Drei Rückwärts-Marathons in drei Tagen

Einen Marathon vorwärts zu laufen ist schon eine besondere Leistung. Rückwärtslaufen ist dann nochmal die absolute Königsdisziplin. Markus Jürgens und seine Freundin Jenny Wehmschulte sind Rückwärtsläufer. Am Wochenende sind sie drei Marathons rückwärts laufen - alles für den guten Zweck. Krönender Abschluss war der Volksbank-Münster-Marathon am Sonntag (08.09.).

© Heinz Rabers

Rückwärtslaufen als Profisport

Markus kommt aus Kinderhaus ist bereits zweifacher Weltmeister im Rückwärtslaufen (4x400 m Staffel und Halbmarathon). Außerdem hat er zwei Weltrekorde gebrochen - 2017 den Weltrekord im Rückwärtsmarathon. Die 42,195 Kilometer lange Strecke hat er in einer Zeit von 3:38:27 gefinished. In diesem Jahr hat der Münsteraner dann auch noch einen neuen Weltrekord im 100 km Rückwärtslaufen aufgestellt (100 km in 12:20:36, alter Weltrekord: 16:52:00).

Jenny ist dreifache Rückwärts-Weltmeisterin (4x400 m Staffel, 5km und Halbmarathon). Außerdem ist sie erfahrene Ultra-Ausdauersportlerin. Allein in diesem Jahr hat sie die doppelte Langdistanz im Triathlon in Emsdetten mit 7,6 km Schwimmen, 360 km Rennrad-Fahren und 84,4 km Laufen absolviert. Das Paar kann noch viel mehr sportliche Erfolge für sich verbuchen. Am kommende Wochenende steht die nächste sportliche Herausforderung an.

Rückwärtslaufen für den guten Zweck

Markus und Jenny wollten gleich drei Marathons an drei Tagen hintereinander laufen. Markus als "der Rückwärtsläufer" wurde von Jenny begleitet, die vorwärts gelaufen ist und ihrem Partner Kommandos und Handzeichen gegeben hat, damit sich Markus orientieren konnte.

Am Freitag um 16 Uhr sind die beiden mit dem Rekener 24-Stunden-Lauf gestartet. Der letzte Marathon war dann der Volksbank-Münster-Marathon am Sonntag. Am finalen Tag ihrer Marathon-Serie wollten sich Markus und Jenny mit dem Rückwärtslaufen abwechseln. Jenny lief die ersten 21 km rückwärst und Markus begleitete vorwärts. Nach dem ersten Halbmarathon tauschten die beiden in Roxel dann die Rollen. Insgesamt benötigte das Team beim Volksbank-Münster-Marathon eine Zeit von 05:06:11.

Das Ganze diente dem guten Zweck: für jeden rückwärts gelaufenen Kilometer werden 50 Euro gespendet. Dafür hat sich das Unternehmen Ha-Ra bereiterklärt. Das Geld geht direkt an den Deutschen Kinderhospizverein. Markus und Jenny haben alle drei Marathons geschafft, somit kommen mehr als 6.300 Euro zusammen.

Jenny und Markus sind schon einmal zu Gunsten des Deutschen Kinderhospizvereins gelaufen, zuletzt beim Rekener 24-Stunden-Lauf 2018.© Christian Sklenak
Jenny und Markus sind schon einmal zu Gunsten des Deutschen Kinderhospizvereins gelaufen, zuletzt beim Rekener 24-Stunden-Lauf 2018.
© Christian Sklenak

Leidenschaft zum Rückwärtslaufen

Markus läuft seit 2006 Marathon, seit 2014 auch rückwärts. Inspiriert wurde er von Achim Aretz, der vor Markus den Weltrekord im Marathon-Rückwärtslaufen gebrochen hatte:

"Mit ihm war ich auf einer Exkurison der Uni Münster und er hat mir dann einfach viel davon erzählt. Und dann habe ich mir gedacht 'komm, probierst du es einfach mal aus'."

Das Vorwärtslaufen allein habe dem Münsteraner irgendwann nicht mehr ausgereicht, gesteht er im ANTENNE MÜNSTER-Interview:

"Wenn man halt Marathon läuft, dann läuft man noch einen und noch einen und irgendwann sucht man sich neue Herausforderungen. Und die habe ich mit dem Rückwärtslaufen dann direkt gefunden. Das hat von Anfang an einfach tierischen Spaß gemacht."

Wenn man mit dem Rückwärtslaufen beginnt, wird auch die Muskulatur wieder ganz anders beansprucht:

"Wenn man zu viel läuft, dann gewöhnt sich natürlich auch der Körper an das viele Laufen. Und wenn man dann halt eben Rückwärtslaufen einbaut, dann spürt man auf jeden Fall wieder viele Muskulaturen, die man vorher nicht mehr so wirklich gemerkt hat. Und man hat einen tierischen Muskelkater in der Wadenmuskulatur, weil man beim Rückwärtslaufen nur auf dem Vorfuß läuft."

Markus war von Anfang an Feuer und Flamme. Je mehr er trainierte, desto länger wurden auch die Strecken, die er rückwärts laufen konnte. Aus fünf wurden schnell zehn Kilometer - und irgendwann ist er dann auch seinen erste Rückwärtsmarathon gelaufen.

"Es ist ein schönes Gefühl, sich dann auch so darauf einlassen zu können, dass man halt auch keine Angst mehr beim Rückwärtslaufen hat. Weil das natürlich am Anfang eine große Überwindung war, weil man ja eben nicht sieht, was hinter einem ist. Aber man lernt dann auch, mit den Ohren zu sehen."

Markus möchte sich auch bei den Münsteranern bedanken. Sie würden ihm beim Training viel Akzeptanz entgegenbringen und rücksichtsvoll aus dem Weg gehen.

Rückwärtslaufen ist Teamsport

Damit beim Rückwärtslaufen niemand verletzt wird, sind Ansagen und Kommandos des begleitenden Läufers hilfreich und auch notwendig. Da ist Umdenken angesagt, erklärt Markus im ANTENNE MÜNSTER-Interview:

"Kurven sagen wir natürlich immer andersherum an. Wenn ich rückwärts laufe, ist mein Rechts natürlich das Links des Vorwärtsläufers. Das heißt, als Vorwärtsläufer muss man immer umdenken und schon genau die jeweils andere Richtung sagen. Falls das mal in die Hose geht, machen wir es auch zusätzlich mit Handzeichen, das heißt, dass wir dann nicht nur ansagen, sondern auch anzeigen."

Bisher sei noch nie etwas passiert. Nur einmal sei Markus hingefallen, weil er beim Münster-Marathon den Zuschauern zugewunken habe und dann kurz unaufmerksam gewesen sei.

Livetracker

Hier konntet ihr den Lauf (Standort) von Markus und Jenny und die noch zu absolvierende Strecke am Sonntag ab 09:00 Uhr live mitverfolgen:

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Wie es aussieht, wenn Markus Jürgens rückwärts läuft, könnt ihr diesem Video sehen:

Beim Hannover Marathon 2017 brach Markus Jürgens den Weltrekord im Rückwärtslaufen. Er benötigte 3:38:27.

© ANTENNE MÜNSTER

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