Grüne Welle für Radfahrer

Computerexperten haben einen Assistenten mit dem Namen "Leezenflow" beim Wettbewerb Münsterhack im vergangenen Jahr entwickelt.

© Presseamt Münster

Wer kennt es nicht? Da strampelt man sich auf seiner Leeze ab, um zügig über die nächste Kreuzung zu kommen - und dann springt wenige Meter davor die Ampel auf Rot und bremst einen aus. Mit einem Grüne Welle-Assistenten will die Stadt Münster für mehr Komfort und eine höhere Verkehrssicherheit für Radfahrer sorgen.

"Leezenflow" heißt das System, das junge Computerexperten im Jahr 2019 beim Wettbewerb "Münsterhack" entwickelt haben und das nach Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses nun an einer Ampelkreuzung an der Promenade ausprobiert werden soll.

Dr. André Wolf (l.), Leiter der Stabsstelle Smart City im Dezernat für Planung, Bau und Wirtschaft der Stadtverwaltung, erläutert die Projektidee: "Radler erhalten per LED-Modul einige Meter vor der nächsten Ampelanlage ein Signal. Es gibt an, wie lange es dauert, bis die Ampel ihre Farbe wechselt. Fahrradfahrer können dann entscheiden, ob sie langsamer, gleichbleibend oder schneller treten müssen, um bei Grün anzukommen." Das System biete nicht nur mehr Komfort, sondern führe im Idealfall zu weniger Rotlichtverstößen.

Dr. Thomas Terstiege (r.) aus dem Smart City-Team verantwortet die Umsetzung des Prototypen und erklärt die technischen Details: "Wir nutzen ein in der Ampeltechnik bereits vorhandenes Signal, um Informationen über die Ampelintervalle frühzeitig weiterzugeben. Diese Übertragungstechnik soll in den nächsten Jahren EU-weit in jeder Ampel verbaut sein, um Kommunikation zwischen Ampeln und Fahrzeugen zu ermöglichen." Andere Städte würden damit beginnen, diese Technik als sogenannte "Car-to-X-Kommunikation" vor allem für den Pkw-Verkehr einzusetzen, in Münster wolle man sie frühzeitig für den Radverkehr nutzbar machen und damit "Bike-to-X-Kommunikation" schaffen. "Leezenflow" könne Grundstein für mögliche Folgeprojekte werden - wie zum Beispiel eine Grüne-Welle-App. Denn die basiere auf der gleichen Übertragungstechnik.

40.000 Euro investiert die Stadt in den Prototypen, davon sind 28.000 Euro Fördermittel des Landes NRW. Aus Sicht von Michael Grimm (M.), Leiter des Amtes für Mobilität und Tiefbau, eine lohnende Investition: "Das sind die Kosten für die Entwicklung des Prototypen, mögliche Folgeinvestitionen für weitere Standorte liegen weit darunter." Bei der Ausweitung von Leezenflow baut die Stadt auf die weltweite Tech-Community. Der Bauplan wird als "open-source"-Quelltext im Internet veröffentlicht. "Dadurch erhoffen wir uns eine Weiterentwicklung des Systems durch Programmierer aus der ganzen Welt. Die Erkenntnisse helfen uns, Leezenflow noch besser zu machen", so Grimm.

Außerdem sollen Verständlichkeit und Effekt des Projekts untersucht werden. Mit diesen Erfahrungen könnte schon 2021 die Entscheidung zur weiteren Nutzung zum Beispiel für die gesamte Promenade oder die Velorouten fallen.

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