Digitales Semester: Sozialer Austausch fehlt

Uni-Leitung und Studierendenvertretung ziehen eine positive Bilanz nach der ersten Hälfte des Digitalsemesters. Trotzdem haben viele Schwierigkeiten mit der ungewohnten Situation.

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Das erste Online-Semester an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster läuft seit sechs Wochen. 90 Prozent der Lehrveranstaltungen können wie geplant stattfinden. Rektor Johannes Wessels zieht deshalb eine positive Bilanz. Die Server liefen inzwischen stabil, sagt er, nachdem es in den ersten beiden Wochen noch zeitweise zu Ausfällen kam. Aber: "Es ist kein Semester, wie wir es uns wünschen", so Wessels. "Wir merken, Interaktion ist ein ganz wesentlicher Teil von Universität."

AstA: Nur noch auf den Bildschirm starren belastet

Diese Rückmeldung bekommt auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA): "Für viele Studierende war das Online-Semester etwas komplett Neues. Man trifft sich nicht mehr an der Uni, man hat keinen sozialen Austausch. Das ist natürlich viel anstrengender, weil man sich sonst in Lerngruppen trifft, um sich über die Inhalte auszutauschen und weil man jetzt die ganze Zeit auf dem Bildschirm starrt. Das ist natürlich extrem belastend", sagt AStA-Vorsitzender Liam Demmke.

Psychische Belastung und finanzielle Nöte

Für manche Studierende wird das Online-Semester zu einer wahren Herausforderung, sagt Lina Eilers vom Sozialreferat des AStA. "Viele Studierende bekommen große psychische Probleme, weil sie das Haus kaum verlassen oder nicht wirklich vom Schreibtisch wegkommen." Die psychischen Beratungsangebote der Universität wurden entsprechend ausgebaut und werden von vielen Studierenden genutzt, heißt es aus dem Rektorat. Außerdem haben viele aufgrund der Corona-Krise ihre Nebenjobs im Einzelhandel oder der Gastronomie verloren, was wiederum finanzielle Nöte mit sich bringt. Über 135.000 Euro wurden bereits an Studierende in finanziellen Schwierigkeiten aus dem Corona-Notfonds ausgezahlt, den die Universität eingerichtet hatte.

Online-Prüfungen teilweise noch ungeklärt

Eine weitere Schwierigkeit sieht Liam Demmke außerdem darin, dass weiterhin viele Unsicherheiten bestehen: Viele Studierende fragen sich, wie es im nächsten Semester weitergeht oder wie etwa Prüfungen oder Hausarbeiten geschrieben werden sollen. Neben Vorlesungen und Seminaren müssen die Studierenden auch ihre Prüfungen online ablegen - nicht in allen Fällen ist bereits geklärt, wie diese genau ablaufen sollen. Ausnahmen gibt es vereinzelt für Klausuren in großen Studiengängen wie etwa BWL oder Jura. Hierfür hat die Uni in dieser Woche Räume in der Halle Münsterland gemietet.

Liam Demmke und Lina Eilers vom AStA©
Liam Demmke und Lina Eilers vom AStA
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ANTENNE MÜNSTER-Reporterin Franziska Krämer ist selbst noch Studentin und zieht zur Halbzeit eine Bilanz des ersten digitalen Semesters überhaupt. Das Semester sei nach anfänglichen Startschwierigkeiten soweit gut verlaufen. Den ganzen Beitrag von Franziska zum Anhören gibt es hier:

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