Uni Münster-Experte zu Trump-Attentat
Veröffentlicht: Sonntag, 14.07.2024 22:00
Das Attentat auf Ex-US-Präsident Donald Trump ist heute das Thema in Münster. Klaus Schubert von der Uni Münster schätzt den Vorfall ein.

Es ist ein neues dramatische Kapitel im US-amerikanischen Präsidentschafts-Wahlkampf, der heute überall in Münster Thema ist: Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler (Pennsylvania) schießt ein 20-jähriger Mann auf den Kandidaten Donald Trump und verletzt ihn mit dem Schuss am Ohr. Donald Trump geht zu Boden, als der Secret Service ihn schützt, reckt er die Faust in die Luft und zeigt sich kämpferisch. Ein Mann im Publikum stirbt durch die Schüsse, zwei Menschen werden schwer verletzt. Der Politikwissenschaftler Klaus Schubert von der Uni Münster beschäftigt sich intensiv mit dem US-amerikanischen Wahlkampf in diesem Jahr und verfolgte die Geschehnisse dort heute intensiv. Er ist im ANTENNE MÜNSTER-Interview fassungslos:
"Wie man auch immer zu Donald Trump stehen mag, es ist quasi eine Bankrott-Erklärung des politischen Systems in den USA, dass solche Dinge passieren können. Auch wenn das ein irregeleiteter 20-Jähriger war, der eingeschriebener Republikaner war und diese Schüsse abgefeuert hat. Es ist eine Katastrophe."
Nicht nur für die USA, auch für die Demokratie im Allgemeinen sei das ein schwerer Schlag, sagt Klaus Schubert.
"Es ist eine große Katastrophe, wenn in politischen Systemen solche Dinge passieren. Die USA kriegen ihr Waffenproblem nicht in den Griff. Es ist eine Schande!"
Der Angriff treffe ein Amerika, das ohnehin schon wanke. Der Präsidentschafts-Wahlkampf erhitze ohnehin schon die Gemüter in den USA, sagt Klaus Schubert:
"Wir kennen sowas [Attentate auf US-Präsidenten; Anm. d. Red.] leider aus der US-amerikanischen Historie. Aber dass das jetzt noch unmittelbar vor dem Nominierungs-Parteitag der Republikaner kommen muss... Dass das in einem sowieso schon ungeheuer angespannten politischen Klima passieren muss... Das haben die Amerikanerinnen und Amerikaner wirklich nicht verdient."
Die Republikaner wollen Donald Trump morgen auf ihrem Nominierungs-Parteitag offiziell zum Präsidentschaftskandidaten machen.
Schuberts Prognose bezüglich der Folgen des Angriffs
Was bedeutet das für den US-Wahlkampf in den kommenden Wochen? Für Politikwissenschaftler Klaus Schubert von der Uni Münster gibt es in dieser Angelegenheit einen klaren Gewinner: Donald Trump. Der Ausgang des Attentat ist eine...
"[...] große Katastrophe und dass gleichzeitig für Donald Trump nichts wesentliches passiert ist, macht es zu einem ungeheurem Vorteil für ihn. Damit ist er nicht nur Menschenfänger, sondern auch so etwas wie ein Märtyrer im Wahlkampf."
Klaus Schubert rechnet damit, dass die beiden Kandidaten durch das Attentat noch weiter auseinanderdriften:
"Der eine segelt von einem Hoch zum anderen und signalisiert jetzt nach dem Anschlag Kampfeswille. Und Biden sinkt von einer Verhaspelei über den nächsten rhetorischen Lapsus, den er sich erlaubt, immer tiefer. Die Demokraten haben nur dann eine Chance, wenn sie einen Ersatz für Biden finden."
Schubert: "Biden hat keine Chance mehr!"
Im November wählen die US-Amerikanerinnen und -Amerikaner einen neuen Präsidenten. Amtsinhaber Joe Biden tritt gegen seinen Vorgänger Donald Trump an. Und bei dieser Wahl geht Joe Biden leer aus, ist sich Klaus Schubert von der Uni Münster sicher:
"Biden hat keine Chance mehr gegen Trump. Hier ist der Held auf der einen Seite und da ist der kranke, leistungsschwache Präsident auf der anderen Seite. In so einem direkten Zweikampf, wie er bei amerikanischen Präsidentschaftswahlen üblich ist, hat Biden keine Chance mehr gegen Trump."
Die einzige Chance der Demokraten sei, wenn beim Nominierungs-Parteitag der Partei von Joe Biden ein alternativer Kandidat ins Rennen geschickt wird, sagt Klaus Schubert:
"Die Frage ist, wer als erstes von den großen Figuren, also die Clintons, Obamas, einzelne Gouverneurinnen und Gouverneuren auftreten und sagen: Es geht nicht so weiter. Joe Biden muss sagen, dass er unter den gegebenen Umständen nicht weiter kandidieren kann. Eine jüngere Person muss jetzt übernehmen und dann auch diese jüngere Person offiziell unterstützen."
Schubert hält Michigans Gouverneurin für geeignet
Doch wer könnte es machen? Wer könnte statt Joe Biden als Präsidentschaftskandidat der Demokraten ins Rennen gehen? Klaus Schubert hat da jemanden im Visier:
"In meiner Einschätzung muss dieser Kandidat ausgewechselt werden. Es muss jemand kommen, der es schafft, das Ruder rumzureißen. Am besten eine junge dynamische Frau wie beispielsweise Gretchen Whitmer, die Gouverneurin von Michigan, die in der Bevölkerung außerordentlich gut da steht. Damit die Demokraten zeigen können: Wir haben verstanden! Wir bieten den US-amerikanischen Wählerinnen und Wählern eine völlig neue Perspektive."