Luftfilter-Anlagen in Schulen: Erste Erfahrungen positiv

Die 300 Luftfilter-Anlagen, die die Stadt Münster für schlecht belüftbare Klassenräume angeschafft hat, kommen bei Lehrern, Schülern und Eltern gut an.

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Die 300 Luftfilter-Anlagen, die die Stadt Münster als eine der ersten Großstädte in Deutschland für schlecht belüftbare Klassenräume im Stadtgebiet angeschafft hat, stoßen bei den Lehrerkollegien, Eltern- und Schülerschaften auf Akzeptanz. "Die Geräuschbelästigung ist moderat, der Unterricht wird nicht behindert und wir haben mehr Nachfrage als Geräte", berichtete Schuldezernent und Stadtdirektor Thomas Paal bei einer Pressekonferenz am Donnerstag (26.11.). Ersten Studien zufolge können die Geräte die Corona-Viruslast in der Atemluft signifikant senken. Sie ersetzen aber nicht das Lüften der Schulräume, das in der Pandemie immer noch das erste Mittel der Wahl ist.

Das bedeutet: Die Luftfilteranlagen sind ein zusätzlicher Schutz dort, wo nicht richtig gelüftet werden kann. Aber sie ersetzen nicht die sonstigen Vorgaben zur Einhaltung von Abständen, zum Tragen von Alltagsmasken und die verschärften Hygienevorschriften.

Schuldezernent und Stadtdirektor Thomas Paal

Die Stadt Münster hatte in den vergangenen Wochen die Schulen dazu aufgefordert, schlecht belüftbare Klassenräume zu melden, um diese mit Luftreinigungsanlagen ausstatten zu können. Rund zwei Wochen nach der Entscheidung zur Beschaffung der Geräte sind die Schulen schon ausgestattet. Paal: "Uns ging es um eine schnelle und unbürokratische Lösung. Sicherlich gibt es hier und da Räume mit Luftfiltern, in denen die Belüftungssituation das nicht erforderlich macht. Das wird nun kontrolliert und korrigiert."

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Entzerrung des Unterrichtsbeginns hat sich bewährt

Auch die Entzerrung der Schulzeiten an Schulen, die in Münster mit Gültigkeit zum 12.11.2020 vorgegeben worden waren, hat sich inzwischen überwiegend bewährt: Neun Gymnasien in Münster beginnen mit dem Unterricht inzwischen je 30 Minuten später als üblich, um überfüllte Schulbusse möglichst zu verhindern. Paal: "Dieses neue Schulstart-Regime war für alle Beteiligten eine große logistische Herausforderung, weil in diesem Zusammenhang auch Betreuungspersonal und Raumverteilungspläne neu sortiert werden mussten. Ich bedanke mich bei allen, die mitgeholfen haben, die neuen Uhrzeiten für den Unterrichtsbeginn zu ermöglichen. Ich bin davon überzeugt, dass wir damit gemeinsam zur Eindämmung der Pandemie beitragen."

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Oberbürgermeister Markus Lewe erteilte Forderungen, den Unterricht aus Infektionsschutzgründen vorübergehend ganz einzustellen, eine Absage:

Die Schulen leisten viel mehr als nur reine Wissensvermittlung. Sie sind auch ein sozialer Ort, den gerade junge Menschen brauchen, um sich entwickeln zu können.

Oberbürgermeister Markus Lewe

Gerade weil viele Freizeitangebote derzeit ausfallen müssen, sei es wichtig, dieses Minimum an Alltag für Schüler/-innen aufrecht zu erhalten. Lewe: "Die allermeisten Eltern sorgen gut für ihre Kinder. Aber leider gibt es auch einige wenige Ausnahmen. Hier haben die Schulen auch eine wichtige Kontrollfunktion. Es ist wichtig, dass Lehrer/-innen ihre Schüler/-innen möglichst oft sehen, um im Zweifel auch Hinweise auf familiäre Schieflagen zu bekommen. Das alles kann digitaler Fernunterricht nicht ersetzen."

Aus den neuen Beschlüssen der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin vom Mittwoch (25.11.), die von den Landesbehörden in NRW Anfang Dezember noch angepasst werden, ergeben sich nach derzeitigem Stand keine absehbaren Veränderungen für den Alltag an den Schulen in Münster. Lewe dazu: "Dort formulierte, neuerliche Verschärfungen sollen nur für Regionen mit einem dramatischeren Infektionsgeschehen gelten, als wir es in Münster haben. Wir in Münster können einmal mehr froh sein, dass wir davon nicht betroffen sind. Auch, weil die Stadt Münster in etlichen Fällen früher und konsequenter gehandelt hat als andere Regionen in Deutschland." So war Münster eine der ersten Städte, die schon während der ersten Corona-Welle im Frühjahr eine Maskenpflicht ausgesprochen hat. Ebenso hat Münster vor wenigen Tagen die Maskenpflicht an Schulen ausgeweitet und ist damit über die Vorgaben des Landes hinausgegangen.

Neue Teststrategie bei Corona-Fällen

Die neue Teststrategie, auf die sich Kanzlerin und Länderchefs verständigt haben, wird in Münster umgesetzt, sobald die dafür vorgesehenen Test-Sets in Münster eingetroffen sind: Im Fall eines Infektionsfalls in einer Klasse soll den Plänen zufolge eine definierte Gruppe für fünf Tage in Quarantäne geschickt werden. Am fünften Tag soll ein Antigen-Test erfolgen. Bei negativem Ergebnis könnte der Präsenzunterricht für diese Klasse wieder aufgenommen werden. Um diese Teststrategie flächendeckend zur Anwendung bringen zu können, will der Bund über die Länder zusätzliche Kapazitäten von Antigen-Tests zur Verfügung stellen.

57 Corona-Fälle in Münsters Schulen im November

Nach Informationen des Gesundheitsamtes der Stadt Münster haben sich in den ersten drei Novemberwochen rund 50 Schüler/-innen sowie sieben Lehrkräfte an münsterischen Schulen mit dem Corona-Virus infiziert. Rund 1.500 Schüler/-innen sowie rund 70 Lehrkräfte wurden in diesem Zeitraum in Quarantäne geschickt, um zu verhindern, dass möglicherweise infizierte Personen das Virus innerhalb von Schulen weiterverbreiten. Am Stichtag Dienstag, 24. November, waren dem Gesundheitsamt 24 Schüler/-innen sowie fünf Lehrer, OGS-Kräfte und Schulbegleiter bekannt, die infiziert waren. Am gleichen Stichtag waren 648 Schüler/-innen sowie 37 Lehrer, OGS-Kräfte und Schulbegleiter in Quarantäne.

Das seien bei weit über 50.000 Schülern in Münster Zahlen, "mit denen wir umgehen können", sagt Schuldezernent Thomas Paal im ANTENNE MÜNSTER-Interview:

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Stadtdirektor Thomas Paal warnte bei der Pressekonferenz vor einer Fehlinterpretation solcher Daten. Paal sagte: "Derartige Zahlen unterliegen mehreren Ungenauigkeiten. Zum einen ist der Aufwand der Kontaktpersonendokumentation von Schule zu Schule unterschiedlich groß, so dass eine stichtagsgenaue Erfassung kaum möglich ist. Zum anderen sind die Zahlen starken Schwankungen ausgesetzt, weil die Infektionsketten vor Ort sich teilweise sehr sprunghaft und in jedem Fall unabhängig von Stichtagen entwickeln." Hinzu kämen weitere statistische Verzerrungen wie der Umstand, dass die Berufskollegs in der Tendenz mehr Infektionsfälle als andere Schulformen berichten. Genau deren Schüler/-innen wohnen aber überproportional oft im Umland und tauchen deshalb in den Infektionstabellen ihrer Heimatorte auf, jedoch nicht zwingend auch in der Statistik des Schulstandortes. Paal: "Ein genaueres Bild könnte nur eine längerfristige statistische Mittelwertbetrachtung liefern. Dafür liegen aber wiederum nicht genug Daten vor. Abgesehen davon, dass die Erhebung solcher Daten auch Kapazitäten bindet, die die Stadt Münster lieber in die Infektionsprophylaxe investiert."

Dennoch lassen sich vier Trends erkennen:

  • die Anzahl der an im schulischen Kontext Infizierten ist im Vergleich zur Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler in Münster (51.513) gering
  • aus dem Kreis der Schülerschaften sind bislang keine Covid-19-Erkrankungen mit schwerem Verlauf bekannt geworden
  • Wenn an den Schulen die allgemeinen Hygiene-, Abstands- und Maskenvorgaben eingehalten werden, gibt es nur vereinzelte Infektionen und keine größeren Ausbrüche
  • auch die inzwischen gelockerte Quarantänepraxis (bei Einhaltung der Hygieneregeln werden nur die unmittelbaren Sitznachbarn in Quarantäne geschickt) führt nach bisherigen Erkenntnissen nicht zu vermehrten Infektionen im Klassenverband

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