Kaiser Wilhelm II.: Uni entscheidet 2022 über Namensfrage

Die Abkürzung WWU ist den meisten Studenten der Uni Münster geläufiger als der ganze Name. Und für wen das zweite W steht, wissen viele auch nicht. Es ist Kaiser Wilhelm II. - und mit diesem Namensgeber haben viele Historiker massive Probleme.

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster will sich in den nächsten 24 Monaten kritisch mit ihrem Namensgeber auseinandersetzen. In zwei Jahren soll dann die Uni-Leitung nach der Umsetzung eines großen Maßnahmenkatalogs vorschlagen, ob es beim bisherigen Namen bleibt oder ob die Universität eine neue Bezeichnung bekommt. Das hat am Mittwoch (27.05.) der Senat der 1771 gegründeten Hochschule einstimmig entschieden und ist damit der Empfehlung einer Arbeitsgruppe um den Historiker Olaf Blaschke gefolgt.

Zu den beschlossenen Maßnahmen zählen Infotafeln zum deutschen Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) am Schloss und in zentralen Gebäuden der Universität, die seit 1907 den Namen des Stifters trägt. Auch sollen die Erstsemester bereits bei der Begrüßung über den Namensgeber aufgeklärt werden. Öffentliche Diskussionsreihen und eine Ausstellung zur Universitätsgeschichte und zu Wilhelm II. sollen das Bild für eine Meinungsbildung abrunden. 

Mit diesem Beschluss des 23-köpfigen Senats, dem neben Professoren auch Studierende sowie wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiter angehören, soll ein langer Streit an der Uni über den Namensgeber beendet werden. Studentenvertreter fordern seit Jahrzehnten Konsequenzen. Bereits 1997 hatte der Senat eine Namensänderung allerdings abgelehnt. Nach neuesten Forschungsergebnissen wird Wilhelm II. aber als "überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch" angesehen, wie es in dem Abschlussbericht der Arbeitsgruppe an den Senat heißt. 

Der deutsche Kaiser hatte 1902 die 1771 gegründete Universität Münster nach einer zwischenzeitlichen Herabstufung zur Akademie wieder in den Stand einer Universität erhoben.

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