grimm:

© ANTENNE MÜNSTER

Politische Reaktionen

Überrascht reagieren die Grünen im Stadtrat auf das Ende des Verkehrsversuchs am Neutor. Ratsfrau und Vorsitzende des Verkehrsausschusses Andrea Blome kündigt an, in der nächsten Sitzung des Ausschusses über das Thema diskutieren zu wollen: "Es muss mindestens klar sein, dass mit dem Ende des Versuchs keine generelle Absage an die Vorfahrt für Radler:innen auf der Promenade verbunden sein darf."

Das abrupte Ende des Verkehrsversuchs der Vorfahrt für Radfahrer:innen an der Promenade hat die CDU-Fraktion nicht überrascht. "Das war zu erwarten, entspricht unserer Haltung zu den Versuchen und inzwischen allgemeiner Einschätzung", so Ratsherr Walter von Göwels. Der verkehrspolitische CDU-Sprecher sieht die Verspätungen der Linienbusse und die Gefahren für Radfahrer:innen als entscheidend für das Versuchsende an: "Das Gefühl der eingebauten Vorfahrt für Radfahrer:innen bringt sie und Fußgänger:innen in erhebliche Gefahrensituationen." Die Entscheidung zeige, dass die Verkehrsversuche nicht rücksichtslos durchgezogen, sondern ernsthaft geprüft und verantwortungsvoll gehandhabt würden.

Die FDP kann den Entschluss, den Verkehrsversuch zu beenden, durchaus nachvollziehen: “Vor allem die Probleme von Fußgänger:innen, die Promenadenbuchten zu passieren, machen klar, dass eine Vorfahrt des Radverkehrs auf der Promenade nicht der Weisheit letzter Schluss ist", sagt der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Ratsfraktion, Simon Haastert. Gespannt sind die Freien Demokraten jetzt auf die Auswertung des Versuchs: "Die Ergebnisse der Evaluation bleiben abzuwarten, dennoch ist die Skepsis seit dem heutigen Tag größer geworden, Fahrradfahrenden die Vorfahrt auf der Promenade zu gewähren. Wir brauchen ein Mit- und kein Gegeneinander", so Haastert weiter.

Weitere Meldungen