Hochbetrieb in den Apotheken aus Sorge vor Corona-Virus

Nachdem die Preise für Atemschutzmasken explodiert sind, warnen die Apotheker eindringlich vor einem uneingeschränkten Preiswettbewerb im Gesundheitswesen.

In der Apotheke herrscht Hochbetrieb. Grippesaison, Erkältungszeit – und nun auch noch Menschen, die von der Berichterstattung über das Corona-Virus verunsichert sind. "Wir sind die erste, niedrigschwellige Anlaufstelle für die Menschen in Gesundheitsfragen", sagt Tilo Schneider-Bernschein, Vorsitzender der Bezirksgruppe Münster im Apothekerverband Westfalen-Lippe. Viele Patienten wollten zum Beispiel wissen, wie groß das Risiko sei sich anzustecken. "Vor allem aber suchen die Menschen Rat, wie sie sich vor einer Infektion schützen können", so der Apotheker aus Kinderhaus.

Hygieneregeln

"Die allgemeinen Hygieneregeln schützen auch in diesem Fall", so Tilo Schneider-Bernschein und zählt auf: Hände häufig waschen und zwar mindestens 20 Sekunden. Dabei zweimal das Lied "Happy Birthday" summen, das entspricht dieser Dauer. Nach dem Waschen die Hände gründlich abtrocknen und regelmäßig desinfizieren, vor allem nach engerem Kontakt mit anderen Menschen. "Die Apothekenteams können geeignete Desinfektions-Mittel empfehlen, die Viren auch wirklich bekämpfen." Beim Niesen oder Husten möglichst Abstand zu anderen Menschen halten, sich wegdrehen und ein Einwegtaschentuch benutzen. Zur Not, wenn kein Taschentuch greifbar, Nase und Mund mit der Armbeuge abdecken.

Mund-Nasen-Schutz unnötig

Einen Mund-Nasen-Schutz zu kaufen, wie man ihn aus Operationssälen kennt, sei hingegen nicht sinnvoll, so Tilo Schneider-Bernschein. Der tauge dafür, dass eine bereits infizierte Person andere nicht durch Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen entstehen, anstecke. Er schütze aber nicht davor, sich selbst zu infizieren. Zu diesem Zweck gebe es Atemschutzmasken, die jedoch dazu bestimmt seien, medizinisches Personal beim Umgang mit erkrankten Patienten vor Infektionen zu bewahren. Diese Masken könnten das Atmen erschweren und seien deshalb nicht alltagstauglich.

Preisexplosion

Dass die Einkaufspreise für Masken derzeit aufgrund der hohen Nachfrage explodiert sind, ärgert die Apotheker in Westfalen-Lippe. "Das zeigt, dass die Gesundheitsversorgung der Bürger nicht uneingeschränkt den Gesetzen des freien Marktes und Preiswettbewerbs unterworfen werden darf", so Dr. Klaus Michels, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. Aus diesem Grund müsse der Gesetzgeber auch endlich für alle Versicherten gleichermaßen die uneingeschränkte Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel rechtssicher wiederherstellen, so Dr. Michels. Die Preisbindung sichere auch das flächendeckende Apothekennetz in Deutschland, so Dr. Michels. "Und wie wichtig diese Versorgung durch Apotheken vor Ort in der Stadt wie auf dem Land ist, zeigt uns einmal mehr der enorme Beratungsbedarf der Patienten aus Sorge vor dem Corona-Virus."

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